CSU Starnberg:Kuschelkurs im Karpfenteich

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Der neue, alte Ortsvorstand der Starnberger CSU mit (v.li.) Robert Weiß, MdB Michael Kießling (Gast), Stephanie Weber, Rudi Nirschl, Vorsitzende Charlotte Meyer-Bülow, Thomas Beigel und Andreas Weger. Es fehlt Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl. (Foto: Nila Thiel)

In großer Harmonie bestätigt der Ortsverband der Christlich-Sozialen Union seinen Vorstand. Die großen Probleme der Kreisstadt bleiben ebenso außen vor wie der bevorstehende Landtagswahlkampf.

Von Peter Haacke, Starnberg

Der größte Hecht im schwarzen Karpfenteich der Kreis-CSU ist der Ortsverband Starnberg. Mit rund 200 Mitgliedern haben die Christsozialen aus der Kreisstadt ein gewichtiges Wörtchen im Fünfseenland mitzureden, wenn es um Posten, Pöstchen und gewichtige Entscheidungen geht. Landrat Stefan Frey hat hier seine Hausmacht, auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kießling weiß sich in Starnberg stets gut aufgehoben.

Grund für die Zusammenarbeit zwischen christsozialen Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern dürfte auch der gute Rückhalt im Starnberger Ortsvorstand mit Charlotte Meyer-Bülow an der Spitze sein: Die 40-jährige Juristin, die am Donnerstag ohne Gegenstimme erneut im Amt bestätigt wurde, ist so etwas wie ein Glücksfall für die CSU, auch wenn ihr der Durchbruch auf höherer politischer Ebene noch nicht gelungen ist - vorerst jedenfalls.

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Insgesamt nur 26 Wahlberechtigte hatten sich am Donnerstag im Schützenheim Hanfeld eingefunden, um einen neuen Ortsvorstand nebst Beisitzern, Kassenprüfern und Delegierten zu küren. Auf dem Programm stand das Übliche: Rechenschaftsbericht der Ortsvorsitzenden, Berichte des Schatzmeisters und der Kassenprüfer, Entlastung - alles ohne Probleme. Doch während im übrigen Freistaat angesichts des nahenden Wahlkampfs um Land- und Bezirkstagsmandate nahezu alle Parteien bereits mit den Hufen scharren, blieb es im Sportheim der Bergschützen bemerkenswert harmonisch.

Meyer-Bülow lobte überschwänglich die Zusammenarbeit im CSU-Vorstand ("Ihr seid super"), Landrat Frey berichtete von Themen und Problemen aus dem Landkreis, Thomas Beigel aus dem Stadtrat, und auch Kießling, der nach eigenem Bekunden zuweilen mehr Zeit mit Frey als mit seiner Frau verbringt, referierte nur Grundsätzliches zu Entscheidungen der Regierung in Berlin. Attacken oder zumindest kleine Seitenhiebe auf die politische Konkurrenz in Landkreis oder Stadt? Fehlanzeige - die CSU im Kuschelmodus.

Dabei hätte sich angesichts einer üppigen Themenlage speziell für die Kreisstadt durchaus ein weites Spielfeld - Seeanbindung, B2-Tunnel, Bayerischer Hof, Wohnungs- und Finanznot - zur kritischen Debatte ergeben können. Doch das war nicht angesagt angesichts des abendfüllenden internen Wahlprogramms. Die CSU beließ es bei Benennung der wichtigsten Themenfelder, zumal sich auch der von der CSU unterstützte Starnberger Bürgermeister Patrick Janik kurz zuvor erkrankt abgemeldet hatte.

Immerhin: Meyer-Bülow skizzierte mit sympathischem Lächeln den Disput zwischen Ortsvorstand und Stadtratsfraktion im Herbst um "See and the City". Digitalbeauftragter Rudi Nirschl lobte mit Blumenstrauß in der Hand die sportlich-noble Haltung von Meyer-Bülow, die in einer Kampfabstimmung um den CSU-Kreisvorsitz der Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig nur knapp unterlegen war. Die innerparteilichen Wogen sind wieder geglättet, die Sachthemen blieben außen vor - vorerst jedenfalls.

Konkurrenzlos: CSU-Ortsvorsitzende Charlotte Meyer-Bülow hat keine internen Widersacher zu befürchten. (Foto: Nila Thiel/Starnberger SZ)

Die Vorstandswahlen selbst brachten keine Überraschungen, lediglich um die Besetzung des Beirats und der Delegierten-Liste für die Versammlung der Kreisvertreter gab es mehr Bewerber als Plätze. Ein Luxusproblem der Starnberger, in vielen anderen CSU-Ortsvereinen herrscht drastischer Personalmangel. Abgesehen von Gerd Weger ("Einmal in der JU, immer in der CSU"), der für seine mehr als 50-jährige Mitgliedschaft und 48 Jahre als Stadtrat geehrt wurde, überreichte Meyer-Bülow langjährigen Mitgliedern - darunter Hannelore Hartmann, Adalbert Stürzer und Tilo Flesch - Ehrenurkunden. Mit dem Harmoniekurs der Starnberger CSU aber dürfte es angesichts des bevorstehenden Wahlkampfs schon bald vorbei sein: Dann ist wieder Attacke angesagt.

CSU-Ortsvorstand Starnberg: Charlotte Meyer-Bülow (Vorsitzende) Stefanie Weber, Robert Weiß, Andreas Weger (alle Stellvertreter); Thomas Beigel (Schatzmeister); Angelika Kammerl (Schriftführerin); Rudi Nirschl (Digitalbeauftragter); Stefan Frey, Karl Müller, Marcus Schweiger, Gerd Weger, Katharina Hutterer, Xaver Klingler, Silke Gadilhe, Andrea Reichler (alle Beisitzer).

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