Reanimation:Die Lebensretter von Gauting

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Ein 72-Jähriger bricht vermutlich aufgrund eines Infarkts in der Bahnhofstraße zusammen. Zwei junge Streifenpolizisten beginnen sofort mit der Herzmassage - und retten ihn.

Von Christian Deussing, Gauting

Die junge Polizistin springt aus dem Streifenwagen und erkennt sofort, dass es um Leben und Tod geht. Der Rentner ist zusammengebrochen und liegt leblos auf dem Gehweg an der Gautinger Bahnhofstraße. "Sein Gesicht war schon blau angelaufen", erzählt Polizeimeisterin Wiesnet, die dem 72-jährigen Gautinger am Dienstagnachmittag zusammen mit ihrem Kollegen Lindebner wohl das Leben gerettet hat.

Der Fußgänger hatte laut Polizei vermutlich einen Herzinfarkt erlitten. Die beiden Beamten standen gegen 14.30 Uhr mit ihrem Streifenwagen am Gautinger Hauptplatz, um den dichten Berufsverkehr und eventuell verdächtige Fahrzeuge zu beobachten. Dann wurden sie alarmiert. Der Polizeikommissar gab geistesgegenwärtig Gas und raste mit Blaulicht und Martinshorn die 360 Meter hinauf zur Ampelkreuzung gegenüber des Kriegerdenkmals. Der Mann auf dem Boden sei nicht mehr ansprechbar und seine Augen nur halb geöffnet gewesen, berichtet der 27-jährige Streifenpolizist. Es zählte in diesem Moment jede Sekunde. Der Beamte begann sofort, den Rentner mit einer Herzdruckmassage zu reanimieren - während seine 22-jährige Kollegin verhinderte, dass der Gautinger seine Zunge verschluckt und daran erstickt. Die Polizistin hielt dabei auch den Atemweg frei und setzte den Beatmungsbeutel ein. Das Leben des 72-Jährigen hing am seidenen Faden.

Das haben die beiden Beamten noch nie erlebt: Zehn Minuten haben sie alles mit voller Kraft gegeben, bis Notarzt und Rettungssanitäter eingetroffen seien, erzählen sie. Wenig später konnte der Mann in stabilisiertem Zustand ins Krankenhaus gebracht werden. Beide Beamte halfen noch ihren dazu geeilten Kollegen, den starken Verkehr an dieser Kreuzung zu regeln - und forderten Schaulustige auf, weiterzugehen. "Aber Leute, die mit Handys Fotos machten, haben wir nicht bemerkt", berichten die beiden Gesetzeshüter. Später, beim Feierabend mussten sie doch ein "bisschen herunterkommen". Jeden Tag erlebe man halt als Polizist etwas anderes und helfe dabei gerne Menschen - besonders natürlich in Notsituationen, sagen sie.

"Die beiden haben es super richtig gemacht, so wie sie es in der Ausbildung gelernt haben", lobt der stellvertretende Gautinger Inspektionsleiter Martin Heinrich sein junges Streifenduo. Denn so eine Situation sei auch für Polizisten nicht alltäglich. Das wissen die beiden Beamten, die derzeit auch bei Streitereien um Einfahrten vermitteln müssen, die mit Schnee zugeschaufelt worden sind. Und wie erholen sich die Beiden von ihrem anstrengenden Dienst? Sie macht Krafttraining und er fährt gern Ski.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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