Starnberg:13 Bürgerfragen - und was aus ihnen wurde

Lesezeit: 4 min

Die letzte Bürgerversammlung der Stadt Starnberg fand erst im Oktober 2023 statt, bereits am 19. März folgt nun die Neuauflage in der Schlossberghalle mit Bürgermeister Patrick Janik. (Foto: Georgine Treybal)

Bürgeranträge sind das Salz in der Suppe der Kommunalpolitik. Die Bewohner der Kreisstadt waren in diesem Jahr besonders aufmerksam und bescheren den Stadträten einige Überstunden.

Von Peter Haacke, Starnberg

Städte, Gemeinden und Kommunen sind verpflichtet, wenigstens einmal im Jahr eine Bürgerversammlung zu veranstalten. Das Prozedere ist in seinen Grundzügen vorgeschrieben und orientiert sich an der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern, Verordnungen und Satzungen regeln die Details. In Starnberg sind die Feinheiten in der Satzung über die Abhaltung von Bürgerversammlungen und Ortsteilbürgerversammlungen fixiert.

Ein wesentlicher Punkt ist der Paragraf 7: Antragsrecht und Anträge auf einer Bürgerversammlung. Werden Anträge mehrheitlich befürwortet, müssen sie binnen drei Monaten in einem der städtischen Gremien behandelt werden. In Starnberg scheinen die Bürger besonders interessiert zu sein. Hier folgen 13 ausgewählte Anträge aus der Bürgerversammlung am 4. Oktober und was Verwaltung und Stadtrat dazu sagen.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Berichte zur Nachhaltigkeit

Wie schaut es aus mit der Energiewende in Starnberg? Der Bürgermeister soll bei künftigen Bürgerversammlungen Auskunft darüber geben. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Antrag: D er Bürgermeister soll in seinem Rechenschaftsbericht auch über Umsetzungen im Bereich Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und -gewinnung (Solar, Wind, Wasser, Geothermie, etc.) und Sonstiges (z.B. Ladeinfrastruktur) berichten.

Antwort: Der Zeitrahmen für Bürgerversammlungen ist in einer Satzung geregelt. Grundsätzlich würde eine Ergänzung des Rechenschaftsberichts den Zeitrahmen zwar überschreiten. Der Bürgermeister wird die Satzung unter Berücksichtigung des Antrags jedoch überprüfen.

Seeanbindung

Die Seeanbindung gilt als wichtigstes städtebauliches Projekt der Stadt Starnberg. Fragen und Antworten zum komplexen Vorhaben werden künftig auf der Homepage der Stadt veröffentlicht. (Foto: Luftbild Bertram/Vega-Janssen)

Antrag : Alle Fragen, die auf dem Funktionspostfach seeanbindung@starnberg.de eingehen sowie alle Antworten dazu sollen veröffentlicht werden.

Antwort: Die Verwaltung wird oft gestellte Fragen aus dem E-Mail-Postfach auf der Homepage der Stadt veröffentlichen und quartalsmäßig aktualisieren.

Zweckentfremdung

Leer stehende Häuser gibt es viele in Starnberg - hier das "König-Haus" an der Schlossbergstraße unterhalb des Finanzamtes. Es gehört dem Freistaat, doch Leerstand und Zweckentfremdung bleiben weiterhin ungesühnt. (Foto: Georgine Treybal)

Antrag : Die Stadt soll eine Zweckentfremdungssatzung erlassen, um den Leerstand oder eine anderweitige Verwendung von Wohnraum zu verhindern.

Antwort: Ein entsprechender Antrag wurde bereits 2019 bei der Bürgerversammlung sowie 2022 bei der Ortsteilbürgerversammlung in Söcking gestellt. Beide Male entschied der Stadtrat, keine Zweckentfremdungssatzung zu erlassen und bleibt mit 16:10 Stimmen mehrheitlich bei dieser Auffassung.

Bürger fragen

Gute Tradition: Zu Beginn von Stadtratssitzungen können Bürger ihre Anliegen vortragen und Fragen stellen, in Starnberg nun auch zu aktuellen Themen, die in der nachfolgenden Sitzung behandelt werden. Im Bild: Eine Wortmeldung bei einer Bürgerversammlung der Gemeinde Gauting. (Foto: Arlet Ulfers)

Antrag : Bürgerfragen zu Beginn einer Stadtratssitzung sollen auch zu Themen zugelassen werden, die auf der Tagesordnung der nachfolgenden Sitzung stehen.

