Oktoberfest:Die Ilse und das Rehragout

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Ein Prosit auf die Oide Wiesn 2018: Seehof-Wirtepaar Gerda (rechts) und Peter Reichert stoßen mit Ministerin Ilse Aigner an. (Foto: Nila Thiel)

Ministerin Aigner ist Schirmherrin der "Schönheitskönigin" auf der Oiden Wiesn, das die Reicherts aus Herrsching betreiben

Von Christine Setzwein, Herrsching

Ilse Aigner müsste eigentlich längst weg sein, aber Peter Reichert lässt sich nicht abbringen. "Wir gehen jetzt alle auf den Steg und singen s'Rehragout", sagt der Wirt des Herrschinger Seehofs, packt seine Trompete und die Ilse, im Schlepptau Reporter, Fotografen und die Musiker der Couplet AG, und fängt an zu spielen. So kommt es, dass die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin am Donnerstag auf dem Dampfersteg am Ammersee steht und "Heit gibt's a Rehragout" singt.

Peter Reichert ist begeistert. Nicht nur von der Sangeskunst und dem Charme der Verkehrsministerin. Er ist, sagt er, schon im Wiesnmodus. Schließlich sind es nur noch 50 Tage, bis das weltgrößte Volksfest eröffnet wird. Und die Herrschinger Eheleute Gerda und Peter Reichert sind wieder dabei: als Wirte auf der Oiden Wiesn in ihrem Zelt "Zur Schönheitskönigin". Ein Festzelt, das mit Fachwerk und Pagodenhimmel einem bayerischen Wirtshaus nachempfunden ist und Volkssängern, Komikern, Varieté, Kabarett und Couplets eine Bühne bietet. Dazu ein Wirt, der selber begeisterter Musikant ist, im Seehof auch immer wieder zur Trompete greift und regelmäßig Wirtshauskonzerte veranstaltet.

Ilse Aigner ist Schirmherrin des Zelts. Zur Einstimmung zapft sie am Donnerstag in Herrsching schon mal das erste Fass Wiesnbier der Hofbräu Brauerei München an, die Generalprobe für den 22. September. Fünf Schläge braucht sie, Hofbräu-Direktor Michael Möller ist zufrieden.

"Die Ilse ist meine persönliche Freundin", sagt Jürgen Kirner, Kopf der Couplet AG und seit dem vergangenen Jahr künstlerischer Leiter des Volkssängerzelts. Die Ilse bedankt sich bei ihrem "oiden Spezl" Jürgen für die Ernennung zur "Schönheitskönigin 2018", erklärt, sie sei ein totaler Fan der Oiden Wiesn und frage sich, was wohl Bally Prell heute zur Wiesn sagen würde, hat die berühmte Schwabinger Volkssängerin doch schon in den 1950er Jahren in ihrem Lied "Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth" den aufkommenden Schönheitswahn karikiert. Dann wird aufgetischt im Seehof, Wiesn-Brezen, Kostproben von Hühnersuppe, Zwiebelrostbraten und Rehragout, so, wie es in der "Schönheitskönigin" gekocht wird. Die Suppe von "Giggerln" aus Niederbayern, das Rindfleisch aus dem Allgäu, alles ökologisch und regional. Das Rehragout steht heuer neu auf der Speisekarte der "Schönheitskönigin". Das Rezept stammt von Reicherts Mutter Mia Haas. Der Sohn hat es freilich ganz leicht verändert. "Mit einer Flasche Portwein drin", sagt er, "schmeckt es noch viel besser." Von der Rezeptur der Hauberlinge lässt er die Finger: Schmalzgebäck aus Weizen- und Roggenmehl. In wenig Butter und Pflanzenfett gebacken, saugt es die Soße ganz besonders gut auf.

690 Plätze hat die "Schönheitskönigin" im Zelt, 200 im Biergarten. Zu wenig, um nach den hohen Investitionen, bei dem hochwertigen Essen und dem anspruchsvollen Kulturprogramm wirtschaftlich arbeiten zu können, sagt Peter Reichert. Doch 2019 bekommt er die doppelte Anzahl an Sitzplätzen und zehn Cent vom Eintrittspreis in die Oide Wiesn. "Wenn das nicht käme, hätte ich aufgehört", sagt der 51-Jährige. "Mit 17", erzählt er, habe er beschlossen, erst wieder auf die Wiesn zu gehen, wenn sie so ist, wie er sich das vorstellt. In der Schönheitskönigin ist sie es.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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