Maxe dreht den Gartenschlauch voll auf und das Wasser sammelt sich vorm Hoftor. Es steigt erstaunlich schnell, und schon bald wirkt die Einfriedung vor dem Garagentor wie ein Schwimmbad. Zusammen mit seinem besten Freund, dem Labrador Makkaroni, tobt Maxe in seinem selbst gebauten Matschpool. "Wenn wir so was doch mal in der Schule machen könnten", seufzt er. Die Szene stammt aus dem Kinderbuch "Die unlangweiligste Schule der Welt" von Sabrina Kirschner. Der dazugehörige Film kommt am 26. Oktober in die Kinos.
Sabrina Kirschner, die mit Ehemann, ihren zwei Kindern sowie zwei Pferden und einer Katze am Starnberger See lebt, ist stolz darauf, dass sie selbst das Drehbuch zum Film schreiben durfte. Das sei ein großer Glücksfall gewesen, sagt sie, denn niemand bringe so viel Herzblut mit und kenne Schauplätze, Personen und Hintergründe in der Buchreihe so gut, wie sie als Autorin. "Ich bin doch die beste Fürsprecherin für die Geschichte und den Film", betont sie. Allerdings habe sie auch einen "schmerzhaften Prozess" durchmachen müssen. Denn ausgerechnet die Schlüsselszene mit dem "Hofeinfahrtsswimmingpool" wurde aus Kostengründen gestrichen. "Beim Buch gibt es keine Grenzen, beim Drehbuch schon", hat sie erfahren müssen. Doch auch wenn man als Autorin an seiner Vorlage hänge, habe es ihr Buch immerhin auf die Leinwand geschafft, tröstet sie sich.
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Kirschner wollte schon immer Kinderbücher schreiben und nicht Romane oder Lyrik für Erwachsene, wie ihre Kommilitonen in England. Dort hat sie Betriebswirtschaft, Film, englische Literatur und kreatives Schreiben studiert. Wenn man Erwachsenenromane schreibe, werde man immer in eine Schublade gesteckt, ist sie überzeugt. "Bei Kinderbüchern kann man alles machen: Krimi, Pferde, Action. Da gibt es keine Grenzen und keine Schubladen." Zwar werde das Kinderbuch oft belächelt; dabei erfüllt es ihrer Meinung nach wichtige Aufgaben - beispielsweise den Spaß am Lesen zu entdecken oder den sozialen Umgang in der Gesellschaft und ein gemeinsames Miteinander zu vermitteln. Dies dürfe jedoch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger geschehen, erklärt Kirschner. Man müsse aktuelle Themen aufgreifen, etwa Mobbing in der Schule, aber vor allem Spannung erzeugen.
Genau diese Themen greift das Buch "Die unlangweiligste Schule der Welt" auf: Da gibt es eine Schule, die das "pure Grauen" ist mit grauem Schulhof, grauen Bänken, grauen Plastikböden, grauer Tafel und grauen Wänden sowie einem Schulleiter, der die Schüler mit 777 Regeln drangsaliert, einer langweiligen Lehrerin und einem Hausmeister, der seine englische Dogge auf die Kinder hetzt. Das alles soll nun verhindert werden. Die Idee über ein Schulthema zu schreiben hatte Kirschners Lektorin. Die Autorin erfand dazu die "Behörde zur Langeweile-Bekämpfung", die Geschichte und die dazu passenden Personen ergaben sich dann fast schon von selbst.
Das Buch hat sie fünfmal überarbeitet, das Drehbuch wesentlich häufiger
Die 39-Jährige Kirschner ist in Freiburg aufgewachsen, hat schon als Kind gerne gelesen und besuchte ein englisches Pferde-Internat. Damit erfüllte sie schon in jungen Jahren alle Voraussetzungen, die man braucht, um mit guten Geschichten die Fantasie der Kinder anzuregen. Nach ihrem Studium arbeitete Kirschner als Praktikantin bei Bavaria Film, wo sie Drehbücher lesen und bewerten musste. "Es gibt fast nichts, was man nicht lernen kann", war ihr Motto, und daher hat sie nebenbei noch Drehbuch studiert. Im Altervon 26 Jahren bekam sie eine Stelle im Random House Verlag und zog an den Starnberger See. Als sie 2015 mit ihrer ersten Tochter schwanger war, schrieb sie ihr erstes Kinderbuch: 2016 erschien "Botzplitz -Ein Opa für alle Fälle". Später kamen Pferdebücher hinzu. Seit einem Jahr ist Kirschner nun auch Botschafterin der Deutschen MPS-Gesellschaft, eine Patienten- und Selbsthilfeorganisation für Menschen, die an erblichen Mukopolysaccharidosen erkrankt sind. Die Kinderbuchautorin will Kinder, die an dieser seltenen Krankheit leiden, dazu ermutigen, dass sich kämpfen immer lohnt.
Die "unlangweiligste Schule der Welt" erschien 2017 im Carlsen Verlag und wurde während der Coronazeit das am meisten aus dem Internet heruntergeladene Kinderbuch in Deutschland. Zufällig hat es auch Regisseur Ekrem Ergün seinen Kindern vorgelesen und er schlug vor, daraus einen Film zu machen. Gleichzeitig trug er Kirschner auf, das Drehbuch zu schreiben. Sie habe keine Erfahrung gehabt und zunächst nur ein Exposé geschrieben, erzählt sie. "Obwohl es ein Highlight war, wäre mir der Traum zu groß gewesen." Doch Ergün habe gesagt, sie solle einfach machen und sie wurden sich schnell handelseinig. Dennoch sei ein Drehbuch zu schreiben viel aufwendiger und komplizierter, räumt sie ein. Das Buch habe sie fünf Mal überarbeitet, das Drehbuch weitaus häufiger. "Es ist wie ein Kartenhaus: Wenn man unten etwas herauszieht, fällt alles zusammen." Von den ersten Verhandlungen bis zum fertigen Film vergingen am Ende drei Jahre.
Zum Film erscheint nun auch ein neu überarbeitetes Buch: Es basiert auf dem Drehbuch, ist mit Filmfotos bebildert und ebenfalls im Buchhandel erhältlich.
