Verkehr in Starnberg:Rumoren im Untergrund

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Ziemlich ramponiert: die Hanfelder Straße in Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Hanfelder Straße ist teils so ein Flickenteppich, dass es Autofahrer durchschüttelt wie auf einer Buckelpiste - zum Leidwesen der Anwohner. Nun soll der Belag zunächst provisorisch ausgebessert werden.

Von Peter Haacke, Starnberg

Zwischen Staatlichem Bauamt Weilheim, Abwasserverband und der Stadt Starnberg herrscht akuter Klärungsbedarf. Im Fokus steht jedoch nicht der B2-Tunnel, sondern die viel befahrene Hanfelder Straße. Die ist in Teilbereichen in höchst sanierungsbedürftigem Zustand - vor allem im unteren Bereich: Bodenwellen machen eine Reparatur unabdingbar. Beim Überqueren der schadhaften Stellen mit Spur- und Querrillen und vereinzelten Höhendifferenzen bis zu sechs Zentimetern schüttelt es Radfahrer und Autoinsassen wie auf einer Buckelpiste durch.

Trotz Tempo 30 erhöht das auch den Lärmpegel - zum Leidwesen der Anwohner. Die fordern nun schnellstmöglich Abhilfe. Mehr als 370 Unterschriften haben sie bis zum Freitagnachmittag per Online-Petition gesammelt. Unklar ist allerdings, wer die Reparatur beauftragen und bezahlen soll: die Stadt, die seit 2019 für den laufenden Unterhalt der zur Ortsstraße zurückgestuften Verbindung zuständig ist? Oder der bisherige Baulastträger, das Staatliche Bauamt, das die einstige Staatsstraße in ordnungsgemäßem Zustand hätte übergeben sollen? Doch die Gemengelage im Detail ist noch komplizierter.

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Dietrich von Witzleben und seiner Frau Amelie reicht es jedenfalls. Sie leben an der Hanfelder Straße und haben Stadt und Bauamt angeschrieben mit der Aufforderung, die Straße kurzfristig auszubessern. Lärmgrenzwerte sind nach ihrer Ansicht nicht eingehalten, Radfahrer könnten stürzen. Ein zusammengeschnittenes Video im Internet dokumentiert den Zustand. Sobald ein Lkw über die Bodenwellen fährt, ist das unüberhörbar. Die Forderung des Ehepaars an Stadtverwaltung und Bauamt: eine "sofortige Priorisierung der Angelegenheit".

Auf die Schnelle wird das aber kaum zu bewerkstelligen sein. Zum einen müssen vorab Kompetenzen und Verantwortlichkeiten geklärt sein, zum anderen müsste eine Sanierung der Hanfelder Straße in den Gesamtfahrplan passen. Ende August wird in Starnberg die Bundesstraße 2 wegen einer neuen Eisenbahnbrücke komplett gesperrt, im Mühlthal ist die Gautinger Straße wegen eines Böschungsrutsches zeitweise gesperrt. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Verkehrssituation in Starnberg.

Die Hanfelder Straße ist schon lange nicht mehr in Bestform: Fährt ein Lkw über die Bodenwellen, ist das deutlich hörbar - selbst bei Tempo 30. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Achtung: Das Gefahrzeichen 112 "Unebene Fahrbahn" mit zwei schwarzen Wellen auf weißem Grund warnt vor Unebenheiten in der Fahrbahn wie Schlaglöcher, Bodenwellen, Querrinnen oder Schienen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zwar sind die Zuständigkeiten für das Straßenwesen im Grundsatz geregelt: Ortsstraßen fallen in die Verantwortung der jeweiligen Kommune, um Kreis-, Staats- und Bundesstraßen kümmert sich der Freistaat. Doch Hanfelder Straße - einst Staatsstraße 2069 - und Söckinger Straße (Staatsstraße 2070) sind Sonderfälle. Mit Freigabe der Starnberger Westumfahrung im Dezember 2018 haben sich die Verantwortlichkeiten durch die Abstufung zu Ortsstraßen geändert. Für Starnberg ergaben sich hieraus zwei Optionen: entweder eine Übernahme der Straßen im reparierten Zustand oder im Ist-Zustand unter Gewährung einer Zahlung. Das Staatliche Bauamt hatte im Sommer 2019 nach Begutachtung beider Straßen einen Reparaturkostenbedarf in Höhe von 1,1 Millionen Euro ermittelt.

Überraschend aber lehnte der Stadtrat im Dezember 2020 eine Entschädigungszahlung ab und stellte zudem den vom Bauamt vorgeschlagenen Umfang notwendiger Arbeiten in Frage. Das Gremium befürchtete eine "Billig-Sanierung". Folge war eine zeitliche Verzögerung. "Mit der Klärung technischer Fragen konnte erst nach einer rechtlichen Klärung im Sommer 2022 begonnen werden", erklärt dazu Silke Schweigler, Leiterin der Abteilung Straßenbau beim Staatlichen Bauamt.

Allein mit kosmetischen Arbeiten wird es kaum getan sein

In welchem Zustand die Hanfelder Straße derzeit tatsächlich ist und ob weitere Schäden seit 2019 hinzugekommen sind, ist unbekannt. Doch auch die Ortsverbindung zwischen Starnberg und Söcking ist ein Flickerlteppich. Man wird also verhandeln müssen. Nur soviel ist klar: Allein mit kosmetischen Arbeiten wird es kaum getan sein. Die Bodenwellen auf der Hanfelder Straße im Bereich zwischen Schulstraße und Tutzinger-Hof-Platz müssten abgefräst werden, womöglich ist sogar die Erneuerung des gesamten Unterbaus erforderlich. Hinzu kommt: Auch der Abwasserverband hegt Zweifel am ordnungsgemäßen Zustand der Straßenentwässerung in diesem Bereich, womöglich muss das System erneuert werden. Ungeklärt ist auch die wasserrechtliche Genehmigung. Dass es am Ende bei den ursprünglich veranschlagten 1,1 Millionen Euro Gesamtkosten für die Reparatur der ehemaligen Staatsstraßen bleibt, gilt als unwahrscheinlich.

Immerhin: Das Staatliche Bauamt beabsichtigt, noch dieses Jahr einen Großteil der im Jahr 2019 festgestellten Fahrbahninstandsetzungen durchzuführen, wie Schweigler mitteilt. Voraussichtlich im Herbst sollen die Arbeiten beginnen. Die Stadt Starnberg wolle den schadhaften Straßenbelag bis Ende März zumindest provisorisch ausbessern, erklärt Starnbergs Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl. Wie sich das Kostenpaket zwischen Staatlichem Bauamt, Stadt Starnberg und Abwasserverband aufteilt, wird Verhandlungssache sein.

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