Amtsgericht Starnberg:Aus blinder Wut das Inventar zerstört

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Der "Sepperlwirt" in Meiling: Dort hat ein ehemaliger Mitarbeiter im vergangenen Juni schlimm randaliert. (Foto: Georgine Treybal)

Früherer Mitarbeiter des Landhotels "Sepperlwirt" in Meiling rastet betrunken aus. Er stiehlt Geld und randaliert in der Nacht. Der Schaden beläuft sich auf rund 150 000 Euro.

Von Christian Deussing, Seefeld

Zuerst wurde der Mitarbeiter des Landhotels "Sepperlwirt" in Meiling unpünktlich. Dann fehlte er häufig und roch nach Alkohol - bis ihm im Februar 2023 gekündigt worden ist. Er betrank sich immer mehr und konnte bald die Miete für seine Wohnung nicht mehr bezahlen, in der sich die Bier- und Weinflaschen stapelten. Im vergangenen Sommer drang der Mann über einen Lastenaufzug ins nahe Hotel ein und stahl 1150 Euro aus einer Geldkassette an der Rezeption. In der Nacht darauf brach er wieder über den Aufzugschacht ein, geriet aber in heftige Wut, weil das Trinkgeld-Schwein leer gewesen war. Der Betrunkene zertrümmerte es und verwüstete den Gasthof. Der angerichtete Schaden laut Anklage: rund 150 000 Euro.

Mit gefalteten Händen hörte sich der geständige Angeklagte, der sechs Jahre in dem Traditionsgasthof in der Gemeinde Seefeld gearbeitet hatte, die Vorwürfe der Staatsanwältin im Starnberger Amtsgericht an. Der 29-Jährige war in dem Familienbetrieb ausgebildet worden, seine Eltern hatten im "Sepperlwirt" geheiratet. Er habe zunächst gedacht, sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen und habe daher die angebotene Hilfe der Wirtsfamilie nicht angenommen, erzählte der Angeklagte. "Ich fiel in ein Loch und trank täglich zu Hause bis zu acht Halbe und zwei Flaschen Weißwein." Das hatte fatale Folgen: Der arbeitslose Hotelfachmann wurde nun wegen besonders schweren Diebstahls und Sachbeschädigung zu 14 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung und 80 Stunden gemeinnützige Arbeit verurteilt. Zudem muss der Angeklagte seine Therapie fortsetzen.

Im Prozess berichtete ein Hotelgast von der Juninacht, in der er wegen des Krachs und Gepolters gegen 2.30 Uhr aufgewacht war. "Ich dachte anfangs, eine Katze hätte sich unten verirrt, aber es hörte gar nicht mehr auf", sagte der 41-jährige Zeuge. Auf der Terrasse seien Blumenkübel und Tische umgeworfen worden. Dann habe er gesehen, wie ein schwankender Mann auf die andere Straßenseite gelaufen sei und einen Biergartenstuhl auf die Autoheckscheibe seines Kollegen geworfen habe. Der Gast hatte daraufhin die Polizei alarmiert.

Der Angeklagte zeigte sich vor dem Amtsgericht Starnberg reumütig und entschuldigte sich bei den Wirtsleuten. (Foto: Arlet Ulfers)

Auch die Tochter der Wirtsleute hörte damals den Lärm im Biergarten und glaubte, eine "ganze Bande würde dort randalieren". Sie erinnert sich andererseits daran, dass der einstige Mitarbeiter nett zu den Gästen gewesen sei - aber sein Alkoholproblem immer abgestritten habe. Geschockt wirkte auch noch heute ihre Mutter, die Mitinhaberin des Landhotels, als sie einige der Polizeifotos im Gerichtssaal betrachtete: Zertrümmertes Geschirr, EC-Lesekarten im Toilettenwasser, kaputter Bildschirm an der Rezeption, demolierte Stereoanlage, ein herunter geworfener Büroschrank auf der Kellertreppe, kaputte Fliesen sowie an Wänden und auf Böden verschmierte Marmelade, Honig und Ketchup. Dem Angeklagten, der laut Gutachter womöglich vermindert schuldfähig gewesen war, müssen sämtliche Sicherungen durchgebrannt sein. Zudem soll der 29-Jährige in den Wochen zuvor schon häufig aus dem Hotel alkoholische Getränke gestohlen haben.

Das Hotel musste für drei Tage geschlossen werden. Das Drama war existenzbedrohend. Es sei der Familie und dem Umfeld zu verdanken, dass der Betrieb trotz dieser Zerstörung schon bald weitergehen konnte, sagte der Richter. Zum Glück habe der Angeklagte nach seinen Taten die "Reißleine gezogen" und sich in einer Fachklinik behandeln lassen. Der frühere Mitarbeiter entschuldigte sich bei der Gastwirtsfamilie, die aber noch Schadenersatzansprüche anmelden will.

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