Starnberg:Bauern auf der Suche nach neuem Schlachthof

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Nach Tierquälerei-Vorwürfen in Fürstenfeldbruck müssen sich der Starnberger Kreisbauernobmann Georg Zankl und weitere Landwirte einen anderen Verwerterbetrieb suchen.

Von Christian Deussing, Starnberg

Auch Landwirte im Fünfseenland sind von der Schließung des Schlachthofes in Fürstenfeldbruck überrascht worden. "Ich war bislang überzeugt, dass dort alles tierschutzgerecht zugeht", sagte der Starnberger Kreisbauernobmann Georg Zankl aus Gilching am Mittwoch der SZ. Er sei sehr enttäuscht, sollten sich die gefilmten Vorfälle der Tierquälerei bewahrheiten. Seine Geschäfte seien mit dem Brucker Betrieb stets reibungslos verlaufen. "Aber wir sind ja beim Schlachten nicht dabei", betonte Zankl.

Der Bauernchef belieferte seit zwei Jahren über einen Germeringer Metzger mit wöchentlich ein halbes Dutzend Schweinen den Schlachthof, der wegen offenbar rabiater Tötungsmethoden in Verruf geraten ist. Nun ist Zankl gezwungen, eine andere Lösung zu finden. Der eigene Transport zum Augsburger Schlachthof rentiere sich bei den wenigen Schweinen nicht, sagt der Gilchinger. Er prüft jetzt andere Optionen - zum Beispiel sein Borstenvieh von einer größeren Metzgerei aus Mindelheim abholen zu lassen.

Hat seine Tiere in den Brucker Schlachthof gebracht: Kreisbauernobmann Georg Zankl aus Gilching. (Foto: Franz xaver Fuchs)

Zu den Kunden der ersten Stunde des Brucker Schlachthofes, der vor 19 Jahren für kleine Metzgereien und Direktvermarkter gegründet wurde, gehört ein Landwirtsehepaar aus Weßling. Es lieferte früher auch Rinder, mittlerweile nur Lämmer nach Bruck. Das Paar kennt den Chef des Schlachthofes sehr gut und kann sich nicht vorstellen, was passiert sein soll. Der Geschäftsführer habe seinen Betrieb "immer mit viel Herzblut" geführt, da müsse doch eine "Kampagne dahinterstecken", vermutet die Ehefrau. Sie hoffe, dass der Schlachthof in Fürstenfeldbruck bald wieder geöffnet werde.

Völlig überrascht wurde von den Vorgängen auch der Inhaber des "Konradhofes" in Unering, Stefan Dellinger. Der Landwirt hat bis vor kurzem geglaubt, dass dieser mittelgroße Betrieb in Bruck "einer der besten Orte zum Schlachten in Deutschland" wäre. Doch daran scheint sich der 38-Jährige nach den schockierenden, heimlich gedrehten Videos getäuscht zu haben. Doch die Bilder bestätigen indirekt die Strategie des "Konradhofes", auf Transporte zu verzichten, selbst schonend zu schlachten und die Tiere "nicht in fremde Hände zu geben".

Für Dellinger ist es wichtig - und auch für die Fleischqualität - nicht nur auf die gute Haltung, Zucht und Fütterung zu achten. Es gehe ebenso um dem Umgang mit dem Vieh in den letzten Momenten - etwa einen Bullen "behutsam zuzubringen", ausreichend mit einem Bolzenschuss zu betäuben und innerhalb von 60 Sekunden schmerzfrei zu töten. Damit die Vorschriften eingehalten werden, reichten laut Dellinger Kontrollen nicht aus. Die Betriebsführung oder eine Solidargemeinschaft wie beim Schlachthof Fürstenfeldbruck müsse "jeden Tag auf die Mitarbeiter achten, damit die nicht alles kaputt machen", erklärt der Uneringer, der den Fall weiter beobachten will.

Das wird sicher auch eine Landwirtin, die ihre Ochsen seit Jahren nicht mehr nach Bruck, sondern einem Buchloer Großschlachthof liefert. Sie habe dort mal eine Führung mitgemacht und vertraue dem Betrieb, sagt die Weßlingerin.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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