Nepomuk:Der gute Geist der Feuerwehr

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Die Freiwilligen Feuerwehren haben eine lange Geschichte. Der Nepomuk grübelt über die Gründe. (Foto: Sebastian Beck)

Eine Scherbe aus dem Starnberger See bringt unserem Wassergeist eine Erkenntnis: Schon einer seiner Urahnen ist für Brandbekämpfung berühmt geworden. Nachahmenswert, findet er - zumindest im Moment.

Von Eurem Nepomuk, Starnberg

Als ich noch ein ganz kleiner Wassergeist war, hatte ich einen Traum: Ich wollte unbedingt zur Feuerwehr. Na ja, Ihr wisst ja, was aus diesem Plan geworden ist. In diesem Punkt unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von Euch Menschen: Auch bei Euch soll es eine ganze Menge Leute geben, die als Kleine von etwas geträumt haben, was sie als Große vergessen haben.

Schon seit ein paar Tagen grübele ich nun schon auf meiner Couch am Seegrund über meinen alten Kindheitstraum. Warum mir der plötzlich wieder in den Sinn kommt? Keine Ahnung. Vielleicht, weil es kaum eine Feuerwehr im Landkreis Starnberg gibt, die in diesen Wochen nicht ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Und das freilich wirft so manche Frage auf: Was war eigentlich davor, als es die alle noch gar nicht gab? Und während ich darüber nachdenke, wühle ich wie immer, wenn mich etwas umtreibt, im Sediment des Sees herum. Und was finde ich? Eine Scherbe. Sogar eine recht große. Von einer antiken Amphore wahrscheinlich, an der ich mich auch noch aufgeschürft habe. Nepomuka hat mich ganz mitleidig angeschaut und mir erst einmal ein Pflaster aufgepappt. Dabei hat sie mir dann erzählt, dass sie auch gern bei der Feuerwehr wäre. Immer schon, wie sie mir erst jetzt verraten hat.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Na ja, mit Pflaster verarztet, habe mir die Scherbe genauer angeschaut und nach ungefähr zehn Stunden eine Inschrift entziffert: "Nepomuco, nostro ignis quis vir gratiam agimus". Also: "Nepomuk, unserem Feuerwehrmann, danken wir." So würd' zumindest ich das übersetzen. Mich hat's völlig gerissen, wie von der Tarantel gestochen bin ich aufgesprungen von der Couch. "Nepomuka", habe ich geschrien, "jetzt versteh' ich uns endlich."

Da muss doch echt so ein Ur-, Ur-, Ur-, Urahn von uns Wassergeistern mal ein großes Feuer gelöscht haben. So viele "Ur-s" kann ich gar nicht schreiben, so lange muss das her sein. Im alten Rom hat's ja dauernd gebrannt. Und deshalb frag' ich mich jetzt, wer da diesem Ahn so gedankt hat? Am Ende dieser furchtbar skrupellose Politiker Marcus Licinius Crassus? Der, der im ersten Jahrhundert vor Christus seine Schergen losgejagt hat, um Häuser in Brand zu stecken, auf die er selbst scharf war? Seine private Feuerwehr, damals üblich bei reichen Leuten, schickte er zum Löschen jedenfalls nur dann vorbei, wenn die Hausbesitzer versprachen, ihm ihr Eigentum spottbillig zu überlassen.

Eklig, oder? Ich kann's gar nicht anders sagen. Da weiß man doch gleich, wo manche skrupellosen Menschen der Neuzeit ihre Ideen geklaut haben. Bei den Freiwilligen Feuerwehren der Gegenwart hätte so einer aber nix zu suchen. Die sind nämlich aus einem anderen Grund entstanden. Historiker behaupten, nach der deutschen Revolution 1848/49 habe das sogenannte Bürgertum beschlossen, das Feuerlöschen nicht mehr von Obrigkeitsentscheidungen abhängig zu machen. Im Wirtshaus sollen sie das ausgekartelt haben. Wahrscheinlich am Stammtisch. Dem kann ich was abgewinnen, da sitz' ich ja auch mal gern. Und deshalb werde ich vielleicht doch noch Feuerwehrmann. Äh, -geist. Mit Wasser kenn' ich mich eh' am besten aus.

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