Kultur:Junge Klassik

Lesezeit: 3 min

Die Ickinger "Klangwelt" will Kinder und Jugendliche an Kammermusik heranführen. "Das Format ist längst nicht mehr so verstaubt wie vielleicht noch vor 20 Jahren", sagt Bettina Gaebel

Von PAUL SCHÄUFELE, Icking

Die Namen selbst sind schon Musik: Jolivet, Pasculli, de Arriaga. . . Sie stehen neben den Säulenheiligen ihrer Zunft, Beethoven, Haydn, Brahms - und zwar in den Programmheften der "Klangwelt Klassik". Der Verein zur Förderung der Kammermusik im Isartal hat auch in diesem Jahr ein Programm zusammengestellt, in dem Tradition und Moderne aufeinandertreffen, in dem Klassiker und Außenseiter des Repertoires kombiniert werden. Der Konzertsaal des Ickinger Rilke-Gymnasiums wird so zur Bühne für junge, handverlesene Interpreten.

Ein Intermezzo im Jahresprogramm bildet die eigene Konzertreihe "Ickinger Frühling", die von 22. bis 24. März das Streichquartett in den Mittelpunkt stellt und schon einen Vorgeschmack auf das kommende Beethoven-Jahr 2020 bietet. Auch hier kontrastieren Altes und Neues, der Wiener Klassiker lernt die Avantgarde kennen. Was seit 200 Jahren eingeübt wird, das Hören exquisiter Kammermusik im kleinen Kreis, kann da schon durcheinandergeraten. Gleich das Eröffnungskonzert des "Ickinger Frühlings" am Freitag, 22. März, sprengt den Rahmen: Das Kuss-Quartett spielt Werke von Beethoven bis Lachenmann, Bas Böttcher spricht dazu. Was der Slam-Poet sagen wird, weiß (noch) niemand. Sicher ist nur, dass er den instrumentalen Dialog erweitern und improvisieren wird.

Gewagt: Das Kuss-Quartett tritt mit dem Slam-Poeten Bas Böttcher auf. (Foto: Rüdiger Schestag)

Am Nachmittag des folgenden Tages ist das Kuss Quartett dann in traditioneller Besetzung zu hören mit Beethoven und einem zeitgenössischen Werk von Aribert Reimann. Am Abend führt das spanische Cuarteto Quiroga neben dem fünften Streichquartett des zukünftigen Jubilars Musik von Alberto Ginastera auf; so trifft an Mozart geschulter Melodienreichtum auf argentinische Rhythmen.

Eine Tour d'Horizon über die Entwicklung der Gattung Streichquartett bietet am Sonntagvormittag, 24. März, das Acies-Quartett mit Werken von Beethoven, Hugo Wolf, Alfred Schnittke (dessen Streichquartett Nummer 3 selbst voller Zitate anderer Meister ist) und dem georgischen Komponisten Giya Kancheli. Mit dem Doric Quartet kehren alte Bekannte ins Isartal zurück - Fans des "Ickinger Frühlings" werden den Auftritt des Ensembles im Jahr 2016 nicht vergessen haben. Ihr Programm (Beethoven, Britten, Schubert) beschließt am Sonntagabend, 24. März, das Streichquartett-Festival.

Nach einer kurzen frühsommerlichen Pause sind am Samstag, 6. Juli, wieder Meistersolisten im Ickinger Gymnasium zu hören. Sie sei besonders stolz darauf, für das erste Konzert der zweiten Jahreshälfte Juliana Koch gewonnen zu haben, sagt Bettina Gaebel, die Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Kammermusik. Koch, ARD-Preisträgerin und Solo-Oboistin in Simon Rattles London Symphony Orchestra, führt mit ihrer Begleiterin Galya Kolarova Werke der Romantik und frühen Moderne auf und gibt dem Publikum die Möglichkeit, nicht nur neue Werke, sondern auch die Oboe kennenzulernen, ein Instrument, das solistisch eher noch ein Schattendasein führt.

Slam-Poet Bas Böttcher. (Foto: Felix Warmuth)

Vom Streichquartett lässt sich das zwar nicht behaupten, und doch ist zu erwarten, dass das junge Quartet Gerhard am Samstag, 14. September, neue Impulse setzt mit Musik des "spanischen Mozarts" de Arriaga, dem zweiten Quartett ihres Namensgebers Robert Gerhard und Brahms.

Ein Konzertabend in ungewöhnlicher Besetzung (Klaviertrio plus Klarinette) steht am Samstag, 12.Oktober, an. Die Musiker sind international gefragte Solisten: Sarah Christian (Violine), Julian Steckel (statt Maximilian Hornung am Cello), Herbert Schuch (Klavier) und Sebastian Manz (Klarinette). Im Zentrum des Programms steht mit Olivier Messiaens achtsätzig angelegtem "Quatuor pour la fin du temps" einer der Meilensteine der Kammermusik des 20. Jahrhunderts.

Das Amaryllis Quartett ist seit einigen Jahren "Quartet in Residence" bei Klangwelt Klassik. Für das letzte Isartaler Konzert 2019, am Samstag, 23. November, hat das Quartett Barbara Buntrock und Isang Enders eingeladen. Sie interpretieren neben den Streichquintetten von Mozart und Schubert auch das zeitgenössische Streichsextett von David Philip Hefti.

"Wir haben blutjunge Ensembles im Programm, das Format ist längst nicht mehr so verstaubt wie vielleicht noch vor 20 Jahren", sagt Bettina Gaebel.

Juliana Koch gehört zu den renommiertesten Solisten der Ickinger Konzertreihe 2019. (Foto: oh)

Dem Verein ist es ein besonderes Anliegen, junge Leute an die Kammermusik heranzuführen: Kinder und Jugendliche in Begleitung von Erwachsenen mit gültigem Ticket haben denn auch freien Eintritt. Die Kammermusik ist eine zeitgemäße Gattung, in ihr verbinden sich Kommunikation und Teamwork bei absoluter Gleichberechtigung. Besser als im Jahresprogramm der Klangwelt Klassik lässt sich das kaum erfahren.

Meistersolisten im Isartal: Die Konzerte finden im Saal des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium Icking an der Ulrichstraße 1 bis 7 statt. Weitere Informationen: www.klangwelt-klassik.de, Ticket-Hotline: 08178/7171, E-Mail: ticket@klangwelt-klassik.de oder bei München Ticket (089/54818181).

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: