Starnberg:Kostenexplosion im Landratsamt

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Für den Anbau der Kreisbehörde waren einst sieben Millionen Euro eingeplant. Mittlerweile ist die Rede von Ausgaben in Höhe von 18,5 Millionen Euro - FDP-Fraktion fordert, auf das Vorhaben zu verzichten.

Von Michael Berzl, Starnberg

Der Anbau fürs Starnberger Landratsamt existiert bis jetzt nur auf dem Papier, bis die Arbeiten beginnen, vergehen noch einige Monate, aber die Kosten laufen jetzt schon davon. Während anfangs die Schätzungen noch in einer Größenordnung von sieben Millionen Euro lagen, sind es jetzt schon 18,5 Millionen. Fast einstimmig hat sich der Kreisausschuss am Donnerstag dafür ausgesprochen, den Kostenrahmen entsprechend anzupassen. "Ich bin auch nicht erfreut, dass es so läuft", sagte Landrat Karl Roth. Aber er sieht keine Alternative zu einem Anbau. Die eigentliche Entscheidung fällt am 23. Juli in der letzten Sitzung des Kreistags vor der Sommerpause.

Vor allem Giftstoffe im Boden verursachen einige Komplikationen und immense Mehrkosten. Die Werte für Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) im Grundwasser sind zu hoch, was darauf hindeutet, das Asphalt im Boden vergraben ist. Das Wasserwirtschaftsamt verlangt weitere Proben, der Boden muss aufwendig entsorgt werden, diverse Umplanungen sind notwendig. Altlasten wurden auf einer Fläche festgestellt, auf der neue Parkplätze angelegt werden sollen. Allein dafür klettern die voraussichtlichen Kosten auf 600 000 Euro. Zudem ist davon auszugehen, dass in dem für den Anbau vorgesehenen Bereich nicht besser aussieht. An der Kontamination im Boden scheitert auch die ursprüngliche Idee, wie die Sitzungssäle mit Grundwasser gekühlt werden könnten. Auch da muss eine andere Technik zum Einsatz kommen, die dann wie ein Wärmetauscher funktioniert, auch da sind Pläne zu überarbeiten. Dazu kommen noch die allgemeinen Preissteigerungen durch den derzeitigen Bauboom. Zuletzt hatte der Kreistag vor zwei Jahren ein Kostenbudget von 15 Millionen Euro beschlossen; das reicht nun bei weitem nicht mehr aus.

Angesichts dieser Entwicklung forderte der FDP-Fraktionssprecher Oswald Gasser, auf den Anbau ganz zu verzichten. "Lasst uns jetzt die Reißleine ziehen", sagte er. Florian Duday (Grüne) erklärte: "Mir wird schwarz vor den Augen, wenn ich diese Zahlen sehe". Eva-Maria Klinger (CSU) bezeichnete aber wie andere Kreisräte auch den Anbau als "alternativlos". Mehrfach kam die Anregung, ein anderes teures Neubauprojekt des Kreises, das geplante Gymnasium in Herrsching, zu überdenken. Albert Luppart (Freie Wähler) warnte, die Verschuldung des Kreises, die künftigmit 110 Millionen Euro veranschlagt ist, könne noch viel höher ausfallen, zumal es auch beim Bau der Fachoberschule Probleme mit Altlasten geben könnte.

Weil der Platz in dem preisgekrönten Behördenbau nicht mehr ausreicht, sind etliche der insgesamt mehr als 500 Mitarbeiter vorübergehend in angemietete Räume ausquartiert. In dem vom Architekturbüro Auer und Weber geplanten Anbau sollen 159 Arbeitsplätze geschaffen werden. Seit einer Woche liegt der Bauantrag für die Erweiterung bei der Stadt Starnberg. "Wenn es geht, wollen wir heuer noch den ersten Spatenstich machen", sagte Landrat Roth. Kreiskämmerer Stefan Pilgram rechnet mit einem Baubeginn im nächsten Jahr und einer Fertigstellung Ende 2020.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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