Medizin:Krankenhaus-Deal unter Dach und Fach

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Der Deal ist perfekt: Am Freitag haben (v.li.) Thomas Weiler (Geschäftsführer Starnberger Kliniken), Landrat Karl Roth, Raymond Francot (Myriad) und Robert Schindlbeck den Vertrag für die Schindlbeck-Klinik unterzeichnet. (Foto: Landratsamt)

Landkreis übernimmt Schindlbeck-Klinik in Herrsching. Für Patienten und Beschäftigte soll sich vorerst nichts ändern

Von Astrid Becker, Herrsching

Es muss nicht nur ein Stein gewesen sein, sondern ein ganzes Gebirge, das den Beteiligten vom Herzen gefallen ist: Landrat Karl Roth und Raymond Francot als Vertreter des US-Konzerns Myriad Genetics haben bereits am Freitag den Kaufvertrag der Schindlbeck-Klinik in Herrsching unterzeichnet. Das gaben sie am Dienstag bekannt. Mit dem Deal sollen die medizinische Versorgung im westlichen Landkreis dauerhaft gesichert und Arbeitsplätze erhalten werden.

Bereits im vergangenen Juni hatte der Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung Landrat Karl Roth ermächtigt, in die Kaufverhandlungen mit Myriad Genetics einzusteigen. Seither gab es viele Fragen zu klären - zum Beispiel auch, wie es im Detail mit dem medizinischen Versorgungszentrum für Molekulardiagnostik (MVZ) weiter gehen kann, das wie die Klinik und die Personalwohngebäude für etwa 50 Mitarbeiter zu den zum Verkauf stehenden Liegenschaften gehört. Diese Fragen konnten nun beantwortet werden: So wird Myriad über das MVZ auch weiterhin im deutschen Gesundheitswesen präsent sein. Auch Robert Schindlbeck wird weiterhin die Herrschinger Klinik leiten, die nun dem Kreis gehört und künftig von der Holding Starnberger Kliniken gemanagt werden soll. Das bedeutet konkret: Für Tausende Patienten pro Jahr und etwa 450 Mitarbeiter ändert sich nichts. "Es wird eher besser: Wenn wir die Synergieeffekte beider Häuser nutzen, kann das eine Arbeitserleichterung für die Beschäftigten und auch eine noch bessere medizinische Versorgung bedeuten", wie der Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, Thomas Weiler betont. Auch für die etwa 20 in der Herrschinger Klinik niedergelassenen Ärzte soll sich nichts ändern: "Ihr Mietvertrag besteht in gewohnter Form fort", versichert auch Schindlbeck, der den Trägerwechsel als "wichtigen Schritt zur Absicherung der seit 74 Jahren bestehenden Herrschinger Klinik" wertete. Erleichtert, dass der Deal nun nach den vielen Verhandlungen zustande gekommen ist, zeigt sich auch Landrat Karl Roth: "Ich bin über den Abschluss mächtig froh", sagt er. Mit dem Kauf der Klinik habe der Landkreis die stationäre Versorgung im westlichen Landkreis dauerhaft gesichert, "gerade in Verbindung mit der Klinik Seefeld". 2015 waren die millionenschweren Defizite des Krankenhauses in Seefeld bekanntgeworden. Um es zu retten, hatte es 2017 die Kreisklinik Starnberg übernommen und es 2018 unter das Dach der damals neu gegründeten Starnberger Klinik-Holding gestellt - zu der auch das Krankenhaus in Penzberg und die Geburtenstation in Wolfratshausen gehören. Allerdings war im Laufe der Zeit klar geworden, dass das teilweise sanierungsbedürftige Seefelder Krankenhaus aufgrund gesundheitspolitischer Vorgaben trotz enormer Anstrengungen wohl auch künftig Defizite schreiben wird. Als sich Myriad 2019 entschloss, sich von seinem einzigen Krankenhaus in Deutschland, also der Schindlbeck-Klinik, zu trennen, war monatelang hinter verschlossenen Türen verhandelt worden. Dabei ging es vor allem darum, die über Jahrzehnte bestehende und für beide Häuser überlebenswichtige Kooperation zu erhalten - was, hätte ein andere Investor als der Kreis den Zuschlag erhalten, nicht gesichert gewesen wäre. "Das wäre das Ende von Seefeld geworden", hatte Weiler im vergangenen Jahr verdeutlicht. Entsprechend zufrieden über den Abschluss zeigt er sich jetzt auch - wenngleich die eigentlich Arbeit erst jetzt beginne, wie er sagt. Das bedeutet: Die Zusammenarbeit beider Kliniken weiter zu stärken.

© SZ vom 05.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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