Der ehemalige Abfallmanager Alexander C., Hauptangeklagter im Betrugsprozess der Kraillinger Umwelttechnikfirma Technosan, wirkte am Dienstag vor dem Landgericht München II sehr angespannt. Seine zwei Verteidiger hatten versucht, das Verfahren über eine rechtliche Vereinbarung beenden zu können. Doch die Richter lehnten eine Absprache ab. Man sehe "keine Grundlage für eine Einigung", erklärte die Strafkammer und folgte somit auch prinzipiell der Staatsanwaltschaft, die bereits zuvor "keinen Bedarf" an einer Vereinbarung erkennen konnte.
Nach dieser Entscheidung kündigten die Anwälte des früheren Technosan-Chefs weitere Beweisanträge an, womit sich der schon seit einem Jahr laufende Prozess bis Anfang August hinziehen wird. Das Gericht hatte zuletzt signalisiert, dass eventuell noch in diesem Monat mit dem Urteil zu rechnen wäre. Auch der Verteidiger der früheren Assistentin der Technosan-Geschäftsleitung trat in Aktion und legte nervenärztliche Atteste vor, die bei der Verhandlungs- und Schuldfähigkeit seiner Mandantin eine Rolle spielten. Das aber müsse erst ein Sachverständiger feststellen, befand das Gericht.
In dem Mammutprozess geht es um die illegale Entsorgung von mehreren Hunderttausend Tonnen Industriemüll - vor allem Gleisschotter, Bauschutt, verseuchtes Erdreich sowie Teer und Klärschlämmen. Das hochgiftige Material ist laut Anklage in vielen Fällen nicht - wie vorgetäuscht - in der Verwertungsanlage in Neuötting behandelt worden. Trotzdem sei zu weit überhöhten Preisen abkassiert und Abfallbilanzen gefälscht worden, so die Staatsanwaltschaft. Bislang ist auch noch nicht der Vorwurf vom Tisch, dass es sich bei den Machenschaften im unerlaubten Umgang mit Abfällen um einen "besonders schweren Fall" einer Umweltstraftat handelt. Das Landgericht ließ diesen Aspekt noch offen.