Nepomuk:Leckere Meerschweinchen

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Ein besonderer Gast erfordert besondere Aufmerksamkeit. Deshalb gibt es für Abt Johannes Eckert Meerschweinchen vom Spieß

Von EUREM NEPOMUK

Ich hab' heute wenig Zeit für Euch, liebe Leute, denn ich bin furchtbar in Eile. Muss noch schnell in den Laden huschen und Erdnussmilch holen. Kreuzkümmel hab' ich gottlob schon zuhause und Mozzarella auch. Den Koriander zupf' ich mir im Garten. Ehrensache, dass ich nur die jungen Blätter nehme. Ganz frisch müssen sie außerdem sein für meine Sauce. Darum ciao!

Nein, so unwissend kann ich Euch jetzt nicht zurücklassen. Das wäre unfair. Und darum vertrau' ich Euch auch ein Geheimnis an: Ich habe heute Abend nämlich einen ganz besonderen Gast, einen mit einem Gaumen, der recht sensibel ist, zumindest, was seine Geschmacksnerven angeht. Nein, der Alfons Schuhbeck ist es nicht. Der schwört ja auf Ingwer. Und Ingwer ist scharf und passt gar nicht zu meinem Festtagsschmaus. Der besteht nämlich aus besonders zartem Fleisch. Fast eine Woche lang bin ich herumgerast, bis ich endlich jemanden gefunden habe, der in seinem Gartenhaus mit Auslaufgehege Meerschweinchen aus Südamerika züchtet. Sie sind nämlich viel größer und vor allem beleibter als die hiesigen. Die haben locker 500 bis 600 Gramm mindestens. Und lecker sind die Viecherl, Ihr macht Euch keinen Begriff. Auf Holzkohle gegrillt, ohne Fell und Innereien natürlich. Aber dafür mit Llapingachos, das sind große Kroketten aus selbstgestampftem Kartoffelpüree mit Käsefüllung.

In der Andenregion wird das so gemacht, in Peru, Bolivien, Ecuador und Kolumbien seit vielen tausend Jahren schon. Und bei mir auf der Terrasse jetzt auch. Mein heutiger Gast hat übrigens Verwandte in Peru. Es ist Abt Johannes Eckert, mein alter Andechser Spezl. Der steht auf Meerschweinchen vom Spieß. Mich wundert das nicht. Er und seine Klosterbrüder sind ja Tierexperten. Haben mir auch beigebracht, dass Biber in der Fastenzeit Fische sind, weil sie ohne Schwimmflügel im Wasser planschen und schuppige Schwänze haben. Und Fische darf man in Zeiten essen, in denen Fleisch verboten ist. Ich habe als Kind mal ein Meerschweinchen gehabt, das schwamm auf der Luftmatratze auch wunderbar und sang sonntags sogar Halleluja, verrät

euer Nepomuk

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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