Antwort: Damit Bürger künftig Fragen zu aktuellen Tagesordnungspunkten stellen können, die in der Sitzung behandelt werden, ist eine Änderung der Geschäftsordnung für den Stadtrat notwendig. Rechtlich sprechen keine Gründe dagegen, die Neuregelung ist bereits in Kraft getreten.

Umrüstung der Straßenbeleuchtung

Die Stadt Starnberg möchte ihre Straßenbeleuchtung auf LED umrüsten. Das eine Million Euro teure Projekt ist wegen der Haushaltssperre des Bundes aber auf Eis gelegt. Es gibt derzeit keine Fördermittel. (Foto: Florian Gaertner/imago images/photothek)

Antrag : Bei der Umrüstung auf LED-Straßenbeleuchtung sollen nicht nur Energieeffizienz und Sicherheitsaspekte beachtet werden, sondern auch der Schutz nachtaktiver Tiere und Insekten.

Antwort: Der Antrag ist bei der Planung bereits weitgehend berücksichtigt. Neben einer Umstellung auf eine andere Lichtfarbe kann die Lichtleistung von 22 bis 5 Uhr auf 50 Prozent reduziert werden. Eine vollständige Abschaltung brächte erhebliche Nachteile (Rettungseinsätze, Umrüstung, Haftung), die Mehrkosten für Bewegungsmelder gelten als unwirtschaftlich. Förderprogramme des Bundes und des Freistaats fordern explizit die Verwendung insektenfreundlicher Leuchtmittel.

Historische Bausubstanz

Das Hotel Bayerischer Hof ist das prominenteste Beispiel historischer Bauten in Starnberg, die zusehends verfallen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Antrag : Im Rahmen baurechtlicher Möglichkeiten soll der Abriss historischer Bausubstanz und der Ersatz durch klimaschädliche Neubauten verhindert werden.

Antwort: Im Rahmen der Bauleitplanung werden die einschlägigen Belange des Klimaschutzes gesetzesgemäß berücksichtigt. Soweit im jeweiligen Einzelfall erforderlich und vertretbar wird man bei ortsbildprägenden Gebäuden auf deren Erhalt hinwirken. Ansonsten können auf Grundlage der gesetzlichen Regelungen keine dem Antrag entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden.

Bauarbeiten in Straßenflächen

Wo gebaut wird, müssen Fußgänger meist Umwege nehmen und Autofahrer Wartezeiten einkalkulieren. (Foto: Carolin Fries)

Antrag : Bei Bauarbeiten auf Straßenflächen soll die Stadt gewährleisten, dass der Fußgängerverkehr aufrechterhalten bleibt, der Fahrverkehr geregelt wird und Schäden vom Verursacher beseitigt oder bezahlt werden.

Antwort: Wie eine Baustelle abzusichern ist und wie der Fußgängerverkehr beziehungsweise fließende Verkehr an der Baustelle vorbeigeführt wird, ist in der verkehrsrechtlichen Anordnung und weiteren Vorschriften eindeutig geregelt. Für die Bearbeitung von Schäden durch Bauarbeiten gibt es bei der Stadtverwaltung eine eigene "Prozessbeschreibung zur Mängelbeseitigung".

Renovierung von Straßen

Das insgesamt 167 Kilometer lange Starnberger Straßennetz ist zu einem Drittel in einem kritischen Zustand. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Antrag : "Gibt es ein Programm zur Renovierung von Straßen?", lautet eine Frage in einem Antrag. "Viele Straßen gleichen der Dritten Welt".

Antwort: Grundlage für ein Straßenerhaltungsmanagement des insgesamt 167 Kilometer langen Starnberger Straßennetzes ist eine im Jahr 2020 erfolgte Zustandserfassung. Die Straßen mit einer Fläche von etwa einer Million Quadratmetern sind in acht Zustandsklassen eingeteilt von 1 (sehr gut) bis 8 (sehr schlecht). Etwa 70 Prozent der Straßen weisen einen guten bis mittleren Zustand (1 - 5) auf. 18,6 Prozent entsprechen Klasse 6, 10,3 Prozent Klasse 7 und 0,6 Prozent der Klasse 8. Für einen Zeitraum von zehn Jahren wurde ein Investitionsbedarf von 74 Millionen Euro ermittelt. Um eine negative Zustandsentwicklung aufzuhalten, wäre jährlich ein Budget von 4,8 Millionen Euro erforderlich.

