Starnberg/Dinard:Bekenntnis zu Europa

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Eine junge Kastanie mit Sitzbank brachte Starnbergs Bürgermeisterin Eva John nach Dinard mit, um sie dort im Sinne der Freundschaft zu pflanzen. (Foto: Astrid Becker)

Starnberg und Dinard feiern zusammen das 40-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. Nach der Aussöhnungsphase geht es jetzt darum, die Jugend für die Jumelage zu gewinnen.

Von Astrid Becker, Starnberg/Dinard

Ganz ohne Pathos geht es dann doch nicht: Bei der offiziellen Feier zum 40. Geburtstag der Städtepartnerschaft zwischen Starnberg und Dinard sieht man viele feuchte Augen. Bei Heribert Thallmair zum Beispiel. Bei Ferdinand Pfaffinger. Oder auch bei Eva John, die vor zwei Jahren zum ersten Mal als Bürgermeisterin der Kreisstadt mit einer Delegation nach Dinard gefahren war. Nun wurde sie mit der Ehrenbürgerwürde der bretonischen Stadt am Meer ausgezeichnet, was sie persönlich offensichtlich rührte, sie jedoch wohl auch zu einem weitaus größeren Engagement für diese Partnerschaft verpflichten soll. Denn trotz enger freundschaftlicher Bande, die längst geknüpft worden sind, mangelt es auf beiden Seiten an jungen Menschen, die die Partnerschaft in die Zukunft führen.

In zwei Bussen, mit der Bahn und auch dem Privatauto waren etwa 90 Starnberger fast 1300 Kilometer weit an die Nordwestküste Frankreichs gereist. Einerseits, weil nach zwei Jahren turnusgemäß wieder eine Starnberger Delegation die französische Partnerstadt besuchen sollte, andererseits aber auch, weil die Freundschaft zwischen den beiden Städten nun bereits seit 40 Jahren besteht.

1977 hatten der damalige Starnberger Bürgermeister Heribert Thallmair und der französische Verteidigungsminister, der damals auch Bürgermeister von Dinard war, Yves Bourges, die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Um die Aussöhnung von Deutschland und Frankreich war es anfangs gegangen, mittlerweile steht ein klares Bekenntnis zu Europa im Vordergrund, was auch bei einer symbolischen Handlung im Parc du Port Breton deutlich wurde. Die Nationalflaggen beider Länder flatterten im Wind, erinnert wurde an den einstigen Leitspruch für die Partnerschaft,der auch schriftlich von den Stadträten beider Kommunen in einer gemeinsamen Sitzung fixiert wurde: "Freunde sein, Vergangenheit überwinden, Jugend einbeziehen und zu toleranten Menschen machen, für ein gemeinsames Europa einstehen." Die Bedeutung dieses Satzes habe heutzutage noch eine weitaus höhere Bedeutung bekommen angesichts nationalistischer und rechtsextremer Strömungen in Europa, meinen einige der Delegationsteilnehmer beim Festakt, bei dem eine junge Kastanie gepflanzt und mit einer Bank aus Starnberger Holz umrundet wurde.

Ähnliches wurde dann am Festabend in einem Herrenhaus in der Nähe von Dinard immer wieder geäußert, was zusammenfassend wie eine Erneuerung des einstigen Partnerschaftsgedankens verstanden werden konnte. Marc Bonnel beispielsweise, der vor 40 Jahren als Gastgeber der Starnberger Delegation fungierte, sieht in der "Jumelage", wie eine Städtepartnerschaft in seiner Sprache heißt, die Basis für ein "Europa des Friedens und der Brüderlichkeit". Dem stimmt auch Jean-Claude Mahé zu, der zwar erst seit etwa zwei Monaten Bürgermeister der Stadt Dinard ist - aber der sich dort bereits viele Jahre lang als Referent um alles kümmerte, was die Partnerschaft zwischen Starnberg und Dinard anbelangte.

Er ist daher eine Art Hoffnungsträger für die Teilnehmer der Delegation, allen voran für die Vorsitzende des hiesigen Vereins "Freunde von Dinard", Angelika Galata. Zwar hatte sich auch Mahés Vorgängerin, Martine Craveia-Schütz, ebenfalls klar zu der Städtepartnerschaft bekannt und John auch noch zu der Ehrenbürgerwürde verholfen, Mahé gilt aber nun einmal als besserer Kenner der Materie und ihrer Schwierigkeiten, zum Beispiel wie man die nächste Generation an die Partnerschaft binden kann.

Ein Problem allerdings gibt es auch hier: Mahé will sein Amt aus Altersgründen nur mehr drei Jahre ausüben und dann aufhören. Diese Zeit müsse nun genutzt werden, um die Jugendarbeit zu intensivieren, ist von beiden Seiten zu hören. Gedacht wird beispielsweise an einen stärkeren Austausch untereinander, zum Beispiel in Form wechselseitiger Praktika, mit Hilfe kostengünstiger Aufenthalte in der jeweils anderen Stadt für junge Eltern und durch Vernetzung der Jugendleiter verschiedener Vereine.

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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