Tag des offenen Denkmals:Zum Gedenken an den König

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Mysteriöse Geschichte: Ein Holzkreuz am Ostufer des Starnberger Sees markiert die Stelle, an der König Ludwig II. und sein Leibarzt am 13. Juni 1886 leblos im Wasser gefunden wurden. Zum Gedenken an den Tod des Märchenkönigs wurde später die Votivkapelle errichtet. (Foto: Arlet Ulfers)

Am Sonntag sind Türen geöffnet, die sonst verschlossen sind. Auch die Gedächtniskapelle des Märchenkönigs am Starnberger See kann nach Jahren der Restaurierung besichtigt werden.

Von Tim Graser, Berg

Stolz thront die Votivkapelle zum Gedächtnis an König Ludwig II. über dem Ostufer des Starnberger Sees in Leoni. Zu ihren Füßen markiert ein große Holzkreuz im Wasser die Stelle, an der der extravagante Monarch im Juni 1886 unter bis heute ungeklärten Umständen sein Leben verlor. Das Gebäudes wurde saniert, die Arbeiten sind nun abgeschlossen. Feuchtigkeit war in die Mauern eingedrungen und hatte auch die Wand- und Deckenmalereien beschädigt. Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals an diesem Sonntag kann die Kapelle nun komplett und in altem Glanz besichtigt werden. Normalerweise versperrt ein eisernes Portal den Weg in den Innenraum.

Die Votivkapelle ist eigentlich eine Gedächtniskapelle

Geweiht als Gedächtniskapelle taucht sie nach kurzer Zeit in frühen Handwerkerrechnungen jedoch schon unter der Bezeichnung "Votivkapelle" auf, noch bevor die Gedenkstätte im Jahr 1900 fertiggestellt wurde. Viele dieser Handwerker waren damals auch schon am Bau von Schloss Neuschwanstein beteiligt. Als Votivkirche wird eine Kirche bezeichnet, die als Zeichen des Dankes zur Rettung aus einer Notlage, oder - wie in diesem Fall naheliegender - zur Sühne erbaut wurde. Der Name "Votivkapelle" stammt also aus dem Volksmund und bescheinigt nach Ansicht von Fachleuten ein schon damals herrschendes Misstrauen darüber, wie der "Kini" wirklich ums Leben kam. Einmal jährlich, zum Todestag des Königs, treffen sich hier deswegen königstreue Altbayern und gedenken mit Fahnen und Blumenkränzen dem Monarchen.

Fritz Demmel vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds hat die Restaurierung betreut. "Mit einem ganzen Stab von Handwerkern haben wir dann versucht, den Bau zu restaurieren", sagt Demmel. Zuvor, im Jahr 2014, hatte eine Spezialfirma aus Leipzig den ganzen Bau digital vermessen. "Es war keine Restaurierung bis ins Letzte. Es wurde das behoben, was baulich notwendig war." Das war vor allem die Feuchtigkeit in den Wänden, die nach Probebohrungen festgestellt wurde. Dafür wurden ein im Kirchenbau erfahrener Architekt, ein Statiker sowie speziell in der Denkmalpflege kundige Handwerker engagiert. Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals gibt Demmel am Sonntag zwei kostenlose Führungen durch die Kapelle, jeweils um 11 und um 13 Uhr. Anmeldungen sind nicht nötig.

Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 jährlich bundesweit von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgerichtet. Dabei sollen historische Gebäude und Orte für die Öffentlichkeit geöffnet werden, die sonst nicht oder nur eingeschränkt zugänglich sind. Dieses Jahr sind deutschlandweit 5000 Denkmale geöffnet und können besichtigt werden. Mit dem Tag des offenen Denkmals beteiligt sich die Stiftung am Programm "European Heritage Days" der europäischen Union. Im Landkreis Starnberg sind außer der königlichen Kapelle noch zehn weitere Denkmale zu besichtigen.

Das historische Kaufhaus Biller in Starnberg verkaufte früher Textilien und "Kolonialwahren" und ist am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. (Foto: Ulrike Mertz/oh)

In Starnberg führt Claudia Wagner (Treffpunkt 9 Uhr und 16 Uhr an der Ostseite des Bahnhofs) zu verschiedenen Denkmalen in der Stadt, auch ins ehemalige Kaufhaus Biller, das von 10 bis 18 Uhr auch separat besichtigt werden kann. Führungen im nahe gelegenen Leutstetten gibt auch Karl Hebler von der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal. Jeweils um 10 und um 14 Uhr zeigt er Interessierten das Gelände der Villa Rustica, den archäologischen Fundort eines alten römischen Gutshofs. Auch das Lochmannhaus, ein Bauern- und Fischerhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert, beim Museum Starnberger See kann besichtigt werden. Direkt daneben führt Christian Later vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege über die archäologische Ausgrabung der ehemaligen Pfarrkirche St. Benedikt (jeweils um 11 und 13 Uhr).

Das Bajuwarenzimmer im Museum SchichtWerk in Gilching zeigt historische Exponate aus der Zeit des bayerischen Stammesherzogtums. (Foto: Annette Reindel)

In Erling kann eine 550 Jahre alte Schmiede besichtigt werden. Von 10 bis 14 Uhr können Interessierte dort die Arbeit eines Hufschmieds näher kennen lernen. Der Verein Zeitreise in Gilching klärt an einem Informationsstand zwischen 14 und 17 Uhr über den Zeitreisetunnel in der Fußgängerunterführung der neuen Westumfahrung auf, der in zwölf bildhaften Szenen aus verschiedenen Epochen über die Entwicklung der Gilchinger Römerstraße berichtet. Im Museum Schichtwerk an der Brucker Straße lädt der Verein zur gleichen Zeit zur Zeitreise ein.

Wer am Sonntag keine Zeit hat, kann die Starnberger Stadtgeschichte bis Jahresende auch mit der "Actionbound"-App erkunden und eine digitale Schnitzeljagd absolvieren. Mehr Details zum Programm des Tages des offenen Denkmals, inklusive einer "Denkmalkarte", finden sich auch online auf der Website der Stiftung. Die Votivkappelle des unglücklichen Märchenkönigs ist jedoch nur an diesem Sonntag zu besichtigen. Danach bleiben die eisernen Gittertore wieder für ein weiteres Jahr geschlossen.

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