Kulturpreis 2023:Zwischen Herzenssache und Herzinfarkt

Lesezeit: 3 min

Der Starnberger Kulturpreis geht 2023 an Ernst Quester, den Herausgeber der "Starnberger Hefte". Den Anerkennungspreis erhielt Kulturmanagerin Elisabeth Carr. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ernst Quester und Elisabeth Carr werden in Starnberg für ihr kulturelles Engagement geehrt.

Von Katja Sebald, Starnberg

Am Mittwochabend ist Ernst Quester für sein Lebenswerk mit dem Kulturpreis des Landkreises Starnberg in der Sparte Literatur ausgezeichnet worden. Der ehemalige Deutschlehrer und Herausgeber der Literaturzeitschrift "Starnberger Hefte" wurde vor allem als Förderer junger Talente und als "Literatur-Ermöglicher" gewürdigt. Die Kulturveranstalterin Elisabeth Carr erhielt einen Anerkennungspreis, unter anderem für ihre Mitwirkung an der Reihe "Literarischer Herbst".

Wer sich für Literatur interessiert, der komme an diesen beiden nicht vorbei, sagte Kulturreferentin Barbara Beck bei der Preisverleihung. Nicht nur die Kulturschaffenden aus der Region, darunter auch zahlreiche Preisträger früherer Jahre, hatten sich zum Festakt im Sitzungssaal des Landratsamtes eingefunden. Auch die Politprominenz, vertreten durch mehrere Kreisräte, Bürgermeister aus den Landkreisgemeinden und Starnberger Stadträte, war anwesend.

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Man wolle den Preisträgern einen Festabend bereiten, denn Kultur sei wichtig und müsse entlohnt werden, betonte Landrat Stefan Frey. Er schränkte jedoch ein: "Die Zeiten sind nicht rosig und uns bläst der Wind stark ins Gesicht." Deshalb müsse man oft abwägen, wofür man Geld ausgibt. Der Kulturpreis wird seit dem Jahr 2000 verliehen.

Über die vom Kreistag in diesem Jahr beschlossene Kürzung der Preisgelder von 5000 auf 3000 Euro für den Kulturpreis und von 2000 auf 1000 Euro für den Anerkennungspreis wurde auf der Bühne kein Wort verloren. Frey sprach vielmehr von "aktiver Kulturpflege", mit der man sich auch mit der Landeshauptstadt München messen könne.

Dann aber überraschten im Reigen der launigen Reden einmal mehr die Preisträger selbst. Ernst Quester hat als Deutschlehrer am Gymnasium Starnberg vor mehr als drei Jahrzehnten den Zirkel "Freies Schreiben" gegründet. Seit seiner Pensionierung vor gut zehn Jahren gibt er zusammen mit ehemaligen Schülern die "Starnberger Hefte" heraus, eine Zeitschrift für Literatur, Kunst und Geschichte im Fünfseenland.

Die "Starnberger Hefte" setzen stets eigene Themenschwerpunkte. Mal geht es um "schreiben reisen Dekopuppen"... (Foto: Julian Schmidt/oh)
...mal um den "Norden". (Foto: Julian Schmidt/oh)

Mit seinem "jahrzehntelangen Einsatz" und "beeindruckenden Resultaten" habe er sich um die literarische Kultur und den literarischen Nachwuchs in der Region verdient gemacht, hieß es in der Begründung der Jury. In der Redaktion sei man "stets dem engagierten Dilettantismus verschrieben", sagte Redner Fabian Müller in der Laudatio für seinen ehemaligen Lehrer. Besonders engagiert habe sich Quester aber auch mit Buchhändlern angelegt, wenn sie die "Starnberger Hefte" nicht prominent genug platzierten. Der Herausgeber hätte jedoch nicht weniger Freude an seiner Zeitschrift, wenn er ihr einziger Leser wäre.

Man habe die anfängliche Auflage um mehrere hundert Prozent steigern können, schilderte Quester in seiner Dankesrede. Er habe allerdings im Lauf der Jahre einen Herzinfarkt nach einer Redaktionssitzung erlitten, sei von einer Exkursion mit einem eingeklemmten Finger und einem "Kopfverband wie auf einem Gemälde von Otto Dix" nach Hause gekommen und habe einen Totalschaden an seinem Auto verursacht, als er beim Ausliefern der "Starnberger Hefte" im Winter an einen Baum gelandet sei.

"Wir lassen der Not keinen Schwung", sagt die Preisträgerin

Die Kulturveranstalterin Elisabeth Carr hatte den Sitzungssaal des Landratsamtes kurzerhand in einen "Kunstraum" verwandelt. Die Sängerin Julia von Miller hielt ihr nicht nur eine charmante und sehr persönliche Laudatio, sondern begleitete den Abend zusammen mit Robert Probst am Klavier, Dieter Holesch an der Gitarre und Ludwig Leininger am Kontrabass als "Julia von Miller Quartett" auch musikalisch.

Sie sagte, Carr habe mit den 2005 gegründeten "KunstRäumen am See" eine ganz eigene "Marke" geschaffen. Nie denke sie wirtschaftlich, sondern sei stets anspruchsvoll und schaffe immer wieder neue Konstellationen aus Menschen, Taten und Orten. Unter anderem gestaltet sie seit vielen Jahren den "Literarischen Herbst" im Landkreis Starnberg. "Dabei ist ihr viel Verbindendes und Beglückendes gelungen", so von Miller. "Ihr alle wisst um das Lebensmittel Kultur", sagte Elisabeth Carr, "wir lassen der Not keinen Schwung."

Sie bedankte sich bei ihren langjährigen Wegbegleitern, erinnerte an ihre vor wenigen Tagen verstorbene Mutter und trug ein Gedicht von Christian Morgenstern vor. Und so galt auch an diesem Abend, was die Jury über ihre Arbeit schrieb: Räume und die Kunst, die darin präsentiert wird, bilden eine Einheit und werden zu einem Gesamtkunstwerk.

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