Mitten in Starnberg:Eisfreie Zone

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Kaum ist Sonne da, kommt die Lust auf eine Kugel Eis. (Foto: Imago)

Wenn die Temperaturen steigen, erwacht auch wieder der Appetit auf ein paar Eisbällchen mit Zitrone oder Erdbeere. In Starnberg sind derlei Gelüste jedoch fehl am Platz - zumindest vorerst.

Glosse von Astrid Becker, Starnberg

Herrlich. Vorbei diese Temperaturen von gefühlten Minus 20 Grad Celsius, bei denen man sich täglich fragte, ob ein Paar Handschuhe wirklich genüge, sich der Wintermantel im vergangenen Jahr nicht doch viel wärmer anfühlte und wie viel Glühwein man eigentlich trinken müsste, um diese permanent kalten Füße loszuwerden. Wahrscheinlich ein ganzes Fass. Was aber kein Mensch ernsthaft in Erwägung ziehen dürfte - bisher zumindest.

Schon gar nicht dann, wenn schon wieder die Krokusse im heimischen Garten blühen, die Leberblümchen ihre Köpfe aus dem Waldboden strecken und der Star seinen Nistkasten über der Terrasse bezieht. Alles untrügliche Anzeichen dafür, dass die warme Jahreszeit nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Und damit auch die Zitronen- und Erdbeer-Eiszeit wiederkommt. Weil einfach nichts so sehr nach Sommer schmeckt wie diese beiden Sorten.

Und deshalb kann es für diesen frühlingshaften Nachmittag nur einen Plan geben: Flanieren in Starnberg und dabei ein Eis schlecken. Aber das Leben ist kein Ponyhof. Was die deutsche Punkband "Die Schröders" schon vor gut 20 Jahren wusste. Und die Liebhaberin von Zitronen- und Erdbeereis spätestens seit diesem speziellen Nachmittag.

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Zwar soll in den einstigen Kiosk von Werner Gschwendtner direkt an der Starnberger Seepromenade eine Eisdiele einziehen. Heißt es. Aber außer einem Bauzaun ist nichts davon zu sehen. Nicht einmal ein kleines Schild, das Vorfreude auf künftige Genüsse erweckt. Nichts, einfach nur gar nichts. Wer vorbeikommt, fragt sich sofort, ob dort wirklich irgendwann irgendwas verkauft wird. Das Eiscafé Stracciatella, unweit davon entfernt in den Seearkaden, klingt zwar verheißungsvoll süß, hat aber geschlossen. Also kein Eisbecher, keine Waffel. Nicht mal einen Klecks Sahne kann man hier erwarten. Wie lange das noch so sein wird? Keine Ahnung. Am "Gelatok" in der Wittelsbacher Straße hängt ein immerhin ein riesiges Banner: Man freue sich, die Gäste im nächsten Jahr wieder begrüßen zu können. Steht dort.

Das gemeinte "nächste Jahr" ist zwar längst da, Gäste werden aber bisher keine begrüßt. Wie auch. Eisverkäufer sind ja weit und breit nicht zu entdecken. Immerhin erfährt man auf einer mit Kreide beschriebenen Tafel, dass es dort nicht nur Eis, sondern sogar wieder Cappuccino geben wird. Auch lactosefrei oder mit Bio-Hafermilch. Na, prima.

Rettung verheißt in dieser misslichen Situation also nur noch die Eiswerkstatt am Kirchplatz. Die ist immerhin ganzjährig geöffnet. So schlau, wie man selbst ist, sind aber auch andere Eisliebhaber. Die Schlange dort ist jedenfalls so lang, dass es vermutlich dunkel geworden wäre, ehe man eine der begehrten Waffeln in den Händen gehalten hätte. Fassungslos fragt man sich nun, was sich die Eisdielenbetreiber eigentlich bei all dem denken? Und: Wo sind die alle überhaupt?

Klar. Wahrscheinlich in Italien. Beim Eis essen. Wahrscheinlich tonnenweise Zitrone und Erdbeere. Und während man darüber sinniert, fällt der Blick aufs Handy. Genauer gesagt: auf den Wetterbericht für Starnberg. Und der sieht für die nächsten Tage gar nicht mehr frühlingshaft, sondern eher nach Spätwinter aus. Der dicke Mantel darf also nicht in den Keller. Die zwei Paar Handschuhe ebenso wenig. So viel ist klar. Eines aber nicht: Wo bitte gibt es denn jetzt noch Glühwein? Man würde ihn sicherheitshalber sofort ordern. Zur Not sogar ein ganzes Fass.

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