Prozess:Einschüchternder Besuch

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Drei junge Männer wollen Schulden bei einem Starnberger eintreiben

Die Warnung war deutlich: Ein Tierherz, eingeschweißt in einem Vakuumbeutel. Ein 27-jähriger IT-Techniker vom Starnberger See hatte die makabere Sendung Mitte 2016 mit der Post bekommen. Absender war ein gewisser "Heisenberg". Hinter dem Decknamen verbirgt sich ein Drogenhändler aus Hessen, der im Darknet Bestellungen für Betäubungsmittel entgegennimmt. Auch der IT-Techniker war einer seiner Kunden. Und er hatte Schulden bei "Heisenberg". Angeblich zwischen 7000 und 10 000 Euro. Um den säumigen Käufer einzuschüchtern, soll er ihm das Tierherz geschickt haben. Außerdem soll "Heisenberg" drei aus dem Allgäu stammende junge Männer zu dem IT-Techniker geschickt haben, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Sie müssen sich seit Montag vor dem Landgericht München II verantworten. Staatsanwalt Michael Meyer hat Anklage wegen versuchter gemeinschaftlicher schwerer räuberischer Erpressung sowie unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln erhoben.

Am frühen Abend des 4. November 2016 sollen sie und zwei weitere noch unbekannte Täter an den Starnberger See gefahren sein, sich im Halbkreis vor der Wohnungstüre des 27-Jährigen aufgestellt und geklingelt haben. Einer der Angeklagten soll zur Einschüchterung einen Baseballschläger dabei gehabt haben. Doch der IT-Techniker hatte kein Geld. Die ungebetenen Besucher forderten laut Anklage von ihrem Opfer, es solle Kontakt mit "Heisenberg" aufnehmen. Sollte er dies nicht tun, "würden sie mit 40 oder 50 Leuten wiederkommen und das Haus abfackeln", heißt es in der Anklage. Der IT-Techniker nahm zwar Kontakt mit seinem Lieferanten auf, doch seine Schulden beglich er nicht. Der 27-Jährige wurde kurze Zeit später festgenommen. Ende Februar dieses Jahres verurteilte ihn das Landgericht München II wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln zu sechs Jahren und neun Monaten Haft. In der Zeit zwischen Ende 2014 bis zu seiner Verhaftung im Januar vorigen Jahres hatte der 27-Jährige bei "Heisenberg" unter anderem 20 Kilogramm Cannabis bestellt und weiterverkauft.

Die Männer, die den IT-Techniker bedroht haben sollen, wiesen zum Auftakt des Prozesses vor der 2. Strafkammer die Vorwürfe aus der Anklage zurück. Einer von ihnen sagte, er sei nicht mit dabei gewesen. Ein weiterer räumte ein, mitgemacht zu haben. Allerdings habe man den 27-Jährigen nicht bedroht. Man habe ihn "nur erinnern" wollen, seine Schulden bei "Heisenberg" zu begleichen. "Das war's", sagte der 23-Jährige zu Richter Stefan Weickert. Damit gedroht das Haus "abzufackeln" habe weder er noch ein ebenfalls 23 Jahre alter Straßenbauer, der mit auf der Anklagebank sitzt. Dieser sagte, er habe eigentlich gar nichts mit der Sache zu tun haben wollen. Er sei nur mit an den Starnberger See gefahren, um sich die Taxifahrt zu einer Disco zu sparen, in der seine Freunde nach der mutmaßlichen Tat noch mit Freundinnen gefeiert haben sollen. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 17.04.2018 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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