Abwasserverband:Die weiten Wege des Starnberger Klärschlamms

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Was übrig bleibt nach den Reinigungsstufen in der Starnberger Kläranlage, muss nach Vorschrift entsorgt werden. (Foto: Georgine Treybal)

Nach der Reinigung des Schmutzwassers bleiben pro Jahr etwa 3400 Tonnen Material übrig, das die Konsistenz von feuchten Moorböden hat. In Sattelzügen wird es bis nach Rheinland-Pfalz transportiert.

Von Michael Berzl, Starnberg

Die Spülmaschine läuft, das Bad in der Wanne wird abgelassen, die Klospülung wird betätigt - und jedes Mal verschwindet schmutziges Wasser irgendwohin. Problem erledigt. Für den Abwasserverband Starnberger See beginnt die Arbeit dann aber erst, und nach diversen Reinigungsstufen in der Anlage nördlich der Stadt bleibt Klärschlamm zurück. Die Entsorgung ist nicht mehr so einfach wie früher und kostet eine Menge Geld.

Lastwagen transportieren den Schlamm aus Starnberg zu Abnehmern in ganz Deutschland. Bis nach Nordrhein-Westfalen und in die Nähe von Leipzig gehen die Fuhren, berichtete in einer Versammlung am Donnerstag die Verbandsgeschäftsleiterin Stephanie Rapp. Pro Jahr sei mit Kosten von etwas mehr als einer halben Million Euro zu rechnen, heißt es.

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Der Verband ist für die Abwasserentsorgung in den Gemeinden rund um den Starnberger See zuständig; vor zehn Jahren hat er sämtliche Ortskanäle übernommen. In seinem Einzugsgebiet leben 62 000 Menschen. Pro Jahr fallen demnach in der Kläranlage am Rand von Starnberg etwa 3400 Tonnen entwässerter Schlamm an, der entsorgt werden muss. Der Zustand entspricht etwa der Konsistenz von feuchtem Moorboden. Gelagert wird die Masse vorübergehend in einem Silo mit einem Fassungsvermögen von 330 Kubikmetern, um dann von Sattelzügen abtransportiert zu werden. Nach Zolling etwa oder nach Dinkelsbühl, zum Teil aber auch viel weiter weg. Insgesamt 13 verschiedene Verwertungswege wurden laut Rapp schon genutzt. Beauftragt ist ein spezieller Entsorger.

2017 wurden die Vorgaben verschärft

Auf Feldern und Äckern dürfte Klärschlamm nur nach strengen Vorgaben ausgebracht werden, 2017 wurden diese verschärft. Ab einer bestimmten Größe der Kläranlagen ist die Verwendung in der Landwirtschaft künftig gar nicht mehr erlaubt. Die Reste aus Starnberg werden seit drei Jahren in der Regel verbrannt, in einem Kohlekraftwerk beispielsweise, in einem Zementwerk oder einem Biomasseheizkraftwerk.

In einigen Jahren wird die Entsorgung noch aufwendiger. Voraussichtlich von 2029 an ist auch die Rückgewinnung von Phosphor vorgeschrieben. Wie genau das dann technisch funktioniert, sei noch nicht klar. Auch nicht, welche Kosten dann entstehen. Bisher beträgt die Gebühr für Schmutzwasser 3,60 Euro pro Kubikmeter. Das ist deutlich mehr als etwa beim Würmtal-Zweckverband mit Sitz in Planegg oder den Ammersee Abwasser- und Wasserbetrieben (AWA) in Herrsching.

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