Radfahrer: Achtung, Kontrolle

Wer in Bereichen Rad fährt, in denen es verboten ist - unter anderem auf der Starnberger Seepromenade - muss mit einem Bußgeld rechnen. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Antrag : Radfahrer sollen auf dem Weg zwischen Dampfschiffstraße und Seepromenade entlang des Bahndamms und an der Unterführung zwischen Ludwigstraße und Nepomukweg verstärkt kontrolliert werden.

Antwort: Dass Radfahren in diesen Bereichen verboten ist, ist der Polizeiinspektion und der Verkehrsüberwachung bekannt. Eine Kontrolle erfolgt stichprobenartig, die Verkehrsüberwachung wird jedoch nochmals auf die verstärkte Kontrolle dieser Bereiche hingewiesen.

Bedarfsverkehr im Landkreis

Sammelt Nachtschwärmer aus Berg auch zu ungewöhnlichen Zeiten auf: Taxler Schorsch Eibl am Starnberger Bahnhof Nord. (Foto: David Costanzo/oh)

Antrag : Im Rahmen des Bedarfsverkehrs soll ein Sammeltaxi eingerichtet werden, insbesondere zur Verbesserung der Anbindung der Ortsteile zu Nachtzeiten.

Antwort: Da es sich um eine Thematik des ÖPNV handelt, liegt die Zuständigkeit für die Planung eines Bedarfsverkehrskonzepts - in Bearbeitung seit Ende 2022 - beim Landratsamt Starnberg.

Verkehrssituation am Rondell

Antrag : Die Verkehrssituation am Rondell vor dem Hotel Bayerischer Hof soll generell überprüft werden.

Der Stadtstrand am Bahnhofsrondell vor dem Hotel Bayerischer Hof soll weiterhin als Bühne für Musikbands und Erholungsinsel dienen. (Foto: Stadt Starnberg)

Antwort: Durch das Projekt "See and the City" im vergangenen Jahr wurde die Verkehrsfläche unter Entfall einiger weniger Parkplätze und einer Zufahrt neu geregelt. Zu- und Abfahrt haben bislang gut funktioniert, es gab keine spürbare Zunahme des Verkehrs in der Theresienstraße. Die Regelung bleibt beibehalten.

Warnschilder an der Seepromenade

Kein Scherz: Piktogramme auf der Seepromenade warnen vor unfreiwilligen Stürzen. Ansonsten wäre die Stadt in der Haftung, wenn ein Unglück passieren sollte. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Antrag : Aus Sicherheitsgründen sollen die an der Seepromenade aufgemalten gefährlichen Warnschilder (Piktogramme) beseitigt werden, weil Kinder diese als Hüpfsymbole interpretieren könnten.

Antwort: Ein Rechtsanwalt wurde 2020 mit der Erstellung eines Sicherheitskonzepts für städtische Grundstücke mit Seezugang beauftragt. Die Kennzeichnung an der Seepromenade ist eine der empfohlenen Maßnahmen aus dem Konzept, um hier einen Haftungsausschluss zu erreichen. Aus Gründen der Verkehrssicherheit bleiben die Piktogramme bestehen.

Von-der-Tann-Straße

Die Von-der-Tann-Straße in Starnberg könnte schon längst zur Fahrradstraße umgewidmet sein, doch die Verwaltung hat keine Zeit. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Antrag : Die Von-der-Tann-Straße soll als Fahrradstraße ausgewiesen werden, weil es sich um eine frequentierte Radwegeverbindung für Schüler handelt.

Antwort: Für die Ausweisung der Von-der-Tann-Straße und Nebenstraßen als Fahrradzone liegen seit Ende 2020 die rechtlichen Voraussetzungen vor. Aufgrund der Personalkapazitäten im Ordnungsamt und der abgelehnten Stelle eines Radverkehrsbeauftragten konnten mehrere Beschlüsse zum Radverkehr bis jetzt nicht umgesetzt werden. Sie sollen gemäß Prioritätenliste Zug um Zug abgearbeitet werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusArchitektur
:"Eine Stadt besteht nicht nur aus Häusern, sie lebt von den Räumen dazwischen"

Die Architekten Marco Goetz und Walter Waldrauch möchten den Bahnhof See in Starnberg aufwerten. Grund für ein Gespräch über bürgerschaftliches Engagement, die Bedeutung des Denkmalschutzes und die Frage: Was macht eine Stadt eigentlich lebenswert?

Interview von Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: