Methoden zur Bekämpfung:Der Mückenkrieg am Starnberger See

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Die Gemeinden am Starnberger See wollten in diesem Sommer den Kampf gegen die lästigen Mückenschwärme aufnehmen: Doch das Landratsamt hat dies nun abgelehnt.

Peter Haacke und Benjamin Engel

Sie sind das Nervigste am Sommer, und niemand mag sie wirklich: Stechmücken haben im vergangenen Jahr Bewohnern wie Touristen des Fünfseenlands den Aufenthalt im Freien zeitweise nachhaltig vermiesen können, die kleinen Blutsauger entwickelten sich mancherorts gar zur Plage des Jahres.

In der Gemeinde Berg, im Vorjahr wegen ihrer vielen Überschwemmungsflächen im Ortsgebiet besonders betroffen, wollte man nun den Kampf gegen die gefräßigen Moskitoschwärme aufnehmen: Bürgermeister Rupert Monn hatte andere Seegemeinden kontaktiert und berichtete von erfolgreicher Mückenbekämpfung am Chiemsee.

Hier wurde zur Reduzierung der Schnakenplage das Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis - kurz BTI - großflächig versprüht. Doch in heimischen Gefilden wird BTI wohl nicht zum Einsatz kommen: Nach Meinung des Starnberger Landratsamtes ist eine großflächige Bekämpfung von Mücken am Starnberger See nicht möglich.

Auf der Münsinger Bürgerversammlung im Mai war die Stechmückenplage ebenfalls Thema. Julia Suraj aus dem Ortsteil Weipertshausen beklagte eine wahre Mückeninvasion. Sie verwies auf die "Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage" (KABS), die am Niederrhein schon lange Stechmücken höchst erfolgreich mit rein biologischen Wirkstoffen bekämpfe. Um über das Thema aufzuklären, schlug sie vor, den wissenschaftlichen Direktor des Vereins KABS, Norbert Becker nach Münsing einzuladen. Bürgermeister Michael Grasl möchte zwar Abhilfe schaffen und steht deshalb in Kontakt mit der Nachbargemeinde Berg. Doch aufbauschen will er die sogenannte Mückenplage nicht: "Wenn man hier wohnen will, muss man mit Mücken leben können."

Auch am Ammersee ist eine entsprechende Initiative der Gemeinde Eching auf wenig Unterstützung gestoßen: Nacheinander lehnten die Nachbarkommunen Schondorf, Kottgeisering, Utting und Inning eine Beteiligung an einer flächendeckenden Mückenbekämpfung ab.

Ernüchternd für den Gemeinderat war auch die Nachricht, die Bergs Bürgermeister Monn am Dienstag verkündete. Er berichtete von einem Schreiben der Kreisbehörde, wonach der Einsatz von BTI, das zu einem Absterben der Mückenlarven durch Schädigung des Verdauungstrakts führt, aus verschiedenen Gründen in heimischen Gefilden kaum in Frage kommt: Demnach müssten sämtliche betroffenen Grundstückseigentümer mit dem Versprühen des Insektenbekämpfungsmittels einverstanden sein - und hier habe sich bereits Widerstand geregt.

Zudem muss eine "ernsthafte gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung" - beispielsweise die Übertragung von Krankheitserregern, Würmer, Viren oder Bakterien - gegeben sein. Entscheidend aber dürfte das Vorliegen einer umfassenden Verträglichkeitsstudie und artenschutzrechtlichen Prüfung sein. Denn BTI tötet nicht nur Stechmückenlarven, sondern auch nicht stechende Zuckmücken oder die für die Nahrungskette bedeutsame Grünalge. Gewichtigstes Argument ist jedoch das Geld: Rund 70.000 Euro kostet eine Expertise, hinzu kämen laufende Ausgaben zum "Stechmückenmonitoring", das den Erfolg der Maßnahme dokumentiert. Fazit von Bürgermeister Monn: "Berg stellt die Mückenbekämpfung ein. Wir haben alles getan, aber mehr ist derzeit nicht drin."

© SZ vom 09.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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