Corona-Auszeit: Die Großmutter:"Die Zeiten werden wieder besser"

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Auf ihre elf Enkel muss die VdK-Kreisvorsitzende und ehemalige Stadträtin Barbara Frey derzeit verzichten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Barbara Frey, Frau des Altlandrats, betreut sonst regelmäßig ihre elf Enkel. Doch derzeit ist es still geworden in ihrem Haus.

Interview von Sabine Bader, Starnberg

Barbara Frey ist das, was man umgangssprachlich ein echtes "Familientier" nennen könnte. Die ehemalige Starnberger Stadträtin und Frau des früheren Landrats Heinrich Frey hat vier verheiratete Söhne und eine ganze Horde Enkel. Drei ihrer Kinder wohnen mit ihren Familien in der näheren Umgebung. Dementsprechend regelmäßig passen die Großeltern auf ihre Enkel auf. Die Freys pflegen generell ein offenes Haus, Freunde schauen unangemeldet rein. Und wie sieht es jetzt aus - in Zeiten Coronakrise?

SZ: Wie geht es Ihnen, Frau Frey?

Barbara Frey: Oh, danke der Nachfrage, ich bin ok.

Darf ich fragen, wie viele Enkel haben Sie momentan?

Es sind elf, neun davon wohnen in Starnberg und Umgebung.

Dann sind Sie als Großeltern natürlich schwer gefragt, oder?

Normalerweise schon ... Momentan ist es sehr ruhig geworden in unserem Haus. Wir sehen auch die Enkel gerade nicht. Und ich habe sogar meiner Putzhilfe abgesagt, die einmal pro Woche für vier Stunden kommt. Sie hatte dafür Verständnis, auch wenn mir bewusst ist, dass ihr dadurch Einnahmen verloren gehen. Aber es ist mir einfach lieber so, und ich hab' ja jetzt auch selber mehr Zeit zum Kochen, Putzen und Bügeln.

Und wie sieht es mit Einkaufen aus?

Das machen unsere Söhne und Schwiegertöchter für uns. Das ist auch ein völlig neues Gefühl, aber was will man machen? Ich bin 75 und zähle zur Risikogruppe. Und ganz ehrlich: Ich hab' keine Lust aufs Virus.

Sie sind ja auch noch Kreisvorsitzende des Sozialverbands VdK. Der dürfte gerade jetzt recht stark frequentiert sein, schließlich sind die Leute verunsichert, wie es weitergehen soll - gesundheitlich, beruflich und finanziell.

Das stimmt. Aber auch beim VdK in Starnberg ist jetzt Home-Office angesagt. Unsere 13 Mitarbeiter beraten die Leute jetzt ausschließlich am Telefon. Unser Kreisbüro in Starnberg ist nicht mehr besetzt. Und wir müssen dann halt auch intern häufiger als bisher telefonieren, um uns abstimmen zu können und den Laden am Laufen zu halten. Auch mein Italienischkurs, den ich seit Jahren mache, ist übrigens abgesagt. Dafür lerne ich alleine jetzt - und das um so intensiver, um nur ja nichts zu vergessen. Es herrscht Stillstand wo auch immer man hinsieht.

Sind Sie arg verunsichert?

Nun, was soll ich sagen? Ich bin nicht ängstlich, habe keine Panik und kann auch nachts gut schlafen, wenn Sie das meinen. Aber es ist eine sehr ungewohnte Situation für mich, wenn man jetzt alle sozialen Kontakte meiden soll. Anfangs habe ich noch gedacht, das ist alles ein wenig übertrieben. Und wir haben noch gefrotzelt, aber mittlerweile nehme ich es schon recht ernst. Unser jüngster Sohn ist ja Arzt und der hat uns auch dazu geraten, das Ganze nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und auf uns zu achten. Also begnüge ich mich jetzt eben notgedrungen mit Haus und Garten.

Und gibt es da etwas zu tun, was Sie schon lange in Angriff nehmen wollten und bisher immer aufgeschoben haben?

Leider einiges - zum Beispiel Akten ausmisten. Das tu' ich so was von ungern ... Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie. Aber genau das habe ich mir jetzt vorgenommen.

Das nenn' ich tapfer. Aber im Ernst: Fehlen Ihnen die Enkel jetzt arg?

Klar schon. Wenn man bedenkt, dass sonst teilweise drei bis fünf gleichzeitig da waren und am Wochenende auch gerne gemeinsam bei uns übernachtet haben, ist das jetzt schon etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ist bin einfach vorsichtig und füge mich.

Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn die Zeiten wieder besser sind?

Auf die Normalität. Und natürlich auf die Taufe unseres jüngsten Enkels Julius, die für Juli geplant ist. Ich hoffe schwer, dass sie stattfinden kann. Aber ich bin guten Mutes, dass das klappt. Die Zeiten werden auch wieder besser, da bin ich ganz sicher.

Das klingt gut. Vielen Dank, Frau Frey - und bleiben Sie gesund!

© SZ vom 20.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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