Nepomuk:Ehrgeiz auf zwei Beinen

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Wer wird Tutzings Bürgermeister, Marlene Greinwald oder Ludwig Horn? Am Sonntag haben die Tutzinger die Qual der Wahl. (Foto: Arlet Ulfers)

Eigentlich wollte der Nepomuk Winterschlaf auf dem Seegrund halten. Doch dann platzt das Tutzinger "Game of Thrones" in seine Siesta.

Kolumne von eurem Nepomuk, Tutzing

Echt jetzt, bei dem Wetter jagt man ja keinen Seehund vor die Kiesbank. Und deshalb lasse ich mich langsam mal herabschweben, immer tiefer auf den dunklen Grund des Starnberger Sees. Dorthin, wo sich Renke und Saibling "Gute Nacht" sagen. Auch Geister brauchen schließlich ihre Momente der Muße für winterliche Melancholie.

Doch dann hat auf einmal die Erde gezittert und geächzt. Nanu, dachte ich mir, und bin kurzerhand wieder emporgestiegen aus der Unterwelt. Ein kurzer Blick auf das immer kleiner werdende Rückteil eines dicken SUV, und mir war sofort klar: Der Ludwig war's! Also, nicht der König Ludwig, er möge ruhen in Frieden. Nein, der Horn Ludwig in seiner Kutsche. Der ganz Tutzing mit seinem siebenundzwanzigjährigen Gesicht vollgepflastert hat, weil er doch Ende des Monats unbedingt die Greinwald Marlene vom Bürgermeister-Thron schubsen will.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Christsozialer Ehrgeiz auf zwei Beinen ist das, sag' ich euch: Als ich letztes Jahr mal bei seinem Versicherungsbüro vorbeigeschwebt bin, da war der Lucki ja noch ganz normal. Aber seit die ihn in so ein Programm gesteckt haben für Nachwuchs-CSUler, da geht der mit so breiter Brust durch die Welt, dass ich mich frag', wann sein Hemd platzt: Ein Händeschüttel-Termin nach dem anderen, Versprechen verteilend wie Konfetti - und Brotzeit bringt er meistens auch noch mit! Als echter Bayer weiß er natürlich, dass Wählerliebe durch den Magen geht.

Ich habe dann mal nachgeschaut, wohin der junge Aspirant jetzt wieder auf Stimmkreuzaquise des Weges ist. Und siehe da: Jetzt fährt er echt die ganz harten Geschütze auf. An diesem Samstag soll die Aigner Ilse, Präsidentin des Landtags, im Buttlerhof auftreten. Und nächste Woche kommt dann der Holetschek Klaus, Bayerns Speerspitze im Kampf für die Volksgesundheit, ins Tutzinger Kino. Ein wahlkämpferischer Doppelwumms, so schwarz wie mein Nachtquartier im Marianengraben des Starnberger Sees. Da ist mir doch glatt mein Himbeergeist aus der Hand gefallen.

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Fragt sich nur, was die Marlene nun zu tun gedenkt. Die hat ja bisher immer einen auf cool gemacht. So nach dem Motto: Mach' du mal, Jüngelchen - ich ziehe hier die Strippen. Allerdings findet man keine eigenen Wahlkampftermine auf ihrer Website. Andererseits: Was soll sie auch schon groß machen als Freie-Wähler-Lady. Frühschoppen mit Bisher-Minister Piazolo? Hornissen zählen mit Hubsi Aiwanger? Puh, da bleibt mir ja gleich mein Seekraut im Hals stecken.

Klar ist aber: Mit der Ruhe ist es jetzt erstmal vorbei. Meinen Winterschlaf habe ich daher auf unbestimmte Zeit verschoben. Bis dahin gebe ich mir das Tutzinger Game of Thrones und mische mich am 26. November mittenrein ins Tutzinger Volk. Als geheimer Wahlbeobachter, natürlich gänzlich unbeobachtet. Denn das ist ja das Schöne am Seegeisteln: Von mir verlangt keiner Transparenz.

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