Nachruf:Der Mann, der den Wind lesen konnte

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Wolfgang ("Wolfi") Rappel: Drachen-Weltmeister von 1985, mehrfacher Vize-Europameister, war eine Segellegende im Bayerischen YC. (Foto: Christopher Nordhoff)

Wolfi Rappel, Drachen-Weltmeister von 1985 und Segellegende im Bayerischen Yacht-Club, stirbt im Alter von 82 Jahren.

Von Peter Haacke, Starnberg

Kaum ein anderer Sportler im Bayerischen Yacht-Club (BYC) hat so viele Regatten auf der ganzen Welt so erfolgreich gesegelt wie Wolfgang ("Wolfi") Rappel. Im Haus des hoch geschätzten Segelexperten in Niederpöcking sind die Schränke gefüllt mit Hunderten Pokalen und Siegestrophäen, die Holzwände zieren Fotos eines außerordentlich erfolgreichen Sportlerlebens. Die Krönung: ein Weltmeister- und zwei Vize-Europameistertitel im Drachen.

Die Faszination fürs Segeln entwickelte Rappel schon als Vierjähriger. Als seine Eltern 1944 nach Starnberg zogen, bewunderte er stets die Schärenkreuzer auf dem See. Eine Faszination, die ihn nie mehr los gelassen hat. Neben dem Skifahren - eine Lungenentzündung beendete die Karriere als hoffnungsvoller Skirennfahrer - wurden Schiffe schon bald seine zweite Leidenschaft, der Rappel zunächst im Münchner Yacht-Club, später im Bayerischen YC nachging.

Seine erste Regatta - so ist es in einem Porträt auf der BYC-Homepage zu lesen - gewann er irgendwann Ende der Fünfzigerjahre. Als junger Bursche segelte Rappel am liebsten mit Mädels. "Mit ihnen gewann ich locker fast jede Leichtwindregatta", gestand er im Interview. "Es gibt wirklich nichts Besseres und Aufmerksameres als eine Vorschotfrau." Doch auch mit Männern an Bord war Rappel höchst erfolgreich.

Sein Credo: "Wenn du den Wind lesen kannst, dann kannst du hier alles gewinnen."

Seinen wohl größten Clou landete er 1985 in Frankreich: Gemeinsam mit Michi Obermaier und Michael Lipp wurde er Weltmeister im Drachen, der Königsklasse der Segelboote. Zweimal noch, 1995 und 2007, eroberte er bei der Drachen-Europameisterschaft den zweiten Platz. Doch auch in anderen Bootsklassen war Rappel immer wieder höchst erfolgreich. Sein Credo: "Wenn du den Wind lesen kannst, dann kannst du hier alles gewinnen."

An einer Profikarriere war er jedoch nie interessiert. "Fürs Segeln muss mich niemand bezahlen", sagte er. Und an eine klassische berufliche Karriere war auch nicht zu denken: Rappel war nach eigenem Bekunden im Sport richtig gut, aber in der Schule richtig schlecht. Stattdessen versuchte er, als Segelmacher etwas aus seinen sportlichen Erfolgen und individuellen Kenntnissen zu machen.

Doch es gab auch Schicksalsschläge - darunter der viel zu frühe Tod seines erstgeborenen Sohnes Wolfgang Rappel junior. Das letzte Drachen-Boot, das Rappel senior steuerte, hieß denn auch "Little Wolfi". Nach längerer Krankheit ist er vergangene Woche im Alter von 82 Jahren gestorben. Trauerfeier und Beisetzung finden am Montag, 12. Dezember, um 11 Uhr auf dem Starnberger Waldfriedhof statt.

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