Starnberg/Herrsching:Schweinskopf, wo bist du?

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Das Fünfseen-Filmfestival ist leider noch kein kulinarisches Fest

Von Astrid Becker, Starnberg/Herrsching

Ach, wie war es wieder schön: Das Fünfseen-Filmfestival ist jedes Jahr aufs Neue ein Hochgenuss- zumindest für Cineasten und Popcornliebhaber. So ein Ausflug in die Welt der bewegten Bilder ist allerdings aus kulinarischer Sicht im Landkreis eher fad. Denn die Gastronomen hierzulande haben das Potenzial, das in diesem doch so besonderen Event steckt, noch immer nicht erkannt. Dabei hätte das Programm, das Mathias Hellwig diesmal ersonnen hat, durchaus inspirierend auf die ewig klagende Branche wirken können.

Man denke einfach mal an den Film "Birnenkuchen mit Lavendel". Allein der Titel hätte jeden Konditor im Kreis auf die Idee bringen können, sich doch mal eingehend mit dieser süßen Rezeptur zu befassen. Aber wer sich in den vergangenen zwölf Tagen in den Cafés und Bäckereien des Kreises umsah, fand vom Quarktäschchen über Käsekuchen bis hin zum Zwetschgendatschi nahezu alles, aber keinen Birnenkuchen. Schon gar keinen mit Lavendel. Ähnlich verhält es sich beispielsweise mit "Schweinskopf al dente". Wo bitte steht denn der noch auf der Karte? Dabei gibt es doch auch in Starnberg Wirtshäuser, die sich mit diesem Thema mal auseinandersetzen könnten, wenn ihnen Hellwig schon so eine Vorlage liefert. Doch kein Schweinskopf weit und breit. Zumindest nicht am letzten Samstag des diesjährigen Festivals, an dem der Eberhofer-Krimi in Starnberg lief. Ersatzweise konnten die Kinobesucher allenfalls in die nächste Metzgerei stürmen und sich mit Presssack eindecken, dessen wohl wichtigste Zutat der Schweinskopf sein dürfte.

Aber es geht noch schlimmer. Da wurde gleich zwei Mal ein Dokumentarfilm über das mehrfach als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnete "Noma" in Kopenhagen gezeigt, und niemand an den Spielstätten Starnberg und Herrsching wagte sich an nordische Molekular-Küche. Einzig das Bio-Café Luna am Kirchplatz öffnete am 29. Juli, als der Noma-Film lief, ausnahmsweise abends und bot Vorspeisen an, allerdings weder Fisch noch Meeresgetier. Schon gar nichts, was mit Hilfe von flüssigem Stickstoff in Kügelchen verwandelt wurde. Nicht einmal den Ehrengästen des Filmfests wurde kulinarische Aufmerksamkeit gezollt. Dabei hätten Doris-Dörrie-Sushi, Heiko-Ferch-Zigarren oder Currywürste à la Dani Levy bestimmt reißenden Absatz gefunden. Wahrscheinlich sogar bei den Namensgebern selbst. Aber nichts.

Das war mal anders: 2012, als Martina Gedeck Ehrengast war, besann man sich auf deren Rolle als Chefköchin in "Bella Martha". Die Vorführung wurde damals mit passenden Speisen begleitet. Wenn man also will, geht alles. Auch beim Fünfseen-Filmfestival.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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