Nepomuk:Von Gurken, Gauting und der richtigen Größe

Lesezeit: 2 min

In der Gautinger Villa Putz hat Loriot mal gelebt: von 1957 bis 1963. (Foto: Arlet Ulfers)

Am 12. November jähren sich wichtige Ereignisse der Weltgeschichte, zumindest für unseren Kolumnisten. Der Seegeist Nepomuk will dies gebührend feiern - weil es dabei auch um Loriot und ein paar Zentimeter geht.

Von Eurem Nepomuk, Starnberg

Meine Nepomuka ist das süßeste Wesen der Welt. Das fängt schon beim Frühstück an. Ohne Buttercroissant geht bei ihr nix. Wobei das Gebäckteilchen nur den Zweck hat, es unter einem halben Glas Honig zu verstecken. Bekommt die Nepomuka das mal nicht, wird sie sauer und bleibt es bis zum nächsten Frühstück. Bei mir ist das anders. Ich bin schon sauer, wenn ich aufstehen muss. Den Tag versüßen kann mir da nur eine ordentliche Wurstsemmel, bei der allerdings weder Wurst noch Semmel wichtig sind. Sondern nur die Gurken, die drauf sind. Ich liiiiiebe Gurken! Große, kleine, krumme, in geschmorter Form, eingelegt, roh - ganz wurscht.

Nur diese komischen, geraden EU-Stangerl aus dem Supermarkt, die habe ich noch nie wirklich verstanden. Als ob die Form einer Gurke irgendwas über deren Geschmack aussagen würde - und auf den kommt's doch an. Mir zumindest. Und darum werde ich diesen Sonntag, also den 12. November, richtig feiern. An diesem Tag vor genau 14 Jahren hatte sich die Europäische Kommission ausnahmsweise mal einsichtig gezeigt und die sogenannte "Gurkenverordnung" abgeschafft. 20 Jahre besagte diese, dass eine Gurke auf einer Länge von zehn Zentimetern nur maximal einen Zentimeter gekrümmt sein darf, um als "höchste Qualität" zu gelten. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr später übrigens auch noch der Banane. Aber die kümmert mich nicht so, die fällt ja eher in Nepomukas Ressort.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Deshalb werde ich den 12. November nun gebührend feiern. Erst einmal in der Früh mit einer Gurkenmaske, dann mittags mit einem echten Bœuf Stroganoff, bei dem Gurken ein Muss sind. Und abends gibt es dann noch Gurkensalat mit geräucherter Seeforelle. Dazu Champagner. Nicht nur der Gurke wegen, sondern auch wegen Loriot. Der wäre nämlich an diesem 12. November 100 Jahre alt geworden. Und den liebe ich ungefähr genauso so sehr wie Gurken. Auch wenn mir schleierhaft ist, warum der sich nie mit den Gurken und der Verordnung dazu befasst hat. Zumindest kenne ich nix von ihm dazu. Marzipankartoffeln waren ihm wichtiger. Oder "Autofrei", was ja auch sehr komisch ist.

Mir fällt dazu im Moment nur Gauting ein. Erst vor zwei Monaten haben die sich dort am autofreien Sonntag beteiligt, und jetzt wiederum zerbrechen sie sich den Kopf, wie groß Stellplätze künftig für eben diese Autos sein dürfen. Bisher sind die dort größer als anderswo, mindestens einen halben Meter länger und breiter. Das ist ungefähr so absurd wie die Frage, wie krumm eine Gurke sein darf. Als ob es so viele Autos auf der Welt gäbe, die länger als die normalerweise vorgeschriebenen fünf Meter sind. Gut, ein Maybach vielleicht. Eine Stretch-Limousine sowieso. Und meinetwegen auch ein BMW X7. Aber gesehen habe ich davon in Gauting noch kein einziges Exemplar.

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Dachten sich wohl auch die Grünen. Und forderten dort nun eine Verkleinerung der Stellplätze aufs Normalmaß. Aber davon wollte die Mehrheit im Bauausschuss nix wissen. 50 Zentimeter weniger? Wo kommt man denn da hin? Nach Brüssel sicher nicht. Aber dort sind sie mittlerweile ohnehin zu schlau geworden. Zumindest in Sachen Gurke. In Gauting wird das wohl noch dauern. Dem Loriot ist das übrigens schon früh klar geworden. Oder warum glaubt ihr, ist der 1963 nach nur sechs Jahren von der Gautinger Villa Putz nach Ammerland gezogen? Angeblich in ein selbst entworfenes Eigenheim. Ob er sich dabei auch mit Stellplatzgrößen herumschlagen musste, ist nicht bekannt. Ebenso wenig, ob es beim Umzug Gurkensalat gab.

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