Kriminalstatistik:Weniger Einbrüche, mehr Unfälle

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Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek mit seinen leitenden Beamten Oliver Jauch, Florian Killich, Christine Bachmann und Frank Brosch (von links). (Foto: Nila Thiel)

Die Starnberger Polizei registriert fast 2000 Straftaten. Die Unfallfluchten haben leicht zugenommen, zudem wurden 97 Radfahrer verletzt.

Von Christian Deussing, Starnberg

Knapp 60 Beamte hat der Starnberger Polizeichef Bernd Matuschek in vier Schichten für sein Inspektionsgebiet mit rund 52 000 Einwohnern zur Verfügung. Und dies in angemessenen Uniformen. Denn auch für Polizistinnen und Polizisten der Starnberger Wache könnten Diensthosen und kurzärmelige Hemden wegen Lieferengpässen bald knapp werden. Auf dieses bayernweite Problem hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) gerade hingewiesen und auch Matuschek wartet seit vier Wochen auf die bestellte Dienstkleidung für seine Beamten.

Am Donnerstag ging es jedoch weniger um Bekleidung, sondern um die Kriminalitäts- und Verkehrsstatistik für 2023 im Starnberger Revier, zu dem auch die Gemeinden Tutzing, Feldafing, Pöcking und Berg gehören. Demnach wurden 1973 Straftaten registriert, wovon 1232 geklärt werden konnten. Das entspricht in etwa dem Niveau des vorangegangenen Jahres.

Gestiegen ist die Zahl der Diebstähle um 58 auf 511 Fälle, zudem erhöhten sich die Rauschgiftdelikte um 20 auf 115 Fälle. Doch diese dürften in diesem Jahr wegen der Cannabis-Legalisierung weniger werden, sagte Matuschek. Rückläufig sind seit 2020 die Wohnungseinbrüche, die von 36 auf elf Delikte zurückgegangen sind. Diese erfreuliche Tendenz hänge auch damit zusammen, dass die Bürger ihre Häuser besser absicherten, erläuterte Florian Killich, Leiter der Ermittlungsgruppe.

Laut Statistik gab es zudem 154 einfache Körperverletzungen, 49 gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie 239 Sachbeschädigungen und in vier Fällen einen Raub. Überdies mussten sich die Ermittler mit 221 Betrugsanzeigen befassen, die auch mit dem Internet, mit Schockanrufen und Enkeltrick sowie anderen betrügerischen Maschen zu tun hatten. Der Beute- und Vermögensschaden ist insgesamt bei den Straftaten um mehr als 1,1 Millionen Euro auf rund 5,3 Millionen Euro angestiegen.

Als Tatverdächtige ermittelten die Polizisten im vergangenen Jahr 40 Kinder, 109 Jugendliche, 69 Heranwachsende (18- bis 21-Jährige) und 842 Erwachsene. Insgesamt betrug die Aufklärungsquote 62,6 Prozent, die somit etwas unter dem Wert von 2022 lag. Inspektionsleiter Matuschek berichtete davon, dass mehr Eltern Delikte unter Kindern anzeigten. Außerdem hält er eine verbesserte Medienkompetenz für sehr wichtig, weil zum Beispiel das Versenden pornografischer Bilder in Klassenchats "brandgefährlich" sei und obendrein eine Straftat darstellt.

Präsentiert wurde auch die Verkehrsstatistik für 2023: Demnach ereigneten sich 1634 Unfälle auf den Straßen, das sind 62 mehr als im Jahr 2022. Die häufigsten Ursachen seien zu geringer Sicherheitsabstand, Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, sagte Oliver Jauch, Verkehrsexperte der Starnberger Polizei. "Nicht angepasste Geschwindigkeit" sei weiterhin einer der Hauptursachen bei Unfällen mit schwer verletzten Personen. In 21 Fällen führte Alkohol am Steuer zu Kollisionen, zu Unfallfluchten kam es in 417 Fällen.

Die meisten Radfahrer haben laut Polizei ihre Unfälle selbst verschuldet

Mehr als 100 Radfahrer sind im vergangenen Jahr verunglückt, wobei sich 97 verletzt haben. In Leoni kam eine 79-jährige Radlerin nach einem Sturz ohne Fremdbeteiligung ums Leben. Auffallend ist für Jauch, dass neun von zehn Radfahrern die Unfälle selbst verschuldet hätten. Aufgenommen wurden unter anderem auch 202 Wildunfälle mit Autofahrern.

Mit zwei Booten ist die Wasserschutzpolizei auf dem Starnberger See unterwegs. Dabei wurden in 324 Einsatzstunden 155 Sportboote kontrolliert. Es sei unter anderem der erforderliche Abstand zum Ufer nicht eingehalten oder rechtswidrig ein "Flautenschieber" eingesetzt worden, wie der stellvertretende Dienststellenleiter Frank Brosch berichtete. In einem Fall waren im November fünf ältere Ruderer gekentert, die mithilfe der Wasserwacht gerettet werden konnten.

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