Gastronomie:Solidarität mit Kuba

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Das Lokal "Kuba" sei wichtig für Schondorf, darin sind sich viele Bürgerinnen und Bürger einig. (Foto: Georgine Treybal)

An der Demonstration für ein Szenelokal in Schondorf nehmen etwa 270 Unterstützer teil. Wirt Harry Wildenstein weiß den Rückhalt bei seinen Gästen zu schätzen.

Von Renate Greil, Schondorf

Als die Rufe von "Wir brauchen Kuba" auf ein "Wir brauchen Harry" wechseln, wird es für einen kurzen Moment bewegend. Denn die Solidarität für die Gaststätte "Kuba", eine Abkürzung für "Kultur am Bahnhof" in Schondorf ist für den Wirt Harry Wildenstein wichtig, um trotz aller Hindernisse weiterzumachen. "Ohne den Rückhalt wäre das nicht zu schaffen", sagt der 61-Jährige im Anschluss an die Demonstration, die am Mittwochabend von den Seeanlagen bis vor das Lokal zog. Auch Gemeinderäte waren unter den von der Polizei geschätzten 270 Demonstranten. Zur Abschlusskundgebung vor dem Lokal, bei der auch Schondorfs Bürgermeister Alexander Herrmann sprach, kamen noch weitere Teilnehmer hinzu. Organisiert wurde die Demo von Tim Funk und Emilia Schmidt, die die Rettung der "Kuba" fordern, die kürzlich vom Landratsamt Landsberg aufgrund einer Anzeige wegen Baumängeln geschlossen worden war. Uttinger Straße und Bahnhofstraße waren zeitweise gesperrt, teilt die Polizei mit.

Seit drei Jahren geht Paula Dietrich aus Utting regelmäßig in die "Kuba" und hilft dort auch manchmal im Service aus. "Wir haben nicht damit gerechnet", sagt die 22-Jährige über die plötzliche Schließung. Mit ihren Eltern war Juliana Kauffmann das erste Mal in der Gaststätte, und auch heute trifft sich die ebenfalls 22-jährige Schondorferin dort manchmal mit ihren Eltern oder Geschwistern. Außer der "Kuba" gebe es keine Kneipe, wo man als Jugendlicher hingehen könne, sagt sie. Dass die Kuba ein Platz ist, an dem jeder ernst genommen wird, und sich Generationen treffen und austauschen, wird an diesem Abend häufig als Grund genannt, warum das Lokal, in dem auch Konzerte und Kulturveranstaltungen stattfinden, unbedingt gebraucht werde.

Etwa 270 Teilnehmer sind zu der Kundgebung gekommen, schätzt die Polizei. (Foto: Georgine Treybal)
Als Treffpunkt und Platz für Subkultur schätzen die Gäste das Lokal beim Bahnhof. (Foto: Georgine Treybal)

Einer, der dort selbst schon aufgetreten ist, ist der 56-jährige Musiker und Unternehmer Jürgen Palombo. Die Kuba sei ein "Platz für alle", und er wünscht sich, dass sie für die nächste Generationen erhalten bleibe. "Subkultur muss leben", steht auf einem der Schilder, die hochgehalten werden. Die Kultur ist ein wichtiger Grund für viele, die Kuba zu retten. Als "feste Instanz in Schondorf und der Ammerseeregion für Kultur" bezeichnen die Unterstützer die Kuba.

Auch Luzius Kloker ist an diesem Abend dabei, weil er seine Solidarität ausdrücken will. Die Kuba sei wichtig für den Ort, einfach einzigartig und weit über Schondorf hinaus bekannt. Selbst in Berlin kenne man die Kuba, erzählt er. Eine kleine Vorstellung davon, wer sich in der Gaststätte begegnet, zeigte sich auch bei den Demonstrierenden: Eltern mit ihren Kindern, die später auch mal in die Kuba gehen wollen, viele junge Menschen, Kreative und Handwerker, bis zu Senioren, eben alle Generationen.

Organisator Funk machte sich besonders dafür stark, dass die Kuba als ein Ort, an dem Subkultur gelebt werden kann, erhalten bleibt. Bürgermeister Herrmann erläuterte die verfahrene Lage zwischen Bahn, Gemeinde und Landratsamt. "Eigentlich ist das hier Niemandsland, was im Grunde extrem gut zur Kuba passt", beschrieb er die aktuelle rechtliche Situation. Eigentlich sollte es schon lange einen stabilen Ersatz aus Blech für die selbst gezimmerte Überdachung der Terrassenfläche zwischen der Kneipe, die als Kiosk mit Außenbewirtung bezeichnet wird, und dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude geben. Einem entsprechenden Bauantrag, der seinerzeit mit dem Denkmalamt abgestimmt worden war, gab der Gemeinderat bereits 2015 sein Einvernehmen. Nur stellte sich im Genehmigungsverfahren heraus, dass die Fläche noch der Hoheit der Bahn unterstellt war.

Als diese Hürde zwei Jahre später genommen war, stieg die Gemeinde, die die Gaststätte an Wildenstein verpachtet hat, in ein Bauleitplanverfahren ein. Dieses wurde allerdings durch eine Klage verzögert, zudem sei die Gastronomie nicht amtlich erfasst. "Die Klage wurde abgewiesen", berichtete Herrmann nun zum Verfahrensstand. Am Wochenende wird Wildenstein die Terrassenüberdachung abbauen, auch hier wurde ihm aus dem Kreis der Unterstützer solidarisch Hilfe angeboten.

Etwa 300 Unterschriften wurden schon gesammelt. Sie sollen am 21. Dezember im Gemeinderat übergeben werden. (Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Herrmann ist zuversichtlich, dass es mit einer Übergangslösung weitergehen kann, wenn die beanstandeten Mängel beseitigt sind. Wildenstein strebt nach der Winterpause als Wiedereröffnungstermin den 1. Mai an. Organisatorin Schmidt möchte den Forderungen nach einem Weiterbestand der Kuba auch noch offiziell bei der nächsten Gemeinderatsitzung am 21. Dezember Nachdruck verleihen und sammelt Unterschriften für die Rettung der Kuba. Bis zum Mittwochabend seien schon an die 300 Unterschriften zusammengekommen, berichtet sie.

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