Gastronomie:Das Ende des "Sporti" in Pöcking ist besiegelt

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Michael Heinen betreibt neben dem "Sporti" in Pöcking das italienische Lokal "Trattoria Garibaldi" und "das Forsthaus am See" in Possenhofen. (Foto: Nila Thiel)

Die beliebte Gaststätte des Sportclubs schließt und soll abgerissen werden, sobald die Wirtschaft im "Beccult" öffnet. Die Gäste hängen in der Luft.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Der Keller darf aus Brandschutzgründen nicht mehr benutzt werden, zudem dringt Wasser ein und auch die Toiletten sind marode. Schon vor zwölf Jahren sollten die Sanitäranlagen in der Sportgaststätte in Pöcking saniert werden. Die Fliesen liegen seither im Keller, doch nichts ist geschehen. Der Sportclub Pöcking-Possenhofen (SCPP) als Eigentümer investiert nicht mehr, weil das "Sporti", wie es von den Pöckingern liebevoll genannt wird, durch eine Gaststätte im neuen Bürgerhaus "Beccult" ersetzt werden soll. "Sobald es im Beccult einen Wirt gibt, müssen wir zusperren", sagt der Wirt Michael Heinen. Dann erlischt nach seinen Angaben die Konzession für die Sportgaststätte und das Gebäude soll abgerissen werden.

Solange die Sportler jedoch noch keine neue Bleibe haben, macht Heinen weiter, auch wenn er mit den Zuständen alles andere als zufrieden ist. "Ich will nicht, dass der Treffpunkt stirbt", sagt Heinen, der das Lokal seit 2003 betreibt, aber den Pachtvertrag wegen der unsicheren Zukunft schon im Jahr 2015 gekündigt hat.

Das "Sporti" ist weit über Pöcking hinaus bekannt für sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, die gute Qualität und den freundlichen Service. Fast jeder Gast schwärmt von den großen Schnitzeln und dem schmackhaften Kartoffelsalat. Deshalb werden auch regelmäßig Geburtstags- und Jubiläumsfeiern gebucht. Die Gäste hängen nun in der Luft, weil Feiern normalerweise monatelang im Voraus geplant werden müssen. Immer wieder wird Heinen gefragt, wie lange das "Sporti" noch offen hat, nicht nur von den Sportlern. In der Gaststätte haben auch viele Vereinsstammtische eine Bleibe gefunden. Der Jagdverband tagt ebenfalls gerne hier, wegen der guten, traditionellen Küche. Die Jäger bringen das Wild mit und der Koch der Sportgaststätte bereitet es zu.

Bekanntlich hält sich nichts so lange, wie ein Provisorium. Deshalb plant Heinen im Sechs-Monats-Rhythmus. "Es geht immer ein halbes Jahr weiter, der Rest ist fraglich", erklärt er. Das macht die Personalplanung schwierig. Der Wirt ist heilfroh, dass sein Koch noch arbeitet, obwohl er offiziell schon in Rente ist. Ihm mache es Spaß und er sei bei den Gästen überaus beliebt, sagt Heinen. "Er kocht, wie bei Mama, eine ehrliche Küche." Und seinen beiden anderen Mitarbeitern hat er die feste Zusage gegeben, dass sie nach dem Aus der Sportgaststätte in einem der beiden anderen Restaurants arbeiten können, die Heinen betreibt. "Bei uns steht keiner im Regen."

Heinen lebt seit 1989 in Pöcking und betreibt das italienische Lokal "Trattoria Garibaldi" und "das Forsthaus am See" in Possenhofen, das er jetzt ausgebaut und auf 150 Plätze vergrößert hat. Es wurde von einem reinen Sommerbetrieb umgestellt und hat jetzt das ganze Jahr über geöffnet. Daher will er sich auch nicht als Pächter für das Beccult bewerben, obwohl er schon von einigen Gästen gefragt worden sei. Mit seinen beiden Restaurants sei er vollkommen ausgelastet, gibt Heinen als Grund an.

Der SCPP-Vorsitzende Ismail Yilmaz bestätigt, dass es sich nicht mehr lohnt, Geld in das alte Gebäude zu stecken. "Wenn ich als Sportverein investiere, dann in eine Verjüngungskur für den Koch", scherzt er. Denn der Koch sei bei den 1500 Vereinsmitgliedern sehr beliebt. Die Abrisspläne für das "Sporti" sind laut Yilmaz offen. Dies könne nur in Abstimmung mit der Kommune erfolgen, da das Vereinsgebäude auf Gemeindegrund stehe. Nach Angaben des Vorsitzenden wartet man, bis ein Wirt für das Beccult gefunden wird, damit der Verein eine Zuflucht direkt auf dem Sportgelände habe.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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