Literatur:Vom Liebesleben eines Gartenschlauchs

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In der neuen Ausgabe der "Starnberger Hefte" geht es um kleine und große Wunder, Merkwürdigkeiten und Querverbindungen. Präsentation ist an diesem Donnerstag.

Von Katja Sebald, Starnberg

Katze, was nun? Das Cover des neuen Starnberger Hefts. (Foto: Julian Schmidt/oh)

Während die Welt in diesen Tagen angespannt darauf wartet, dass Putin endgültig den Gashahn zudreht, während sich immer mehr Menschen die Frage stellen, wie lange sie sich ihr Leben noch leisten können oder wie lange ein Überleben auf unserem Planeten überhaupt noch möglich ist, präsentiert die Redaktion der "Starnberger Hefte" die neueste Ausgabe mit der Nr. 31, die unter dem Motto "Das gelungene Leben" an diesem Donnerstag mit Musik und Tanz vorgestellt wird.

Es ist jedoch keineswegs so, dass die von Ernst Quester herausgegebene Literaturzeitschrift die Verwerfungen unserer Zeit ausblendet, sie will vielmehr das Große im Kleinen beleuchten - und manchmal auch das Kleine im Großen. Das gilt auch für die titelgebende Erzählung "Das gelungene Leben" von Susanne Quester, die in einer losen Aneinanderreihung verschiedener Sequenzen eine Übergangsphase im Leben beschreibt. Und das ist auch zugleich das Verbindende zwischen den ansonsten höchst unterschiedlichen Texten, die in diesem Heft versammelt sind. Quester schreibt, es gehe immer um "Situationen im Kehrwasser des Lebensstroms, wenn sich in Ufernähe Strudel bilden und Gegenströmungen, die eine kleine Pause ermöglichen, Innehalten und Zurückrudern".

Es ist wohl kein Zufall, dass gleich mehrere Beiträge im aktuellen Heft größere und kleinere Wunder beschwören, die man praktisch überall finden kann, wenn man nur daran glaubt. Es ist wie ein Wunder, wenn ein kleiner Junge mit Hilfe eines großen grünen Drachenluftballons seine Schüchternheit überwindet und fliegen lernt, wie es in der Erzählung "Wunder" von Julia Behr geschieht. Manchen Zeitgenossen allerdings braucht man mit Wundern nicht kommen, schon gar nicht mit einem "wunderschönen" Sonnenuntergang. Im "Gespräch zwischen Optimist und Pessimist", einem gemeinschaftlich von Julia Behr und Vanessa Lange verfassten Text, ist keine Annäherung in Sicht - am Ende aber geschieht doch noch so etwas wie ein Wunder.

Beim Blättern durch das Heft entstehen auch einige ebenso wundersame wie merkwürdige Querverbindungen wie die zwischen dem Titelfoto einer ratlosen Katze mit Gartenschlauch von Julian Schmidt und den gereimten Überlegungen zum Liebesleben eines Gartenschlauchs von Leni Gwinner. Oder die zwischen Questers Vorwort mit seinen Gedanken zum Kehrwasser des Lebensstroms und die auf der folgenden Seite abgedruckte kleine Vignette mit zwei Paddlern im Faltboot.

Auch diesmal umspannt die Textsammlung Seltsames, Banales, Literarisches, Dokumentarisches und Autobiografisches. Natürlich gibt es diesmal auch Ratschläge für ein gelungenes Leben. Eine kleine Kostbarkeit, kaum mehr als ein Textschnipsel ohne Anfang und Ende, ist jedoch die Erzählung "Geheimnis der blauen Turnschuhe" von Erika Schalper, die sich in gewisser Weise auch mit einem Wunder beschäftigt und mit dem Satz endet: "Das war alles." Allein für die Ratlosigkeit, mit der man danach zurückbleibt, lohnt sich der Kauf des ganzen Heftes.

Die Nr. 31 der "Starnberger Hefte" wird an diesem Donnerstag, 19 Uhr, im Evangelischen Gemeindesaal an der Kaiser-Wilhelm-Straße 18 in Starnberg, vorgestellt. In den Lesepausen spielt die Pianistin Felicitas Balzer Mozarts Fantasie in d-Moll sowie Chopins Walzer in a-Moll. Außerdem wird Lina Ghosh, die ein Examen in indischer Tanzkunst abgelegt hat, zwischen den Lesungen ihr Können zeigen. Der Eintritt ist frei.

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