Konzert:Zauber des Mondes

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Musikalische Nachbetrachtung der Mondlandung: Capella Nova München und Sprecher Mirko Sutter. (Foto: Arlet Ulfers)

Capella Nova München begeistert die Zuhörer in Gauting

Von Reinhard Palmer, Gauting

Es verwundert, dass der Mond seit der Mondlandung nichts an Zauber verloren hat, nachdem man dort nur totes Gestein fand. Selbst heute noch zur 50-Jahrfeier der Mondlandung übt der Erdtrabant weiterhin seine rätselhafte Magie aus. Auch das Programm "Flying to the Moon - 50 Jahre Mondlandung - eine musikalische Nachlese" der Capella Nova München zog beim Kleinen Sommerfestival in der Remise Schloss Fußberg in Gauting viel Publikum an. Dass die Begeisterung hier überschwänglich ausfiel, lag aber sicher auch am dramaturgischen Konzept vom Sprecher Mirko Sutter, der das Konzert als Livesendung "Wissen nach acht" des fiktiven Senders Radio Luna im Würmtal moderierte. Dass er von Kameras sprach und Bildprojektionen zu sehen waren, blieb nicht die einzige humoristische Pointe.

Bei der Vorbereitung des musikalischen Parts konnte Chorleiter und Mitmoderator Roger Hefele aus dem Vollen schöpfen. Der Mond gehört in den Künsten aller Epochen zu den beliebten Themen. Das Spektrum war in diesem Konzert denn auch breit gefächert, zumal auch die vom künstlerischen Leiter des Festivals und Bariton Florian Prey interpretierten Lieder sowie von Andreas Kirpal vorgetragenen Klavierstücke den Bogen noch weiter spannten. Bis auf die wenigen A-cappella-Vokalsätze spielte der Blüthner-Flügel eine nicht unerhebliche Rolle, denn sein weicher und warmer Klang verlieh der magischen Thematik eine ebenso geartete Atmosphäre, auch wenn die Moderation nicht nur in romantischen Parametern schwelgte. Politik des kalten Krieges, Zahlen, Fakten, Technik gehörten dazu, deshalb aus Beethovens Mondscheinsonate eben nicht der verträumte Kopfsatz, sondern der dahin eilende dritte Satz, den Kirpal ruhelos, doch plastisch und dunkel ausformte. Für die träumerische Note sorgte Debussys "Clair de lune" in zartem Schönklang und perlendem Wogen. In gewisser Weise stellten die Lieder eine sinnierende Art von Zwiegesprächen dar, in denen der Mond mit positiven menschlichen Eigenschaften ausgestattet erschien, so als Ratgeber in Schuberts "Der Wanderer" und als Seelentröster in Mendelssohns "Der Mond", aber auch als der um seine ewige Heimat Beneidete in Schuberts "Der Wanderer an den Mond".

In den Chorsätzen ging es weniger um solch ernste Inhalte, mit Ausnahmen von Brahmsens klangmalerischem "Abendständchen", dem elegisch-melancholischen "Address to the Moon" von John Purifoy oder auch dem reich polyphon konzipierten "How sweet the moonlight sleeps" von Henry Leslie. Die Capella Nova München legte großen Wert aufs Unterhaltsame, auf Qualitäten der leichten Muse, die jedoch gesangstechnisch nicht leichter ausfielen. Aber nur in Dave Brubecks "Quiet as the Moon" gelang es den Choristen nicht ganz, den packend vorantreibenden Synkopen-Rhythmus kraftvoll pointiert umzusetzen. Im textlosen "Mondtraum" von Markus Stockhausen oder im bluesig groovenden "Moondance" von Van Morrison hingegen schon, was auch die Dramaturgie ordentlich mit Spannung füllte. Eine großartige Leistung zeigte ein Quartett aus eigenen Reihen im transparent ausbalancierten A-cappella-Vortrag vom dubadu-swingenden "Blue Moon" aus der Feder von Richard Rodger.

Die Mond-Thematik kommt natürlich nicht ohne Balladen aus, was mit Audrey Snyders "The Flight of the Moon" präzis, in schöner Klangbalance und klar artikuliert rüberkam und später mit Henry Mancinis "Moon River" einen einfühlsamen Höhepunkt fand. Begeisterung und zwei Zugaben.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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