Perchtinger Festtage:Yoga-Übungen mit nacktem Oberkörper

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Musikalisch ganz groß und mit hohem Unterhaltungswert: Die Band "la Brass Banda". (Foto: Georgine Treybal)

Beim Konzert von "La Brass Banda" in dem Starnberger Ortsteil macht das Publikum alles mit, was ihm Frontmann Stefan Dettl vorgibt.

Von Astrid Becker, Perchting

Es mag ja an vielen Orten des Landkreises Starnberg bereits am Freitag regnen. In Perchting scheint aber die Sonne. Und es ist heiß. Das liegt weniger an den Außentemperaturen, sondern mehr an den Rhythmen und der Stimmung, die im Dosch-Stadl vorherrschen. Es sind Perchtinger Festtage - eine dreitägige Veranstaltung rund um das Stadlfest, die alljährlich von der dortigen Burschenschaft ausgerichtet wird. Und was soll man dazu sagen, außer: "Respekt". Ein Wort, das öfter zu hören ist bei diesem Ereignis, das eines der größten seiner Art in Bayern ist. Denn wieder einmal ist es den Burschen gelungen, eine längst weit über Bayerns Grenzen hinaus bekannte Band zu gewinnen: La Brass Banda.

Wie bekannt auch die Perchtinger mit ihren Festtagen geworden sind, verrät der Blick auf die vielen Autos an diesem Abend, die auf einer grünen Wiese hinter dem Veranstaltungsgelände stehen. Münchner Kennzeichen, Ingolstädter Kennzeichen, Rosenheimer Kennzeichen und sogar aus Mühldorf sind Fans angereist. Und das hat sich auch gelohnt. Denn schon von 18 Uhr an tönt Livemusik aus dem Stadl. La Brass Banda sind mit gleich zwei Vorbands gereist: Mit Sunlit Pyramid aus Viechtach und Caravãna Sun aus Australien. Erstere gibt es erst seit 2015, und den Auftritt in Perchting, so erzählt Sänger Jakob, hätten sie bei einem Gema-Contest gewonnen. Überzeugt haben sie mit ihrer Mischung verschiedener Musikstile - Rock, Jazz, Goa - nicht nur die dortige Jury, sondern auch ihre Zuhörer in Perchting. Wenn man so will, waren sie die Anheizer von Caravãna Sun, und die wiederum von La Brass Banda. Seit zwei Jahren arbeiten die Australier schon mit den Musikern um Sänger und Trompeter Stefan Dettl zusammen. Und: La Brass Banda hat mit ihnen eine perfekte Wahl getroffen.

Perchting Festtage Perchting Festtage, La Brass Banda, das Publikum. Foto: Georgine Treybal; . (Foto: Georgine Treybal; .)

Witzig, professionell und "gut aussehend" - so in etwa beschreibt sie auch Stefan Dettl, als er auf die Bühne kommt. Alles natürlich "das Gegenteil von uns": "Wir können viel von ihnen lernen." Bescheiden gibt er sich da: La Brass Banda gibt es mittlerweile zehn Jahre, weit mehr als 1000 Konzerte haben sie in der ganzen Welt gegeben. Und: Alle Bandmitglieder sind Meister ihres Faches. Und des Entertainments. Stefan Dettl beispielsweise behauptet schon eingangs, dass Stadlfeste nie "schee, aber immer lustig" seien, so werde auch dieser Auftritt werden. Stimmt so nicht: Lustig wird es, aber schön auch. Die Zuhörer jedenfalls folgen Dettls Ansagen von Anfang an: Ob er sie ermuntert, nicht so viel zu klatschen, "damit wir mehr Lieder spielen können". Oder ob er vom Kurs der Band bei einer Kindertanzgruppe in Brasilien erzählt, "weil das mit der Bewegung bei uns auf der Bühne immer nicht so hinhaut". Er führt vor, wie die Kinder dort erst einmal vorwärts und rückwärts gehen lernen, um den richtigen Schwung in die Hüfte zu bekommen - und das Publikum, immerhin mehr als 1000 Menschen - probiert es gleich mal aus. Oder die Yogaübungen, die Bassist Fabian Jungreithmayr und Schlagzeuger Manuel da Coll mit nacktem Oberkörper auf der Bühne absolvieren, weil sie gerade mal Pause haben. Großartig ist das. Besonders auch, weil die Band sich durch die zehn Jahre ihrer Geschichte spielt. "Autobahn", "Bauwagen", "Ujemama" und natürlich auch "Nackert" dürfen da nicht fehlen. Und es wird immer heißer im Stadl. So sehr, dass nicht nur die Band, sondern auch das Publikum und die Technikcrew am Rande ins Schwitzen kommen.

Bereits am Vortag waren La Brass Banda mit ihrem Tourbus angereist und haben mit den "Drei Männern nur mit Gitarre" - dahinter verbergen sich die Liedermacher Sänger und Kabarettisten Keller Steff, Roland Hefter und Michi Dietmayr - schon mal kräftig gefeiert. Und am Freitag ging es nach dem zweistündigen Auftritt sicher munter weiter. Denn auch die Burschen, die das Fest ehrenamtlich organisieren, wollten vielleicht noch etwas von den Musikern haben. Ein großes Lob von Stefan Dettl haben sie jedenfalls bereits bekommen: "Das, was Ihr hier macht, ist einfach nur super. Voll geil." Dem kann man sich nur anschließen. Astrid Becker

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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