Konzert:Höhenflüge an der Violine

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Dorian Keilhack am Pult bringt seine Orchestervereinigung Gauting regelmäßig zu Höchstleistungen. (Foto: Nila Thiel)

Alma Vivienne Keilhack spielt mit der Orchestervereinigung Gauting im Bosco

Von Reinhard Palmer, Gauting

Nachdem im Frühjahrskonzert der Musikfreunde Gauting die 13-jährige Milana Nosek als Solistin in einem Mozart- Klavierkonzert aufgetreten war, stand nun im Sommerkonzert im Bosco die Violine im Mittelpunkt. Dorian Keilhack am Pult der Orchestervereinigung Gauting, hatte dafür seine ebenfalls 13-jährige Tochter Alma Vivienne, derzeit am Pre College der Musikhochschule Würzburg betreut, unter seine Fittiche genommen. Auf dem Programm eines der populärsten Violinkonzerte: Max Bruchs g-Moll-Konzert op. 26. Die Beliebtheit des Werkes hat seine Gründe. Es bietet den Solisten eine außergewöhnliche gestalterische Bandbreite. Für Alma ein weites Feld, ihre Fähigkeiten am Instrument zu demonstrieren, was allerdings zugleich die Schwierigkeit mit sich brachte, diese Vielfalt unter einen großen Bogen zu kriegen, damit der schlüssige Aufbau offenbart wird. Das gelang Dorian Keilhack überzeugend, da die Orchestervereinigung Gauting wieder mal ein gutes Stück über sich hinauswuchs, was Straffheit, Präzision und Homogenität anging. Das hatte das Orchester schon zu Beginn mit Beethovens Ouvertüre zu "Coriolan" c-Moll op. 62 mit einer souveränen Kontrastierung zwischen kraftvoller Dramatik und geschmeidiger Melodik vorgeführt. Die Höchstleistung zeigte sich im Ausdruck, explizit im geheimnisvoll verdunkelten Schluss, der eine ausgeprägte Atmosphäre ausbreitete und eine magische Spannung im Raum zurückließ.

Alma war bisweilen stark gefordert, ihre Violinstimme über die Fülle des homogenen Orchesters empor zu heben. Wenn sie mit großem, elegischen Ton zu Höhenflügen aufbrach, fühlte sie sich sichtlich wohl. Dennoch war ihre Sensibilität immer spürbar, zudem mit einem berührend empfindsamen Adagio auch zu hören. Bisweilen schien sie schon im Kopfsatz vor ihrer eigenen Virtuosität zu erschrecken, dann wankte ihre Sicherheit, damit ihre Intonation und Geläufigkeit. Obgleich Alma vor wenigen Wochen in ihrer Altersgruppe auf Bundesebene den Wettbewerb Jugend Musiziert gewann, ist die Herausforderung, souverän vor ein Orchester zu treten, noch ein paar Nummern größer. Aber sie behielt die Nerven, fand immer wieder zu ihrer Selbstbeherrschung zurück, was wiederum ihr Selbstvertrauen sichtlich stärkte.

Im Finale stimmte dann einfach alles, sowohl bei Alma Vivienne wie beim Orchester. Mit einer packenden Dramaturgie schmetterte Alma Bravourös das Thema, erschreckte auch nicht vor den virtuosen Passagen, entwickelte gar ein feuriges Temperament, das sie im lyrischen Abschnitt in Leidenschaft umzumünzen verstand. Mit dem straffen und substanzvollen Orchester gelang so ein fulminantes Finale. Das begeisterte Publikum bekam noch einen geistvollen Bach-Satz für Violine solo als Zugabe.

Auf diese Weise freigespielt, konnte die Orchestervereinigung in der "italienischen" Sinfonie A-Dur op. 90 von Mendelssohn noch einmal alle Register ziehen. Keilhack tat gut daran, zwischendurch die Zügel locker zu lassen, um dann in den rhythmisierten Passagen mit strenger Stabführung Straffheit und Präzision abzurufen. Auch wenn das fließende Wogen der Streicher im dritten Satz etwas aus der Homogenität geriet, zeigte sich das Orchester sonst einhellig in der Gestaltung der dramaturgischen Verläufe. Das sollte im Schlusssatz mit dem Saltarello-Tanz ein Superlativ werden. Trotz spritziger Leichtigkeit und schlanker Linie bereitete das Orchester mit Bravour ein eindrucksvolles Finale aus einem Guss. Das Publikum applaudierte frenetisch.

© SZ vom 10.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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