Schondorfer Bürgerbudget:Wünsch' dir was am Ammersee

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Zehn Projekte stehen bei der vierten Auflage des "Schondorfer Bürgerbudgets" zur Auswahl. Bei der Ausstellungseröffnung in der Schondorfer Bahnhofshalle präsentierte Marius Polter (re.) stellvertretend für Irmi Gruber die Idee für ein SUP-Depot. (Foto: Arlet Ulfers)

Ungewöhnliche Aktion: Mit einem Etat von 10000 Euro können Projekte aus der Bürgerschaft realisiert werden, die das Dorf schöner machen. Für die Neuauflage stehen zehn Vorschläge zur Auswahl, die Abstimmung läuft noch bis 6. November.

Von Renate Greil, Schondorf

In der vierten Auflage der Aktion "Schondorfer Bürgerbudget" hatte Organisatorin Jo-Ann Meding im Vorfeld schon ernsthafte Zweifel, ob es noch genügend neue Ideen geben würde, die Schondorf schöner machen sollen. Lange gab es nur zwei Vorschläge, doch am Ende kamen sogar zehn Projekte zusammen - darunter höchst unterschiedliche Ideen wie "Schondorfer Glücksindex", "Pizzakarton-Mülleimer" oder "Fair-O-Mat". Das günstigste Projekt ist die Idee "Weitere Bäume für Schondorf" mit 375 Euro, die beiden teuersten kosten jeweils 3000 Euro: eine Lesetauschbox in den Seeanlagen und ein SUP-Depot in Seenähe. Kurz vor Anmeldeschluss am 30. September gingen noch vier Bewerbungen ein, von denen zwei allerdings nicht gewertet werden konnten. "Wir haben diese zwei Projektpaten vertröstet auf die nächste Runde, denn die Bewerbungen waren unvollständig", sagte Meding bei der Eröffnung der Ausstellung "Ideen für Schondorf".

Das erforderliche Budget erhalten die Projekte mit den meisten Stimmen - solange die 10 000 Euro reichen

Die Wunschprojekte werden derzeit sowohl auf Stellwänden in der Sommerhalle des Schondorfer Bahnhofes als auch auf der Homepage der Gemeinde präsentiert. Noch bis Sonntag, 6.November, können sich Interessierte informieren und - sofern sie über 14 Jahre alt sind und in Schondorf wohnen - per Stimmkarte für ihr Wunschprojekt voten. Das erforderliche Budget erhalten die Projekte mit den meisten Stimmen, solange das Geld - eingesetzt sind jährlich 10 000 Euro - reicht und auch der Gemeinderat seine Zustimmung gibt. Ohnehin muss das Gremium demnächst entscheiden, ob das "Bürgerbudget" weiterhin bestehen bleiben soll. Gemeinderat Marius Polter (Grüne), der das Projekt von Anfang an begleitet, findet, dass die Aktion zusätzlich zu den umgesetzten Projekten auch eine Mehrheit habe: Menschen im Ort machen sich Gedanken um ihre Umgebung, überlegen, was man verbessern könnte, und suchen sich Mitstreiter.

Alte Ideen - neu aufbereitet für Schondorf: Obstbäume, Bücherbox und Fahrradstation

Bei der Neuauflage der Aktion sind allerdings auch "alte Bekannte" dabei. Das Projekt "Weitere Bäume für Schondorf" mit Pate Markus Wagner, der vor zwei Jahren schon Bäume pflanzte, sieht am Sportplatz eine Erweiterung der bereits gepflanzten Obstbaumreihe vor. Am Südende in Richtung Skaterplatz sollen vier neue und ein Ersatzbaum gesetzt werden. Und eine ähnliche Idee wie die "Lesetauschbox in der Seeanlage" gibt es auch schon am Bahnhof. Patin Grit Schmitt würde auch in den Seeanlagen gern lesend auf den Himmelsliegen aus dem Bürgerbudget des Vorjahres sitzen. Die Idee: Ein vor allem mit Kinderbüchern bestückter wetterfester Bücherschrank zwischen Spielplatz und Wiese, für den sie auch die Betreuung übernehmen würde. In Seenähe könnten auch zwei weitere Projekte Platz finden: Polter stellte eine "Fahrrad-Reparaturstation" mit Schlauchdepot (Pate: Tobias Gall) vor, die kleinere Reparaturen ermöglicht. Eine ähnliche Station existiert bereits in Utting. Dort steht auch ein "Stand-Up-Paddel-Depot". "Die Idee gab es schon mal", erinnerte sich Polter, der es gut findet, wenn Ideen aus anderen Orten übernommen werden. In Schondorf möchte Patin Irmi Gruber nun ein überdachtes Gestell aufstellen, in dem 16 bis 20 Boards untergebracht werden. Mehrere Standorte am See seien im Gespräch, sagte Polter.

Einen "Fair-O-Mat", der ohne Strom funktioniert, möchte Mirjam Gall am Schondorfer Bahnhof aufstellen. (Foto: Arlet Ulfers)

Ein Snackautomat am Bahnhof, der ohne Strom funktioniert und mit fair gehandelten Produkten aus dem Eine-Welt-Laden in Windach bestückt wird, soll Bahnreisenden die Zeit versüßen. Patin Mirjam Gall sieht im "Fair-O-Mat" auch einen Beitrag, der sich positiv auf die allgemeine Bewertung für Schondorfs Bewerbung als "Fair-Trade"-Gemeinde auswirken würde. Gegen ein Müllproblem will derweil Patin Nicola Kayser angehen: Sie möchte im Bahnhofsbereich und an den Seeanlagen "Pizzakarton-Mülleimer" aufstellen.

Die Befindlichkeiten der Bürger will Leopold Ploner mit dem "Schondorfer Glücksindex" messen.

Drei Projekte widmen sich dem sozialen Leben in Schondorf. Die Redewendung "Das gibt's schon" ließ bei Patin Grit Schmitt eine originelle Idee reifen: Plakate mit hilfreichen lokalen Links. Diese Links mit QR-Code sollen auf acht Plakate gedruckt werden und im Ort aufgestellt werden. Eine "Webseite für sorgende Gemeinschaft" (Patin: Jo-Ann Meding) soll dem Verein "Gemeinsam Füreinander Da" (GFD) eine Plattform bieten und die Ehrenamtlichen so unterstützen. Für eine "Ludothek" warb Patin Magdalena Erath: Sie möchte mit David Weingartner einen Ort für Spielerinnen und Spieler etablieren, wo Spiele - vornehmlich zunächst Gesellschaftsspiele - ausgeliehen werden können. Derzeit ist Erath noch auf der Suche nach einem Lagerplatz. Die Befindlichkeiten der Schondorfer will Pate Leopold Ploner mit dem "Schondorfer Glücksindex" messen. Grundlage ist ein an Schondorf angepasster Fragebogen analog zu dem von Bhutan eingeführten Maßstab des Bruttonationalglücks oder dem "World Happiness Index": Eine Frage etwa, die Aufschluss darüber gibt, wie sicher die Umgebung eingeschätzt wird, wäre, ob eine verlorene und mit 200 Euro gefüllte Geldbörse in welchem Zustand am Fundbüro zurückgegeben wird. Ploner meinte, dass es vor allem dann interessant wird, wenn man diese Umfrage alle drei Jahre wiederholen würde. Womöglich ist es tatsächlich ein Glück, in Schondorf zu leben.

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