Fasching im Fünfseenland:Adelig für 94 narrische Tage

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Prinzenpaarvorstellung mit Tradition: Der Pöckinger Faschingsverein präsentiert am Forsthaus am See in Possenhofen Maximilian II. und Prinzessin Sandra I. (Mitte) als neues Prinzenpaar. Davor: Kinderprinzessin Katharina I. und Kinderprinz Leopold II. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Perchalla und der Pöckinger Faschingsclub haben ihre Prinzenpaare für die anstehende Saison vorgestellt.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking/Starnberg

Pünktlich am 11. November haben die Narren im Landkreis Starnberg den offiziellen Faschingsbeginn eingeläutet. Der Pöckinger Faschingsclub (PFC) besann sich auf seine Wurzeln und hat die Prinzenpaare der Saison 2023/24 am Nachmittag vor dem Forsthaus am See willkommen geheißen. Und die Starnberger Perchalla hat den traditionellen Inthronisationsball in der Schlossberghalle zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

Nach den nüchternen Corona-Jahren mit Abstand und Maske darf die kommenden 94 Tage wieder gefeiert werden. Der Ansturm auf den Inthronisationsball der Perchalla war mit mehr als 500 Anmeldungen so groß, dass der Verein gleich die gesamte Schlossberghalle mietete und die umjubelten Auftritte der Aktiven per Video ins Foyer und in den kleinen Saal übertrug. Das ist teuer, weil die Gema ihre Gebühren nach Quadratmetern berechnet und nicht nach der Anzahl der Besucher, wie Ehrenpräsident Robert Weiß verriet.

Mehr als 500 Leuten wollten den Auftritt der Perchalla sehen. (Foto: Arlet Ulfers)
In der Starnberger Schlossberghalle wurde der Inthronisationsball deshalb auch ins Foyer und in den kleinen Saal übertragen. (Foto: Arlet Ulfers)
Auch der Nachwuchs der Faschingsgesellschaft durfte seine einstudierte Showeinlage zeigen. (Foto: Arlet Ulfers)

Auch die gewohnt aufwendig von Haus- und Hofschneiderin Karolina Weiß designten Kostüme haben ihren Preis. Traditionell treten die Perchalla-Garden mit Garde- und Showtanz auf. Für die 57 Tänzerinnen und Tänzer von Minis, Jugend, Prinzengarde und "One Million Dollar Girls" nebst den Kinder- und Erwachsenenprinzenpaaren mussten deshalb jeweils zwei unterschiedliche Kostüme angefertigt werden, insgesamt also 140. Die Abrechnung steht zwar nach Angaben des Präsidenten Andreas Denk noch aus, aber er schätzt die Kosten auf mindestens 30 000 Euro.

Doch die Investition hat sich gelohnt. Laut Denk bietet die Perchalla den Besuchern in dieser Saison ein besonderes Programm. Bei der Krönung glänzten Prinzenpaare in schillerndem Rot-Silber. Dazu hatten die Tollitäten Maximilian I. (Maximilian von Gültlingen) und Marie-Sophie I. (Marie-Sophie von Gültlingen) auch im wirklichen Leben fast schon königliche Namen. Die beiden 28 und 21 Jahre alten Geschwister haben zudem außergewöhnliche Berufe. Prinz Maximilian ist TV-Produktionsleiter für die European League of Football. Jetzt tanzt er, um seiner Schwester Marie-Sophie einen Traum zu erfüllen. Die Faschingsprinzessin ist im normalen Leben Auszubildende bei den Immobilienmaklern von Engel und Völkers.

Für seine jüngere Schwester Marie-Sophie begibt sich Maximilian von Gültlingen in die Rolle des Faschingsprinzen. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Kinderprinzenpaar besteht aus Luis I. (Louis Bosch) und Flora I.(Flora Schweickart). Luis, der in die 5. Klasse des Starnberger Gymnasiums geht, war bislang noch nicht im Fasching aktiv. Der Zehnjährige wurde von der gleichaltrigen Flora bei einem Auftritt der großen Garde im Vereinsheim gefragt, ob er ihr Prinz sein will. Bislang hat er nur Fußball gespielt. Doch er hat ja gesagt, weil er ausprobieren wollte, ob ihm das Tanzen gefällt. Flora indes ist fast schon ein Profi, da sie bereits seit drei Jahren bei der Perchalla-Kindergarde aktiv ist.

Ebenso wie bei der Perchalla standen auch beim PFC die Prinzenpaare schon lange fest. Aus dem vergangenen Jahr bestand noch eine Warteliste an Bewerbern. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, als ein Prinz erst zum Start der Faschingssaison gefunden wurde. Deshalb war am Samstagnachmittag bei der Vorstellung der Prinzenpaare sogar Bürgermeister Rainer Schnitzler sichtlich erleichtert.

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Wie immer kamen die Tollitäten mit dem Boot über den See gefahren und legten musikalisch begleitet von der Pöckinger Blaskapelle pünktlich um 14.14 Uhr am Bootssteg an. Für Schnitzler war es das erste Mal in den 21 Jahren seiner Amtszeit, dass er auf dem Boot wegen Terminüberschneidung von seinem Vize Albert Luppart vertreten werden musste. Angesichts des eisigen Ostwinds, der über den See pfiff, dürfte Schnitzler dieses Amt jedoch gerne abgegeben haben.

Er freute sich aber, dass mit dem Kinderprinzenpaar Leopold II. (Leopold Wesner) und Katharina I. (Katharina Kohlhammer) zwei echte Pöckinger gewonnen werden konnten. Beide Tollitäten sind zwölf Jahre alt. Katharina besucht die Realschule Tutzing und liebt neben dem Tanzen auch Segeln und Oboe spielen. Leopold besucht das Gymnasium Kempfenhausen und ist neu beim PFC. Seine Hobbys sind Sport, Schach und Programmieren.

Sandra I. musste ihren Prinzen lange beknien, bis er endlich Ja sagte

Die 31-jährige Prinzessin Sandra I. (Sandra Zerhoch), die den Titel "Die Schattentänzerin" trägt, kommt aus Wangen und ist seit 2005 beim PFC aktiv. Seit 13 Jahren ist die Steuerfachangestellte Mitglied der Showtanzgruppe Dancing Mania, gehört also quasi schon zum Inventar des PFC. Sie ist zudem stellvertretende Vorsitzende beim Schützenverein Wangen.

Sandra I. musste ihren Prinzen lange beknien, bis er endlich Ja sagte. "Die Sandra nervt mich seit drei Jahren und jetzt bin ich hier", sagte der gleichaltrige Maximilian II. (Maximilian Harreiner), "das tanzende Licht" aus Ebenhausen, wie er sich vorstellte. Er ist im wirklichen Leben technischer Zeichner und hat bislang noch nie sein Tanzbein geschwungen. Stattdessen verbrachte er seine Freizeit am Schießstand oder bei der Feuerwehr.

Die Vorstellung der PFC- Prinzenpaare war sehr gut besucht. Viele befreundete Faschingsclubs - der am weitesten entfernte kam aus der Karnevalshochburg Köln - feierten mit den neuen Tollitäten. Die Prinzenpaare werden am 6. Januar im Pöckinger Beccult gekrönt. Das Programm wird auch noch auf dem Galaball am 13. Januar zu sehen sein. Karten ab sofort unter 0177/77 99 31 4 oder an karten@pfc.de per E-Mail.

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