Pöcking:Wachablösung in der Fernmeldeschule

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Zur Feier des Tages marschieren in Pöcking rund 200 Soldaten auf. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Schule für Informationstechnik in Pöcking und Feldafing ist zugunsten eines neuen Ausbildungszentrums für Cyber-Informationsraum der Bundeswehr aufgelöst worden. Die Bundeswehr erhofft sich davon mehr Effizienz in ihrer Lehre.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Schon zehn Minuten vor dem offiziellen Beginn des feierlichen Auflösungsappels in der General-Fellgiebel-Kaserne in Pöcking marschieren 200 Soldaten auf. In Reih und Glied stehen sie da. Dann gesellt sich unter Trommelwirbel und zu den Klängen eines Spielmannszugs das Heeresmusikcorps Ulm dazu, das für die musikalische Umrahmung der Feier zuständig war.

Am Dienstag wurde die Schule für Informationstechnik in Pöcking und Feldafing im Beisein von Ausbildern, Ehemaligen und Kommunalpolitikern offiziell aufgelöst. Schon in der vergangenen Woche war die Schule in Flensburg aufgelöst worden. Beide Ausbildungszentren werden ab dem 1. April als zentrale Einrichtung als Ausbildungszentrum für "Cyber-Informationsraum der Bundeswehr" ihre Arbeit wieder aufnehmen und unter der Gesamtleitung von Brigadegeneral Rainer Simon stehen, der bislang schon für die Schule in Feldafing/Pöcking zuständig war. Flensburg wird in Zukunft eine Außenstelle von Pöcking sein.

"Heute schlagen wir ein neues Kapitel auf", sagte der leidende Kommandeur für Informationstechnik, Generalmajor Michael Färber. Denn die beiden Schulen in Pöcking/Feldafing sowie in Flensburg bilden künftig laut Färber "eine solide Grundlage", um sich den veränderten Bedingungen zu stellen. Bislang wurden in Pöcking und Feldafing rund 7000 Lehrgangsteilnehmer in etwa 200 Kursen pro Jahr unterrichtet. Im neuen Ausbildungszentrum werde es mehr Schüler, mehr Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Geräte geben, sagte Färber, der einen kurzen Rückblick auf die Fernmeldeschule der vergangenen knapp 70 Jahre gab.

1958 zog die Schule in die 35 Neubauten auf einem rund 36 Hektar großen Gelände in Feldafing ein. 1982 wurde sie in Fernmeldeschule für Elektro- und Informationstechnik umbenannt. Vor etwa 20 Jahren hieß es, die Feldafinger Kaserne werde aufgelöst und die Schule in Pöcking ausgebaut. Dann jedoch änderten sich die Pläne der Bundewehr: Nun wird das Areal wieder benötigt.

General Rainer Simon (links) und Generalmajor Michael Färber wechseln die Beflaggung in Pöcking. (Foto: Arlet Ulfers)
Bei der Feier dabei waren Tutzings Bürgermeister Ludwig Horn, Pöckings Vize-Bürgermeister Albert Luppart mit Bürgermeister Rainer Schnitzler, die SPD-Bundestagsabgeordnete Carmen Wegge und Christoph Ludwig Maria Prinz von Bayern (von links). (Foto: Arlet Ulfers)

Die Umstrukturierung sei ein erheblicher Umbruch, so Färber. Er betonte, die Auflösung der Schule sei "keine Geringschätzung" - die Einrichtung werde neu ausgerichtet und neu aufgestellt, sagte er vor dem Hintergrund, dass die Zusammenlegung mit Flensburg Sorgen ausgelöst hat.

Nach Angaben von Vize-Admiral Thomas Daum war in Flensburg "der Eindruck einer feindlichen Übernahme" entstanden. "Es ist normal, dass der Gedanke an Veränderung Sorge bereitet", sagte er. Doch Brigadegeneral Simon und der Leiter der Flensburger Einrichtung, Kapitän zur See Udo Michel, hätten Zeit, Energie und Herzblut investiert, um die Sorgen zu relativieren. Hier und in der Außenstelle Flensburg werden nun alle Streitkräfte eine Ausbildung aus einer Hand bekommen.

Die Cyber-Verantwortlichen der Bundeswehr müssten kriegstüchtig werden

In stürmischen Zeiten, mit Kriegen in der Ukraine und in Nahost, sei Deutschland und Europa zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder bedroht. An der Nato-Ostgrenze herrsche Kriegsgefahr. Die Cyber-Verantwortlichen der Bundeswehr müssten deshalb kriegstüchtig gemacht werden. "Hier sind Pöcking und Feldafing zentrale Garanten für Kriegsführung", so Daum.

Doch niemand könne sich auf einmal Gelerntes verlassen, lebenslanges Lernen sei notwendig. Mit einem einheitlichen Qualitätsmanagement werde sichergestellt, dass Inhalte und Methodik der Lehre den tatsächlichen Bedarf der Streitkräfte decken. Zudem lasse sich eine Dopplung der Lehrgänge vermeiden. Auch organisatorisch ist das neue Zentrum gut aufgestellt. Bislang sind sechs Dienststellen für die Ausbildung zuständig gewesen - künftig wird es nur noch eine sein.

Wie Brigadegeneral Simon betonte, ist die wichtigste Grundlage für die Qualität der Lehre das Lehrpersonal. Daher sei auch die stetige Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals eine zentrale Aufgabe des Ausbildungszentrums, so Simon. Zwei Jahre hat die Neustrukturierung des Ausbildungszentrums gedauert. Doch nach Angaben von Pressestabsoffizier, Oberstleutnant Herbert Singer, ist sie schon jetzt wieder überarbeitungsbedürftig. Laut Singer müssen derzeit Lehrkräfte im niedrigen zweistelligen Bereich abgestellt werden, um ukrainische Soldaten auszubilden. Diese fehlen anderswo.

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