Klassikkonzert:Alles für Mozart

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Endlich im Hauptprogramm: Roman Gerber spielt zum dritten Mal bei dem Festival, diesmal im Alten Schloss, dem Sitz der Evangelischen Akademie. (Foto: Ralf Luethy)

Der Starnberger Roman Gerber spielt bei den Tutzinger Brahmstagen auf einer Bassettklarinette

Von Gerhard Summer, Tutzing

Bei seinem ersten Auftritt zu den Brahmstagen war er gerade mal 19. Ein junger Kerl mit kühn nach oben frisierter Mähne. Damals mischte er noch beim kleinen Galeriekonzert mit, das extra für ihn und die anderen jungen Künstler erfunden worden war, nun kommt er ins Hauptprogramm: Klarinettist Roman Gerber aus Starnberg tritt an diesem Sonntag zusammen mit Musikern seiner Generation, dem Goldmund Quartett, im alten Tutzinger Schloss auf. Die Fünf nehmen sich die Klarinettenquintette von Mozart und Brahms vor, die Goldmunds interpretieren danach noch Haydns Streichquartett D-Dur op. 76.5.

Gerber ist inzwischen 27 und auf dem besten Weg, einer der Großen an der Klarinette zu werden. Obwohl: So würde er das nicht sagen. Wer ihm begegnet, trifft auf einen, der weiß, was er will, der elegant und exakt formuliert, sich aber nicht plump anpreist. Seit zwei Jahren lebt der gebürtige Starnberger, der in Feldafing aufgewachsen und in Tutzing aufs Gymnasium gegangen ist, inzwischen in Hamburg. Sein Studium in der Klasse von Sabine Meyer, der Starklarinettistin, und Reiner Wehle an der Musikhochschule Lübeck hat er im Sommer 2016 abgeschlossen. Nun legt er noch das Konzertexamen drauf, eine Art Aufbaustudium für Musiker, die schon den Bachelor und Master in der Tasche haben. Für die Abschlussprüfung im Dezember in Hamburg nimmt er sich das Ende der Vierzigerjahre entstandene Konzert von Aaron Copland vor. Musik des New Yorkers, Stücke von Leonard Bernstein, Brahms und Schumann haben einen festen Platz im Repertoire des Musikers.

Schon jetzt gibt Gerber an die 60 Konzerte im Jahr, vorwiegend in Norddeutschland mit wechselnden Kammermusik-Besetzungen und im Duo mit dem Pianisten Oliver Bunnenberg. Im nächsten Frühjahr gastiert er, weil er ein Stipendium bekommen hat, in Shanghai und Los Angeles. In Diskussionen soll es unter anderem darum gehen, wie die Zukunft des Orchesters aussieht und wie sich Ensemblemusiker nach Jahrzehnten ihre Kreativität erhalten können. Gerber hat trotzdem nicht vor, ein "Jetset-Leben" zu führen. Ihm sei es wichtig, "bodenständig zu bleiben" und die Verbindung zu Menschen zu halten. Dass er acht Jahre nach seinem Debüt bei den Brahmstagen nun im Alten Schloss auftritt, also gleichsam mit dem Festival wachsen kann, das sei für ihn "irre schön".

Roman Gerber bringt eine Besonderheit nach Tutzing mit: Er spielt das Mozart-Quintett originalgetreu auf einer Bassettklarinette, die vier tiefe Töne mehr hat als das übliche Instrument und bis zum A hinunterreicht. Er braucht einen Gurt für den Exoten, denn der Daumen, der sonst das Instrument hält, wird nun zum Spielfinger. Genau das ist das Problem: Die über vier Oktaven reichende Bassettklarinette zu bändigen, das sei ein bisschen so wie Spaßfahrradfahren und eine "kleine Zirkusnummer", sagt Roman Gerber: "Du hast eine Klarinette in der Hand, aber alles funktioniert anders. Denn der Daumen muss auf einmal virtuos sein, da denkt man im ersten Moment, dass einem ein paar Gehirnzellen fehlen."

Der Vorteil: Mit seiner Sonderanfertigung aus Neustadt an der Aisch komme er "der Wahrheit ein Stück näher". Denn eine konventionelle Klarinette erreicht gar nicht das tiefe A, der Musiker muss eine Oktave höher spielen - und damit gerät die Korrespondenz mit den anderen Instrumenten aus dem Lot. Genau aus diesem Grund hatte sich auch der Wiener Anton Stadler, für den Mozart das Quintett schrieb, eine Bassettklarinette bauen lassen, damals war das ein "Superexot", wie Gerber sagt. Für das Brahms-Quintett in h-Moll wiederum, das bei fast gleichem Aufbau länger sei als Mozarts Stück, viel intensiver und deutlich mehr ineinander verwobene Kammermusik, greift er auf eine ganz normale Klarinette zurück.

Sowohl Mozart als auch Brahms haben die Werke am Ende ihres Lebens geschrieben. Was zumindest aus heutiger Sicht ein Glücksfall für Klarinettisten ist: "Unser Repertoire ist nicht groß, aber das, was da ist, ist irre gut".

Brahmstage: Roman Gerber und das Goldmund Quartett spielen an diesem Sonntag, 18 Uhr, im Alten Schloss Tutzing. Kartentelefon: 08151/559721 oder 08158/8388.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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