Starnberg:Gefiederte Untermieter ausgesperrt

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Vogelschützer machen auf Probleme bei der Suche nach Brutplätzen aufmerksam und hoffen auf Hilfe von Hausbesitzern.

Von Sabine Bader, Starnberg

Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer. Wie wahr dieser Spruch werden kann, zeigt sich in diesen Tagen: Die ersten Schwalben ziehen bereits am Himmel ihre Kreise, während das Thermometer nachts auf bis zu minus 5 Grad fällt. Das hat zur Folge, dass keine Insekten fliegen, die den Vögeln als Nahrung dienen. So ungastlich sieht die Lebenswirklichkeit für die gefiederten Neukömmlinge in diesen Tagen im Fünfseenland aus.

Daran ist allerdings nur zum kleinen Teil das kalte Wetter schuld. "Die Bestände der Rauch- und Mehlschwalben sowie der Mauersegler gehen schon seit vielen Jahren zurück", weiß Paul Wiecha, der Leiter des Arbeitskreises "Schwalben und Mauersegler" im Landesbund für Vogelschutz (LBV). Die Gründe dafür seien vielfältig: Zum einen verringert sich das Nahrungsangebot für die Vögel, weil der Bestand an Insekten generell geringer wird. Zum anderen werden Grund und Boden in hiesigen Breiten intensiv genutzt. Wenn es auch banal klingen mag: Es mangelt an lehmigen Pfützen, in denen die Vögel Baumaterial für ihre Nester sammeln können.

Ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesbunds für Vogelschutz versuchen nun, die Brutvoraussetzungen für die Tiere zu verbessern. Dies ist allerdings nur möglich, wenn Hausbesitzer dabei mithelfen. Die Vogelschützern werben deshalb bei den Bürgern um Verständnis für die Situation der Tiere. Denn die Rauchschwalben zum Beispiel bauen ihre Nester im Inneren von Gebäuden. Sie sind darum auf dauerhaft geöffnete Einflugmöglichkeiten angewiesen. "Derartige Brutplätze gehen aber häufig bei der Modernisierung von Stallungen verloren. Mauerseglern nehmen thermische Gebäudesanierungen die Brutplätze weg", erklärt Wiecha. Da beide Vogelarten aber jahrelang im Frühjahr an ihre angestammten Brutplätze zurückkehren, sei ein Verlust für sie kaum ersetzbar.

Doch Wiecha will nicht jammern. Die Bürger im Fünfseenland seien generell offen für die gefiederten Untermieter in und an ihren Gebäuden, hat er festgestellt. Nicht selten hätten Hausbesitzer auch schon bei LBV-Mitarbeitern angefragt, wie sie es anstellen können, dass Vögel an ihren Häuser brüten. Darüber hinaus habe man im vergangenen Jahr durch die Hilfe der Bevölkerung einen großen Teil an Brutplätzen kartieren können.

Wie Paul Wiecha berichtet, ist es gelungen, etwa 800 Nester von Schwalben und Mauerseglern zu lokalisieren. Da dies bei weitem nicht alle sind, ist der LBV-Kreisverband darauf angewiesen, dass Haus- und Hofeigentümer die ihnen bekannten Vogelbrutplätze oder Kolonien entweder per Mail an ak.schwalben@yahoo.de oder unter der Telefonnummer 08151/18 92 00 melden.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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