Prozess:22-Jähriger soll Freund mit Messer angegriffen haben

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Ein Tutzinger, der nach Drogenkonsum unter psychischen Störungen leidet, muss sich vor Gericht verantworten

Von ANDREAS SALCH, Tutzing/München

Eigentlich wollte er nur nochmals kurz rausgehen, "um Ruhe zu finden", sagt der Angeklagte, ein 22-Jähriger aus Tutzing. Als er in der Nacht des 31. August 2017 seine Wohnung verließ, war der Azubi, der sich seit Donnerstag vor dem Landgericht München II verantworten muss, aufgewühlt. Er hatte gehofft, in einem Hotel eine Anstellung zu bekommen. Stattdessen erhielt er aber eine Absage.

Ruhe fand der 22-Jährige in der Nacht auf den 1. September 2017 keine mehr. Er betrank sich mit einer Flasche Wein. Und als er tags darauf aufwachte, befand er sich im Klinikum Starnberg, von wo er kurze Zeit später für drei Monate in eine psychiatrische Klinik nach Gauting überwiesen wurde. An das, was in den Stunden vor seiner Einlieferung ins Klinikum Starnberg passierte, habe er keinerlei Erinnerung mehr, beteuerte der Azubi bei seiner Vernehmung vor Gericht. Da er laut Ärzten an einer paranoiden Schizophrenie sowie einer "Verhaltensstörung" aufgrund von Drogenkonsum leidet, fordert die Staatsanwaltschaft die zeitlich unbefristete Unterbringung des 22-Jährigen in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik.

Kurz nach 2 Uhr morgens am 1. September 2017 soll der junge Mann zunächst die Fahrerscheibe eines geparkten Pkw in Tutzing eingeschlagen haben. Gegen drei Uhr klingelte er dann angeblich am Eingang des Hauses, in dem ein Freund wohnt. Da dieser nicht öffnete, soll der Azubi mit dem Kopf gegen die Türe geschlagen und sich vermutlich über die Tiefgarage Zugang zu dem Mehrfamilienhaus verschafft haben. Dort, so die Staatsanwaltschaft, habe sich der 22-Jährige vor der Wohnungstüre seines zwei Jahre älteren Freundes postiert und gebrüllt: "Ihr seid das Satanisten-Volk. Ihr werdet schon sehen." Der 24-Jährige alarmierte seinen Bruder. Denn der Azubi soll beiden schon geraume Zeit vorher gedroht haben, sie "abzustechen". Dennoch öffnete der 24-Jährige die Türe. Als der Azubi die Wohnung betrat, kam auch der Bruder hinzu. Daraufhin soll der Azubi beide angeschrien und ihnen vorgeworfen haben: "Wegen euch geht's mir so, wie es mir jetzt geht." Früher soll der 22-Jährige mit den beiden Drogen konsumiert haben. Dann eskalierte die Situation.

Der 24-Jährige nahm den Azubi in den Schwitzkasten, da er angeblich wusste, dass dieser unter Verfolgungswahn leidet und ständig ein Messer mit sich führt. Der Bruder des 24-Jährigen half dabei, den Angreifer festzuhalten. Doch der Azubi wehrte sich heftig, schlug um sich und biss einen der Brüder. Als der 24-Jährige den Tutzinger einen Augenblick nicht mehr fest genug hielt, zog dieser ein Küchenmesser mit einer abgebrochenen Klinge aus seiner Hosentasche und machte Stichbewegungen in Richtung der Brüder. Einem von ihnen gelang es, dem Azubi das Messer zu entwinden, ihn auf den Boden zu bringen und die Polizei zu alarmieren.

Bei seiner Vernehmung sagte der Azubi, dass er regelmäßig Amphetamine, Cannabis und auch Kokain konsumiert habe. Und einmal, im Jahr 2015, LSD. Daraufhin sei er paranoid geworden. Er habe versucht, keine Drogen mehr zu nehmen. Das sei ihm aber nicht gelungen. Und die Paranoia durch LSD "ging nicht weg." Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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