Benefizkonzert in Pöcking:"Klassische Musik hält die Menschen zusammen"

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Evgeny Konnov stammt aus Usbekistan - und hat dort auch Afghanen und Iraner kennengelernt. (Foto: privat)

Der Pianist Evgeny Konnov zu der Frage, was Musik und Flüchtlingshilfe gemeinsam haben

Von Louisa Geibel, Pöcking

Mit Beethoven und Rachmaninoff möchte der Pianist Evgeny Konnov im Pöckinger "Beccult" auf das Thema Flucht und Zuwanderung aufmerksam machen. Im Rahmen eines Benefizkonzertes mit vorangehender Podiumsdiskussion sollen am Freitagabend Spenden für die Kampagne "Tutzing hilft im Mittelmeer" gesammelt und zum Gespräch über die gesellschaftlich relevante Thematik eingeladen werden. Der vielfach ausgezeichnete Künstler Konnov verzichtet für den guten Zweck auf seine Gage. Schließlich sei das Thema für ihn von großer Bedeutung, sagt der 29-Jährige.

SZ: Herr Konnov, wieso liegt Ihnen die Thematik Flucht und Integration so am Herzen?

Evgeny Konnov: Ich habe einen persönlichen Bezug zu dem Thema. Ich bin in Usbekistan geboren und habe dort gelebt, bis ich sechs Jahre alt war. Dort trifft man natürlich Menschen aus Afghanistan oder dem Iran. So konnte ich deren Kultur ein bisschen kennenlernen. Meine Mutter ist selbst Muslima, mein Vater orthodox. Ich finde es sehr wichtig, verschiedene Kulturen kennenzulernen und das Thema der Integration Geflüchteter anzusprechen.

In der Konzertankündigung schreiben Sie, es sei Ihr Antrieb, Geflüchteten den Zugang zur klassischen Musik zu ermöglichen. Können Sie das genauer erläutern?

Als ich in München unterrichtet habe, kam eine syrische Familie zu mir. Sie war damals erst seit einem halben Jahr in Deutschland. Ihr Sohn war ungefähr elf Jahre alt und wahnsinnig talentiert. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ihn zu unterrichten. Leider gibt es nicht viele Pianisten aus diesen Ländern. Vielleicht könnten aber einige Kinder Musiker werden, wenn sie in eine richtige Musikschule gehen könnten. Dies sollte jedem Kind möglich sein.

Sie wissen selbst wie es ist, in ein fremdes Land zu emigrieren. Kann die Musik in einer solchen Situation helfen?

Die Idee von klassischer Musik ist es, alle Menschen zusammenzuhalten und sie glücklich zu machen. Sie bringt uns zum Träumen. Das kann in so einer Situation schon etwas helfen.

Hat Musik eine Integrationsfunktion?

Musik hat so eine große Kraft und sie bewegt alle Menschen , vor allem die klassische Musik. Da gibt es keine richtigen Worte, die das beschreiben können.

Ist das nicht genau der Punkt? Dass Musik auch ohne Worte auskommt? Das vereinfacht es, kulturelle Grenzen zu überwinden.

Genau. Bei meinem ersten Konzert in Deutschland sollte ich etwas zu dem Programm sagen. Ich konnte damals noch nicht gut Deutsch sprechen. Seither sage ich immer, wenn ich länger sprechen soll, dass ich besser Klavier spielen als reden kann. Deshalb lasse ich manchmal lieber die Musik für mich sprechen.

Wird sich das Thema des Abends auch in Ihrem Programm widerspiegeln?

Ja, das wird es. Ich werde eine große russische Sonate von Rachmaninoff spielen. Und eine Sonate von Beethoven, also aus Deutschland, meiner zweiten Heimat. Meine Geschichte findet sich somit in den Stücken wieder. Ich fühle mich als Teil des Themas und das hilft mir auch beim Klavierspielen. Außerdem werde ich eine Ballade von Chopin spielen, der aus Polen nach Paris emigriert ist und daher auch eine Verbindung zu der Thematik hat.

Haben Sie sich für den Abend ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Wir freuen uns natürlich sehr über Spenden. Mein größtes Ziel ist es aber, dass das Publikum nach dem Konzert noch mehr über das Thema nachdenkt und wir auch durch die Berichterstattung öffentlich auf das Problem aufmerksam machen.

Deshalb findet vor Beginn des Konzertes eine Diskussionsrunde statt.

Das gefällt mir besonders an dem Konzept: Es werden nicht nur Spenden gesammelt, sondern es wird auch mit Politikerinnen und Politikern über Flüchtlingspolitik gesprochen.

Finden Sie diese Verbindung von einer kulturellen Veranstaltung mit einer politischen Diskussion zielführend?

Das kann ich nicht allgemein beantworten. Es kommt darauf an, um welches politische Problem es geht. Dieses Thema finde ich einfach sehr wichtig und das mache ich dann natürlich sehr gerne. Oder auch, wenn es um das Klima geht. Das sind Themen, die für mich sehr eindeutig sind. Das heißt aber natürlich nicht, dass man als Musiker für eine Partei sprechen sollte oder Ähnliches.

Benefizkonzert mit Evgeny Konnov am Freitag, 4. Februar, von 19 Uhr an im Beccult in Pöcking. Einlass ist um 17.30 Uhr. Es gilt die 2-G-Plus-Regelung. Eine Online-Anmeldung unter tutzing-hilft.de ist erforderlich

© SZ vom 04.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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