Gastronomie im Landkreis Starnberg:Sechs Jahre Warten auf den Ausbau

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Der Gasthof "Zum Alten Wirt" in Etterschlag. (Foto: Nila Thiel)

2015 hat Harald Lossau den Alten Wirt in Wörthsee gekauft, erst jetzt darf er im Dachgeschoss des Wirtshauses Zimmer und nebenan günstige Wohnungen schaffen.

Von Christine Setzwein

Warum ein privates Bauvorhaben Jahre braucht, bis es endlich genehmigt wird, kann viele Gründe haben. Überzogene Bauwünsche, unterschiedliche Auffassungen von Gemeinderäten, Verwaltungen und Behörden darüber, was rechtlich geht oder nicht, was schön ist oder nicht, sowie unterbesetzte Bauämter gehören dazu. Beim Projekt von Harald Lossau kam sicher einiges zusammen, und dass der Unternehmer auch Gemeinderat ist, hat die Sache eher erschwert als erleichtert, da schauen die Kolleginnen und Kollegen schon sehr genau hin. Dabei dachte der 54-Jährige eigentlich, dass er mit seinen Plänen, in der Dorfmitte des Wörthseer Ortsteils Etterschlag Wohnungen und eine kleine Gewerbefläche zu schaffen, etwas Gutes tue. Tatsache ist, dass jetzt, nach fast zweieinhalb Jahren, der Bebauungsplanentwurf "Etterschlag Ortsmitte West" öffentlich ausliegt und die von der Gemeinde Wörthsee verhängte Veränderungssperre nach vier Jahren vom Landratsamt Starnberg aufgehoben wurde. "Heute habe ich endlich die Genehmigung zu meinem Antrag auf Vorbescheid für den Dachausbau Alter Wirt Etterschlag erhalten", frohlockt Lossau denn auch in den sozialen Medien. Im Dachgeschoss der Traditionsgaststätte sollen zwei Betriebswohnungen entstehen. Denn wie schwer es ist, im hochpreisigen Landkreis Starnberg und seinen teuren Mieten Personal für die Gastronomie zu finden, weiß er.

Lossau, promovierter Physiker, ist Geschäftsführer und Eigentümer der Etterschlager Firma "Dynamic Systems", die sich auf Etiketten für industrielle Komponenten spezialisiert hat. 2015 hat er den Gasthof "Alter Wirt", der sich heute "Zum alten Wirt" nennt, gekauft. Ins Dorf gehört ein Wirtshaus, das war sein Motiv. Er wollte unbedingt verhindern, dass ein Investor das Haus kauft, es abreißt und dann lukrative Wohnungen auf dem Grundstück baut. Für viel Geld, etwa 400 000 Euro, hat er die Wirtschaft von Grund auf saniert und wiedereröffnet. Wenig später wurde er Nachrücker im Gemeinderat Wörthsee.

Der Stall neben dem Gasthof wird abgerissen und durch einen Neubau mit Wohnungen und kleiner Gewerbefläche ersetzt. (Foto: Nila Thiel)

2016 reichte Lossau die erste Bauvoranfrage ein für den Ausbau des Dachgeschosses mit Gauben. Dort sollten Gastzimmer entstehen. Der Gemeinderat lehnte ab, weil er die Gauben für zu groß befand. Dann kaufte Lossau den früheren Stall neben des Wirtshauses dazu. Den wollte er abreißen und neu aufbauen und günstigen Wohnraum schaffen. 2017 lehnte der Gemeinderat wegen der Stellplätze auch dieses Vorhaben ab, beschloss die Aufstellung eines Bebauungsplans für den Alten Wirt und die benachbarte Pension "Geierhof" und verhängte eine Veränderungssperre. Planer kamen und gingen, Anwälte wurden eingeschaltet.

Am 22. März 2021 fiel der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan. Am 10. Mai, in einer Sondersitzung des Gemeinderats, soll er rechtskräftig werden, sagt Bürgermeisterin Christel Muggenthal. Ihr sei es immer wichtig gewesen, dass das Gasthaus, der Biergarten und der Maibaumstandort erhalten bleiben. Das ist nun der Fall. Genehmigt sind außer dem Ausbau des Dachgeschosses über dem Alten Wirt auch der Neubau nebenan mit neun Wohnungen und einer kleinen Gewerbefläche im Erdgeschoss, 22 Stellplätze vor dem Gasthaus und 15 für die Wohnungen. Wenn der Bebauungsplan beschlossen ist, "kann Lossau loslegen", sagt Muggenthal, froh darüber, dass man sich letztendlich doch einvernehmlich geeinigt habe. Harald Lossau sagt, nun könne er "erst einmal durchschnaufen", nachdem ihm doch "einige Steine in den Weg gelegt" worden seien. Im Erdgeschoss des Neubaus würde er sich einen kleinen Laden wünschen. Mit dem Dachausbau möchte er noch heuer beginnen, mit dem Neubau rechnet er erst im kommenden Jahr.

© SZ vom 08.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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