Nach fünf finanziell unbelasteten Jahren beginnt der Kämmerer des Landkreises Starnberg nun damit, einen hohen Schuldenberg anzuhäufen. Im schlimmsten Fall beläuft sich die Summe der Darlehen Ende 2027 auf mehr als 200 Millionen Euro. Das wäre eine Größenordnung, wie sie der Verwaltungshaushalt derzeit hat, also die gesamten laufenden Einnahmen und Ausgaben. Doch das, sagte Kämmerer Stefan Pilgram, am Donnerstag im Kreisausschuss, sei lediglich eine "Worst-Case-Betrachtung". So schlimm müsse es nicht kommen, wie die Zahlen künftig aussehen, sei bisher nicht abzusehen.
Klar ist aber, dass der Kreis in großem Stil Kredite aufnimmt. Das hat heuer schon begonnen, und wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Dennoch hat der Ausschuss den Entwurf des Etats einstimmig gebilligt. Und so ist auch mit Zustimmung zu rechnen, wenn der gesamte Kreistag noch vor Weihnachten über den Haushalt für das nächste Jahr abstimmt.
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Dass sich der Kreis auf den Weg auf einen hohen Schuldenberg macht, stand schon vor dem Auftakt der Haushaltsberatungen Anfang November in diversen Ausschüssen fest. Vor allem die Investitionen in Schulen und Kliniken kosten Millionenbeträge, die aus den laufenden Einnahmen nicht mehr zu finanzieren sind. Gut 19 Millionen Euro hat sich der Kreis schon geliehen, mindestens fünf Millionen kommen in den nächsten Wochen dazu, kündigte Pilgram am Donnerstag an. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt mit 137 Euro pro Einwohner bisher noch unter dem Landesdurchschnitt. Doch das wird sich bald gründlich ändern. Ende nächsten Jahres könnte der Schuldenstand je Einwohner rein rechnerisch bei 935 Euro liegen, mehr als das Fünffache des Durchschnittswertes in Bayern.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Zinsen deutlich steigen. "Nicht sehr erfreulich", nennt das Kämmerer Pilgram. Die laufenden Belastungen sind immens. Allein im nächsten Jahr sieht der Haushalt Ausgaben für Zins und Tilgung von mehr als sechs Millionen Euro vor. Nach Pilgrams Überlegungen für den schlimmsten Fall könnte dieser Posten auf mehr als 18 Millionen Euro klettern.
Trotz der schwierigen Lage und der unerfreulichen Aussichten tragen die Kreisräte die Finanzpolitik mit. Auch die Grünen, die im vergangenen Jahr noch den Haushalt abgelehnt hatten. Diesmal würden sie zustimmen, kündigte Bernd Pfitzner an. Auch der FW-Kreisrat und Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim, der die Ausgaben des Kreises stets kritisch begleitet und darauf hinweist, welche Folgen das für die Gemeinden hat. Mit Blick in die Zukunft sagte er aber: "Da stimmt etwas grundsätzlich mit dem Finanzsystem nicht. So geht es nicht weiter".