Starnberg:Arme Ammerseefischer

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Im Starnberger See gehen 20-mal so viele Renken ins Netz als am Ammersee.

armin greune

Nur wenige Renken gingen den Fischern vom Ammersee in diesem Jahr in die Netze.   Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

- Die Lage der Berufsfischer im Fünfseenland könnte nicht unterschiedlicher sein: Während am Ammersee im vergangenen Jahr fast überhaupt keine Renken in die Netze gingen, verzeichneten die Kollegen am Starnberger See Rekordfänge. Mit einem Ertrag von 15,3 Kilogramm pro Hektar Seefläche wurde dort 2011 nicht nur das beste Resultat seit Beginn der Versuchsfischerei 1989 erzielt - die Fischer am Würmsee waren auch relativ erfolgreicher als die am Chiemsee und Bodensee, die jeweils etwa 13,3 kg/ha fingen. Wie Manfred Klein vom Institut für Fischerei in Starnberg jetzt im Rahmen des jährlichen Seminars zur Fluss- und Seenfischerei berichtete, seien im Ammersee wegen der geringen Bestandesdichte 2011 gar keine Renkenuntersuchungen mehr erfolgt. Als Ertrag gab er 0,87 kg/ha an - hochgerechnet wurden am Ammersee also vier Tonnen gefangen, am Starnberger See hingegen 86 Tonnen. In beiden Gewässern stellen Renken normalerweise 80 Prozent der Fänge der Fischer.

Für heuer erwartet Klein an beiden Seen wenig Änderungen; langfristig hofft auch er, dass sich der Renkenbestand am Ammersee wieder erholen wird. Denn dort sei ein "sehr bemerkenswertes Auf und Ab" zu registrieren: Bereits 2001 bis 2004 war der Ertrag auf 2 kg/ha zurückgegangen, stieg dann aber bis 2007 auf 14,5 kg/ha, bevor er wieder massiv zurückfiel. Es gehe jetzt darum, "die jahrhundertealte Kultur der Seenfischerei aufrecht zu erhalten", sagte Franz Geldhauser, Fischereireferent am Landwirtschaftsministerium. Auf der Tagung berichtete er von den schwierigen Verhandlungen über einen neuen Pachtvertrag für die Ammerseefischer, an denen Finanz-, Umwelt- und Landwirtschaftsministerium beteiligt sind. Bestimmte Interessengruppen drängten darauf, dass eine naturschutzrechtliche Vereinbarung im Vertragswerk integriert werde. "Ein Pachtvertrag ist nicht dazu da, zusätzlich noch die Schutzgebiets-Verordnung aufzunehmen", fand hingegen Geldhauser. Für die Ammerseefischer meldete sich Willi Ernst kurz mit einem polemischen Zwischenruf: "Der Bund Naturschutz will, dass die Fischer aufhören."

© SZ vom 21.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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