Der schönste Tag im Leben:Full-Service mit Gottes Segen

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Segensreiches Glücksrad: Landesbischof Christian Kopp bei der Präsentation des Projekts "5Seenhochzeit" im Starnberger Bucentaurpark. (Foto: Georgine Treybal)

Die evangelischen Gemeinden rund um Starnberger See und Ammersee haben ein neues Angebot: Die "5Seenhochzeit" will das Heiraten durch kirchlich organisierte Eheschließungen attraktiver machen.

Von Mascha Plücker, Tutzing

Elegante weiße Stehtische, dekoriert mit herbstlichen Blumensträußen, gefüllte Sektgläser, Menschen in festlicher Garderobe, eine Jazz-Band zur musikalischen Untermalung. Hinter der feierlichen Gesellschaft erstreckt sich die Kulisse des Starnberger Sees - eine Hochzeits-Location wie aus dem Bilderbuch. Genau diese Idylle wollten die Veranstalter in der Vorwoche im Starnberger Bucentaurpark vermutlich ganz bewusst vermitteln: Es geht um den schönsten Tag im Leben, die Hochzeit. Und die wird nun aktiv beworben. Konkret geht es um den Akt der Eheschließung am Starnberger See - und damit auch die kirchliche Hochzeit im Allgemeinen. Hierfür sind nun fünf evangelische Gemeinden im Fünfseenland gewissermaßen selbst einen Bund eingegangen: Eine Kooperation mit dem schönen Projektnamen "5Seenhochzeit".

Die Gemeinden Berg, Starnberg, Tutzing, Penzberg/Seeshaupt und Herrsching wollen Brautpaaren durch das Projekt rund um Starnberger See und Ammersee mehr Serviceleistungen anbieten. Für dieses Unterfangen wurden auch wirtschaftliche Dienstleister an Bord geholt, darunter Hochzeitsplanerinnen- und planer, Hotels und Blumengeschäfte. Auf einer neu aufpolierten Website unter www.5seenhochzeit.de finden Heiratswillige nun gebündelt alle Informationen und Anlaufstellen in der Region. In Zeiten, in denen die Kirche zunehmend mit gesellschaftlichem Bedeutungsverlust zu kämpfen hat, erhoffen sich die Initiatoren von ihrem Projekt, die kirchliche Teilhabe im Hochzeitsmarkt steigern zu können. Herrschings Pfarrer Ulrich Haberl erklärt, dass durch die Kooperation aus einem "Gegenüber von Kirche und Dienstleistern" nun ein "Miteinander" werde, "um es gemeinsam möglich zu machen, dass Brautpaare gut in die Ehe starten können".

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Kirchlich organisierte Hochzeiten attraktiv machen - das ist das Ziel der Veranstaltung am Ufer des Starnberger Sees. Für das zweistündige Programm hatten die Organisatoren prominent eingeladen: Der neue evangelische Landesbischof Christian Kopp will das Projekt ebenfalls unterstützen. Der lobt den Mut der Beteiligten in dieser "bisher unkonventionellen Zusammenarbeit" von Kirchgemeinden und wirtschaftlichen Dienstleistern. Er sieht in dem Projekt die Zukunft kirchlicher Arbeit. "Ich empfinde es als großes Learning für uns als kirchliche Vertreter", sagt Kopp, "sich dezentral zu organisieren und zu verbinden, da wir als Kirchen gemeinsam besser funktionieren."

Kirchlich organisierte Hochzeiten müssen nicht an kirchliche Stätten gebunden sein

Auch Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Landkreis unterstützen die Aktion. Johannes Habdank, Pfarrer in Berg, betont, dass die evangelischen Gemeinden beim Projekt nicht nur als Stätten für Eheschließungen fungieren, sondern eine aktivere Rolle in der Vermittlung von Hochzeits-Locations einnehmen wollen - auch außerhalb des eigenen Gemeindekreises. Kirchlich organisierte Hochzeiten müssten nicht an kirchliche Stätten gebunden sein, sondern könnten auch im Freien oder an besonderen Orten stattfinden. Das Fünfseenland biete hierfür eine Reihe angemessener Kulissen. Gleichwohl wollen die Initiatoren sich in ihrem Wirkungskreis nicht auf die jeweilige Region beschränken, sondern auch überregional arbeiten- alles unter dem Vorzeichen der Flexibilität: "Die Kirche soll da sein, wo die Menschen sind", findet Habdank, der selbst bereits viele Paare außerhalb seines Gemeindekreises traute - sogar auf Sardinien.

Heiraten soll wieder mehr Spaß machen, die evangelischen Kirchengemeinden wollen bei den Feierlichkeiten durch Vermittlung professioneller Dienstleister helfen. Bei der Projektpäsentation dabei (v.li.): Philipp Ross, Simon Döbrich, Susanne Parche, Karsten Schaller, Johannes Habdank, Beate Frankenberger, Ulrich Haberl, Landesbischof Christian Kopp und Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald. (Foto: Georgine Treybal)

Die Segen-Servicestelle der bayerischen evangelischen Landeskirche in München unterstützt das Projekt ebenfalls. Mitarbeiter Karsten Schaller sieht den Flexibilitätscharakter der Kooperation gar als Chance, "mehr Lust auf Kirche zu machen". Er weiß, dass sich die Anforderungen geändert haben. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Menschen etwas Besonderes suchen", sagte Schaller. "Wir zeigen ihnen, dass die Kirche ihnen das bieten kann." Um bereits bei der Veranstaltung mehr "Lust auf Kirche" zu machen, hat sich die Servicestelle etwas einfallen lassen: Ein buntes Drehrad, wie man es von einer Tombola kennt. Wer am sogenannten "Segenrad" dreht, erhält ein Segenkärtchen aus unterschiedlichen Bereichen: Den Beziehungssegen, den Start-Up-Segen oder auch den Chill-Segen. Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald, die ebenfalls angereist ist, um ihren Zuspruch für die "5Seenhochzeit" zu verkünden, wird prompt zum Drehen aufgefordert. Vor versammelter Mannschaft erhält sie den Chill-Segen. "Den kann ich als Bürgermeisterin bestimmt gut gebrauchen", findet sie.

Ob das Projekt "5Seenhochzeit" bei zukünftigen Brautpaaren eine ähnliche Begeisterung für kirchlich-organisierte Hochzeiten wie bei den Veranstaltern hervorruft, bleibt indes abzuwarten. Zumindest die festliche Vereinigung am angeblich schönsten Tag des Lebens, so sehen es wohl die meisten Beteiligten, sollte so oder so ein voller Erfolg sein.

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