Planegg/Krailling:Glauben entdecken

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Wie die Jugendreferentin Franziska Kleemann junge Leute für die Kirche gewinnen will

Von ANNETTE JÄGER, Planegg/Krailling

Wenn Jugendliche eine enge Bindung zur Kirche haben, ist später die Schwelle zum Austritt höher, sagt der Planegger Pfarrer Bernhard Liess. Deshalb finanzieren die beiden evangelischen Kirchengemeinden Planegg und Stockdorf aus eigenen Mitteln eine Religionspädagogin als Jugendreferentin, die diese Bindung fördern soll. Vor vier Jahren habe die Landeskirche eine solche Stelle gekürzt. "Planegg hatte immer eine blühende Jugendarbeit, das können wir uns nicht gefallen lassen", sagte Liess. Die SZ sprach mit der Jugendreferentin Franziska Kleemann über ihre Arbeit.

SZ: Was ist Ihre Aufgabe als Jugendreferentin?

Franziska Kleemann: Ein zentrales Ziel ist es, die Konfirmandenarbeit mit der Jugendarbeit zu verknüpfen. Ich will den Konfirmanden zeigen, dass es sich nach der Konfirmation lohnt, dabei zu blei- ben und sich in der Jugendarbeit, in der die 14- bis 25-Jährigen sind, zu engagieren.

Wie soll das gelingen? Für viele Ju- gendliche endet mit der Konfirma- tion erst mal die intensive Bindung zur Kirche.

Ja, es rücken im Moment kaum Konfirmanden - Konfis - in die Jugendarbeit nach. Um das zu ändern, möchte ich im Konfi-Unterricht den Kontakt zu den Älteren in der Jugendgruppe intensivieren. Sie sollen den Konfis von ihren Erfahrungen mit Glauben und Kirche berichten. Außerdem möchte ich im Konfi-Unterricht mehr mit Erlebnispädagogik arbeiten, also auch Kreatives gestalten, teamfördernde Spiele integrieren, mit den Jugendlichen Gottesdienste ausrichten. Die Gemeinschaft steht im Vordergrund, ohne dabei den christlich-spirituellen Hintergrund zu vergessen. Wir wollen Glauben entdecken und erwecken.

Klingt "gemeinsam Spiele machen" in Ohren Jugendlicher nicht uncool?

Klar brauche ich denen nicht mit Flüsterpost kommen. Es geht mehr um Team-Aufgaben: wie überquere ich einen imaginären Säureteich zum Beispiel. Es kommt darauf an, wie man es vermittelt. Natürlich gibt es immer welche, die erst mal abchecken, wie die anderen reagieren - am Ende machen alle mit.

Was können Jugendliche heute an Kirche attraktiv finden?

Die Jugendlichen leiden oft sehr unter der Leistungsgesellschaft und sind großem Druck ausgesetzt. Sie sind durchaus auf spiritueller Suche und möchten angenommen werden, ohne Leistung erbringen zu müssen. Das kann Kirche bieten. Jeder kann sich und seine Begabungen in dem Maße einbringen, wie es ihm passt. Die Jugendlichen auf dieser Suche zu begleiten, ist Aufgabe der Jugendarbeit.

Jugendliche in der Pubertät hinterfragen ziemlich alles - auch Gott und Kirche. Wie gehen Sie damit um?

Diese kritische Auseinandersetzung ist Teil meiner Arbeit. Wir werden viel diskutieren, Meinungen äußern, Erfahrung austauschen. Ich möchte den Jugendlichen gerne zeigen, dass sie durchaus im Weltlichen zu Hause sein und trotzdem Glauben leben können. Beides ist gut vereinbar und nicht uncool. Es geht auch darum, sie sprachfähig zu machen: verbal auszudrücken, was sie glauben, ohne dass es in Ohren anderer weltfremd klingt.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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