Nepomuk:Es ist nicht alles Gold. . .

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Altbürgermeister Rupert Monn trägt sich ins Goldene Buch der Gemeinde ein. Das passende Bild dazu hat Sabine Beck gemalt. (Foto: Gemeinde Berg)

Bergs Altbürgermeister Rupert Monn trägt sich ins Goldene Buch seiner Gemeinde ein.

Von Eurem Nepomuk, Berg

Habt ihr es auch schon gemerkt? Es ist alles Lug und Trug. Wo man hinschaut. Ständig gaukeln sie einem etwas vor. Da kommt doch letztens ein alter Freund zu mir, erzählt von irgendeiner nächtlichen Kneipentour und sagt doch glatt: "Da hatte ich ganz schön einen in der Krone." In welcher Krone bitte? Der Kerl hat doch gar keine Krone, das weiß ich genau. Folglich kann er da auch nichts drin haben. Ein anderer schneidet am Telefon recht auf und sagt seinem Telefonpartner: "Den hab' ich richtig zur Sau gemacht." Zur Sau? Der wird doch nicht einfach ein Schwein geworden sein, so mit Rüssel und Ringelschwänzchen. Nie und nimmer ist das wahr. Ihr seht: alles Lug und Trug auf der Welt.

Aber ich bin ein ehrlicher Geist. Auf die Dinge, die ich sage, könnt ihr euch verlassen. Punkt. Darum verrate ich euch heute etwas: Das Goldene Buch der Gemeinde Berg ist gar nicht golden. Es ist aus mittelbraunem Leder mit aufgeprägter Schrift und Raute vorn drauf. Es hat auch nicht mal einen richtig schönen Goldschnitt an den Seiten. Traurig. Ich dachte, es hätte einen goldenen Einband oder zumindest könnte er mit Goldbronze angeschmiert sein. Aber nichts dergleichen.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Doch der Inhalt des Buches hat es in sich. Der erste Eintrag ist gleich von seiner Königlichen Hoheit Herzog Albrecht von Bayern. Er war der Chef des Hauses Wittelsbach; das, was jetzt Herzog Franz von Bayern ist. Und da die Wittelsbacher ihren privaten Familiensitz in Berg haben, ist er ein besonders würdiger erster Buchgast. Alle Achtung. Da mach' ich unweigerlich einen Diener. Ein Seegeist mit Manieren und dem Knigge im Regal, der kann eben einen ordentlichen Diener.

Und dann geht's munter weiter im Buch. Heinz Rühmann steht drin. Ihr wisst schon, das ist der Schauspieler mit der Feuerzangenbowle. Er hat mit seiner Frau Hertha Feiler in Aufkirchen gewohnt. Sportreporter Harry Valérien steht drin und der Schlagersänger und lachende Vagabund Fred Bertelmann natürlich auch. Opernsänger Dietrich Fischer-Diskau und seine Frau, die Sopranistin Julia Varady, haben sich im Buch verewigt. Ich weiß sogar, dass Fischer-Diskau eine Baritonstimme hatte. Und dann hat in dem Buch auch Lena Hochstraßer unterzeichnet. Jetzt werdet ihr fragen: Wer ist denn das? Das war die bayerische Bierkönigin 2018. Sie kommt auch aus Berg, genauer aus dem Ortsteil Höhenrain.

Aus jenem Ortsteil, den früher kaum jemand kannte und der heute durch einen anderen Mann über die Grenzen Bergs hinaus bekannt ist. Durch Rupert Monn. Er war 20 Jahre lang Bergs Bürgermeister und lenkte die Geschicke der Gemeinde mit großem Weitblick, wie ich finde. Gegen heftige Widerstände, auch aus den Nachbarkommunen, hat er vier Windräder gebaut, und das in einer Zeit, in der es viel Standhaftigkeit und Courage bedurfte, sich dies zuzutrauen. Er hat das Betreute Wohnen am Ortseingang errichtet, weil er sich sicher war, dass viele ältere Bürger nicht mehr allein in ihren großen Wohnhäusern bleiben können und wollen. Und er führte noch die Grundstücksverhandlungen mit der katholischen Kirche für den Rathausneubau. An diesem Freitag hat sich auch Altbürgermeister Rupert Monn im Goldenen Buch seiner Gemeinde verewigt. Hut ab vor ihm.

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