Konzert in Seefeld:Mut zum Experiment

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Das Arcis Saxophon Quartett im Sudhaus von Schloss Seefeld. (Foto: Nila Thiel)

Die Musiker des Arcis Saxophon Quartetts zeigen ihr Können am Blasinstrument. Das Programm der Gruppe beweist: Die Künstler beschreiten mitunter innovative Wege.

Von Reinhard Palmer, Seefeld

Seit 15 Jahren sind die vier Saxophonisten nun schon in missionarischer Tätigkeit unterwegs. Aber nach so vielen Auszeichnungen, Wettbewerbssiegen, höchst erfolgreichen Konzerten und positiven Kritiken wird es an der Zeit, die Moderation zu ändern. Sie ist nicht schlecht, im Gegenteil: Die vier Musiker des Arcis Saxophon Quartetts sind auch versierte Redner, die das Publikum zu fesseln verstehen. Aber es ist nicht mehr nötig, den Zuhörern zu erklären, dass ihrem Instrument aufgrund der späten Erfindung Werke der großen Komponisten versagt blieben und dass es nur zufällig zum Jazzinstrument schlechthin avancierte.

Adolphe Sax, der Schöpfer des Saxophons, wollte seine Erfindung in der Ernsten Musik angewandt wissen. Zudem wollte er Komponisten dazu animieren, für sein Instrument zu schreiben. Das klappte zunächst nur bedingt, post mortem schaffte er es allerdings, das Saxophon über die Geburtswehen hinaus zu bringen und ein breites Publikum dafür zu finden.

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Nach etwa anderthalb Jahrhunderten hinterfragt nun hoffentlich niemand mehr die Existenzberechtigung des Instruments. Und so füllte sich auch beim Auftritt des Arcis Saxophon Quartetts das Sudhaus im Schloss Seefeld zur Saisoneröffnung des Kulturvereins bis auf den letzten Platz mit begeisterten Zuhörern, obgleich das Ensemble bereits ein ähnliches Programm im Mai in Herrsching gespielt hatte. Bearbeitungen und Arrangements in Konzerten zu interpretieren, ist längst kein Tabu mehr und wird bereits von vielen erfolgreichen Ensembles praktiziert.

Aber Claus Hierluksch (Sopransaxophon), Ricarda Fuss (Altsaxophon), Anna-Marie Schäfer (Tenorsaxophon) und Jure Knez (Baritonsaxophon) wollen sich dennoch nicht einfach nur mit ihnen in eine Reihe stellen, als vielmehr Alleinstellungsmerkmale kreieren. Das beginnt schon mit dem Ansatz aus einer "globalen Perspektive" heraus, "um die Bedeutung von Kunst als ein sinnstiftendes Element für das menschliche Zusammenleben in der heutigen Gesellschaft" in die Welt zu tragen. So zumindest lautet das selbst erklärte Ziel des Quartetts. In diesem Kontext ist die fehlende Tradition ein Vorteil, denn Vergleiche sind kaum möglich. Die Zuhörer erwarten geradezu etwas Neues, Außergewöhnliches, und nehmen es auch bereitwillig an.

Das Werk macht die globale Perspektive verständlich

Es bleibt nur zu hoffen, dass die vier Musiker Ideen und Mut finden, diesen Weg konsequenter zu gehen, auch was die Bühnenkonstellation betrifft. Im Repertoire ist bereits ein guter Weg beschritten, etwa mit Werken des Filmmusikkomponisten Enjott Schneider auf der ersten CD. Auch das aktuelle Programm, das in Seefeld zu hören war, beweist Mut zum Experiment. Mozart (Streicherdivertimento KV 138) in eine Reihe mit Schostakowitsch (Preludes and Fugues op. 87/1 und 5; Jazz-Suite Nr. 1), dem von den Nazis deportierten, jüdisch-stämmigen und lange Zeit vergessenen Erwin Schulhoff (fünf Stücke für Streichquartett) sowie George Gershwin (Opernsuite aus "Porgy and Bess") zu stellen, brachte viel Abwechslung ins Repertoire.

Als Höhepunkt erwies sich einmal mehr die Originalkomposition des Niederländers Jacob Ter Verdhuis (geb. 1951) "Jesus is coming" im emotionalen Dialog mit einer spannenden Zuspielung reeller Klänge wie rhythmischem Babyhusten, Kinderstimmen, leidenschaftlicher Straßenpredigt und Chorgesang. Dies ist ein Werk, das die globale Perspektive verständlich macht.

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