Münsing/Bad Tölz:Der Problem-Wolf

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Bauern und Jäger würden das Raubtier, das durch den Landkreis streifte, am liebsten erschießen lassen

Von Konstantin Kaip, Münsing

Der Wolf ist im Landkreis angekommen, und mit ihm die Konflikte. Das hat die Pressekonferenz am Freitag im Landratsamt Bad Tölz gezeigt, bei der Vertreter von Behörden und betroffenen Verbänden über Konsequenzen aus dem Vorfall Anfang April im Münsinger Ortsteil Sankt Heinrich diskutierten. Dort hatte ein Wolf nachweislich vier Schafe gerissen. Bauern und Jäger forderten eine wolfsfreie Zone. Für die Vertreter der Naturschutzverbände ist ein Abschuss hingegen keine Option. Sie sehen den Staat in der Pflicht, präventiv zu wirken und die Nutztierhalter finanziell zu unterstützen.

Wie Franz Steger von der Unteren Naturschutzbehörde bestätigte, konnten die Speichelproben der in St. Heinrich gerissenen Schafe per DNA-Analyse einem Wolf aus der Alpenregion zugeordnet werden. "Wir gehen davon aus, dass es sich um ein Einzeltier auf Durchwanderung handelt", sagte der Leiter der Stabsstelle im bayerischen Landesamt für Umwelt, Wolfgang Berger. Neue Hinweise, dass sich das Tier noch in der Region aufhalte, gebe es nicht. Der Halter der Schafe habe bereits eine Entschädigung erhalten und von dem Angebot, Schutzzäune zu leihen, Gebrauch gemacht. "Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich alles getan", sagte Berger.

Man müsse noch mehr tun, forderte der Lenggrieser Georg Mair, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. "Wir fordern wolfsfreie Gebiete, um die Weidewirtschaft zu erhalten." Mair erinnerte an einen Wolf, der 2010 im Mangfallgebirge mehr als 40 Schafe gerissen und den Weidebetrieb "massiv beunruhigt" habe. Ein praxistaugliches Patentrezept dagegen sei nicht zu erkennen, sagte Mair. "Der Wolf fördert die Stallhaltung, und das wollen wir nicht." Zum selben Schluss kam der Kreisobmann des Bauernverbands, Peter Fichtner: Bildeten sich erst mal Wolfsrudel in Bayern, sei "das Ende der Weidewirtschaft programmiert". Tierschutz dürfe "keine Einbahnstraße sein", so Fichtner. "Zur Bestandsregulierung bleibt nur der Abschuss, ohne Wenn und Aber." Friedl Krönauer, Chef der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz, meinte indes: Es gehe darum, "eine vernünftige Lösung zu finden, wie der Wolf bei uns leben kann und Viehhaltung als wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft weiter möglich ist".

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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