Konzert:Licht und Schatten

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Herausragende Spieltechnik, aber zu leise: die junge Pianistin Milana Nosek beim Auftritt mit der Orchestervereinigung. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Orchestervereinigung und Milana Nosek im Bosco

Von Reinhard Palmer, Gauting

Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn sind zwar nicht zu unterschätzen, doch im Vergleich zu den Werken späterer Epochen dieser Gattung noch eine relativ leichte Kost. Selbst für Amateure wie die Orchestervereinigung Gauting.

Für Dorian Keilhack am Pult bot dies eine Gelegenheit, den rein musikalischen Aspekt in seinem Dirigat zu fokussieren, es also einfach mal mit lockeren Zügeln laufen zu lassen in allen nötigen Ausprägungen. So erlebte das Publikum im Gautinger Kulturhaus Bosco einen recht lässig, virtuos und mit Elan agierenden Keilhack, zugleich aber auch stark durchgebildete Werke der beiden Komponisten mit all ihren Licht-Schatten-Kontrasten, ihren dramatischen oder auch melodisch schönen Wendungen, den plastisch geformten Übergängen und dem Wechsel zwischen Leichtigkeit und Schwere.

Der Gesamteindruck war daher auch von der daraus resultierender Musizierlust und der Spielfreude des Orchesters geprägt. Auch wenn die schwungvolle Beherztheit nicht immer ganz so einhellig und sauber intoniert daherkam.

Was homogen allerdings bestens funktionierte, das war die rhythmische Straffheit, das energisches Pointieren und das berüchtigte Tempohalten. Schon mal eine reiche Ausbeute für ein Amateurorchester mit begrenzter Vorbereitungszeit, das mit Mozarts Sinfonie Nr. 4 D-Dur und den Haydn-Sinfonien Nr. 1 D-Dur und Nr. 91 Es-Dur doch schon recht viel zu verinnerlichen hatte.

Zumal gewiss auch viel Arbeit in Mozarts Klavierkonzert Nr. 17 G-Dur geflossen ist. Die 13-jährige Milana Nosek hatte als Klaviersolistin offenbar schon die Mozart-Konzerte Nr. 12 und 8 an der Altenburger Musikakademie mit dem Vienna International Orchestra aufgeführt. Sie hat eine herausragende Spieltechnik und gestaltet überaus musikalisch in perlender Klangschönheit. Und die gebürtige Starnbergerin vermag es außerdem, vielfarbig zu changieren und anschlagstechnisch reich zu differenzieren.

Doch ihre physischen Kräfte reichten jedenfalls im Bosco nicht aus, ihren solistischen Part angemessen über den orchestralen Klangkörper zu erheben. Keilhack nahm das Orchester zwar extrem zurück, sodass schon die geringste Verdichtung und Intensivierung wie ausgeprägte Dramatik wirkte. Aber er konnte damit der jungen Pianistin immer noch nicht genügend Gehör verschaffen.

Allenfalls in den voluminöseren Passagen mit wogenden Arpeggien bekam ihr Spiel die nötige Fülle, um zumindest als Orchesterinstrument mithalten zu können. Solange noch die Routine fehlt, hängt Vieles von der Tagesverfassung ab. Wie auch immer: Milana Nosek war sich stellenweise ihrer Sache nicht sicher, mal von Textlücken abgesehen.

Aber das Klavierkonzert Nr. 17 ist auch kein simples Schülerkonzert. Mozarts hochbegabte Schülerin Barbara von Ployer, die das Werk in Auftrag gegeben hatte, spielte es erst im Alter von 19 Jahren, als Persönlichkeit gefestigt und natürlich mit reichlich Routine. Dennoch erntete Milana Nosek höchste Bewunderung beim Publikum. Gleiches galt für die Orchestervereinigung, die für ihren mitreißenden Vortrag begeisterten Applaus bekam.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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