Spendenaktion für Kriegsflüchtlinge:Der Starnberger See in Blau und Gelb

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Hannes Günther und die gebürtige Kiewerin Julia Gershovych verkaufen einen See-Hoodie mit dem Starnberger See in den ukrainischen Farben als Logo. (Foto: Georgine Treybal)

Die gebürtige Kiewerin Julia Gershovych und ihr Partner Hannes Günther haben einen Hoodie mit den ukrainischen Farben im Logo entworfen. Durch den Verkauf der Pullis soll Geld für die Ukrainehilfe zusammenkommen.

Von Kia Ahrndsen, Seeshaupt

"Das Kinderkrankenhaus, in dem ich war, die U-Bahnstation vor meiner Schule, das Wohnhaus auf dem Weg zu meinen Großeltern" - die Seeshaupterin Julia Gershovych ist fassungslos angesichts der Bilder aus dem teilweise zerstörten Kiew und aus anderen ukrainischen Städten. "Das ganze Leid, die toten Menschen, vor allem die Kinder - es ist schrecklich und unfassbar", sagt sie.

Gershovych stammt selbst aus Kiew, vor 25 Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland. "Das Land muss wiederaufgebaut und den Menschen in Not geholfen werden," sagt sie. Gershovych entwirft und produziert zusammen mit ihrem Partner Hannes Günther als "Seeshirt" eine Modelinie speziell für den Starnberger See. Jetzt haben sie und Günther speziell einen "Ukraine Hoodie" aufgelegt, auf dem die Silhouette des Starnberger Sees in den ukrainischen Farben erstrahlt. Den Verkaufserlös wollen die beiden direkt in die Ukraine weiterleiten, um sicher zu stellen, dass die Hilfe dort ankommt.

Nicht zu politisch, aber doch mit klarer Botschaft - so sollte das Logo sein. (Foto: Georgine Treybal)

Den Hoodie sehen sie als beste und schnellste Möglichkeit, Hilfsgelder zu sammeln - er war vor allem jetzt trotz aller Lieferkettenprobleme am schnellsten verfügbar. Der Pulli wird in Deutschland produziert und bedruckt, er ist aus Bio-Baumwolle und recyceltem Polyester. "Wir wollten etwas machen, das cool ausschaut, nicht allzu politisch ist, aber doch ein Statement setzt," sagt Gershovych. Sie sieht ihn auch als mögliches Willkommensgeschenk für Geflüchtete, bei Bestellung über die Webseite seeshirt.de wird er versandkostenfrei zugeschickt.

Gershovych und Günther sind in Seeshaupt nicht die einzigen in Seeshaupt, die sich etwas haben einfallen lassen. Die Hilfsbereitschaft im Ort ist allgemein groß: Jan und Lisa Smeets von der Dorfwirtschaft haben ein Wochenende lang Waffeln für die Spaziergänger am Sportplatz gebacken, der Erlös von fast 350 Euro ging an die Klitschko-Stiftung. Die Keglerinnen des FC legten noch einmal 50 Euro drauf. Die Dorfwirtschaft plant zusammen mit der Brauerei "Unser Dorfbräu" und den Fußballern des FC Seeshaupt am 2. April zudem ein Starkbierfest, dessen Erlös komplett gespendet werden soll.

Jan Smeets von der Dorfwirtschaft hat mit seiner Frau Lisa ein Wochenende lang Waffeln gebacken. (Foto: Sophie Linckersdorff)

Hanni Habich, die Frau des Zweiten Bürgermeisters, hat mit Whatsapp-Aufrufen in kürzester Zeit Spenden gesammelt, vor allem Hygieneartikel wie Windeln oder Kleidung. Vieles davon hat sie weitergeben an ihren Bruder in Weßling. Der hat als Flugretter viele Fortbildungen und Kurse in der Ukraine geleitet, mehrere Bekannte aus dieser Zeit riefen ihn in ihrer Not nun an und baten um Hilfe und Zuflucht. In Weßling wurde dann auch schnell eine "Ausstattungsstraße" eingerichtet, in der alle Hilfsgüter aufgebaut waren und die Neuankömmlinge sich je nach Bedarf versorgen konnten.

Habich hätte so etwas auch gern im Landkreis Weilheim-Schongau initiiert, fand dafür aber im Landratsamt keine Unterstützung. Sie ist aber von der Hilfsbereitschaft in Seeshaupt überwältigt. "Wichtig ist zielgerichtete Hilfe", sagt sie. "In die Whatsapp-Gruppe wurde beispielsweise geschrieben, dass Kleidung für einen 15-Jährigen mit bestimmter Größe benötigt wird - und im Handumdrehen kam die Zusage." Bei Habich zu Hause wurden mehr Hilfsgüter abgegeben, als momentan benötigt werden. Nur an Hygieneprodukten fehlt es es in Seeshaupts polnischer Partnergemeinde Krzyżanowice (Kreuzenort) noch.

In Seeshaupt sind derzeit 26 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht

Krzyżanowices Bürgermeister Gregor Utracki berichtet, dass er gerade 80 Prozent seiner Arbeitszeit für die Betreuung von Flüchtlingen aufwendet. Die Menschen, die aus der Ukraine kommend Polen erreichen, bekommen eine Zugfahrkarte in Richtung Tschechien, als Zielort ist Chalupki angegeben, der letzte Ort vor der tschechischen Grenze. Viele steigen hier aus, obwohl sie weiterfahren dürften. Chalupki gehört zur Gemeinde Krzyżanowice. Fritz Stuffer, der sich in seiner Zeit als Zweiter Bürgermeister von Seeshaupt besonders für die Partnerschaft eingesetzt hatte, stellte den Kontakt zum Bürgermeister von Krzyżanowice her, mehrere Pakete brachte Hanni Habich auf den Weg, um im Partnerort die Hilfe für die Geflüchteten zu unterstützen.

In Seeshaupt sind derzeit 26 Menschen aus der Ukraine untergebracht, vor allem Frauen und Kinder. Eine Seeshaupterin hat sich als Übersetzerin zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde ist mit Schule und Kinderhaus in Kontakt, um die Integration der Kinder schnell sicherzustellen.

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